Re: Kamera-Werk C. Richter Tharandt, Reflecta und Varianten
Hallo Axel,
danke für den Hinweis. Einen VEB hatte ich eigentlich gedanklich ausgeschlossen da ich aus DDR-Zeiten bisher nur diese Abziehbilder als Inventarschilder kenne, auch die Schlagzahlen auf dem Schild sind von der Type her mMn. vorkrieg.
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Re: Kamera-Werk C. Richter Tharandt, Reflecta und Varianten
Hallo zusammen, beim einleitenden Beitrag zu diesem Thread wurde auch die Geschichte der Kamerafabrik von Ferdinand Merkel bis zur Kamerafabrik C. Richter skizziert. Mittlerweile ist der informative Artikel von Dieter Riebe zu Ferdinand Merkel erschienen (Photo Antiquaria, Nr. 156) und auch durch eigene Recherchen haben sich neue Erkenntnisse ergeben, so dass ich hier nochmal stichpunktartig die wichtigsten Daten zum Übergang der Fabrik von Ferdinand Merkel an Charlotte und Fritz Richter wiedergeben möchte, um so auch die Reflecta-Kameras genauer einordnen zu können:
- Ende der 1920er Jahre arbeitete die Firma „Camera-Fabrik Ferdinand Merkel“ mit Verlust und geriet in wirtschaftliche Schwierigkeiten. - Am 9. September 1930 wurde die „Camera-Fabrik Ferdinand Merkel“ mit Wirkung vom 1. Januar 1930 auf die Dauer von fünf Jahren in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt – mit Ferdinand Merkel als Kommanditist sowie Max Wilhelm Schmitz und Kurt Ernst Thienemann als Komplementäre (Thienemann als kaufm. Leiter und Schmitz als techn. Leiter des Unternehmens). Die Zusammenarbeit von Merkel mit Schmitz und Thienemann begann aber bereits 1929. Zum Zeitpunkt der Unterzeichnung des Gesellschaftsvertrages hatte Merkel schon alle Maschinen der Fabrik an einem Darlehensgläubiger verpfändet. - Bereits am 17. Februar 1931 wurde die KG aufgelöst, weil Differenzen zwischen Merkel und den Komplementären eine weitere Zusammenarbeit unmöglich machten. - Merkels neue Firma „Ferdinand Merkel, Fabrik photographische Apparate“ wurde am 8. April 1931 ins Handelsregister eingetragen. (die Eintragung wurde am 24. Februar 1931 von F. Merkel beantragt) - 1932: Der Konkurs von Merkels Firma konnte durch ein erfolgreiches Vergleichsverfahren abgewendet werden. - Am 10. Januar 1933 teilte Ferdinand Merkel dem Amtsgericht mit, dass seine Firma nicht mehr besteht. - Am 9. März 1933 wurde die Firma „Merkel & Co., Camera-Fabrik“ OHG in Tharandt ins Handelsregister eingetragen (bereits am 20. Februar 1933 errichtet). Die OHG besitzt drei Gesellschafter: Wilhelm Merkel (Kaufmann in Tharandt, Großneffe von Ferdinand Merkel, 1921 bis 1927 bereits Angestellter bei Merkel), Albert Schmiedgen (Kaufmann in Tharandt, 1921 bis ca. 1926 und wieder ab 1931 bei Merkel angestellt) und Fritz Richter (Werkmeister in Freiberg, mindestens seit Anfang 1931 bei Merkel angestellt). Der ursprüngliche Fabrikinhaber Ferdinand Merkel arbeitete nach eigenen Angaben in der neuen Firma mit. Grundstück und Fabrikgebäude wurden von Ferdinand Merkel an die neue Firma verpachtet (ohne festen Pachtzins). Das Inventar und die Maschinen wurden von Ferdinand Merkel bereits früher an einen Gläubiger übereignet. - Ab Mai/Juni 1934 verlangen verschiedene Anwälte Auskunft über die Gesellschafter der Firma „Merkel & Co., Camera-Fabrik“ OHG (Finanzschwierigkeiten). - Am 2. Juli 1935 teilte die IHK Dresden dem Amtsgericht mit, dass die Ehefrau von Fritz Richter, Charlotte Ilse Richter geb. Kasparick, eine Kamerafabrik als Gewerbe angemeldet hat: „C. Richter Kamera-Fabrik Tharandt (Sa.)“. - Am 15. Juli 1935 teilte Fritz Richter dem Amtsgericht mit, dass die Liquidation der Firma „Merkel & Co., Camera-Fabrik“ OHG begonnen hat und dass die Eintragung der Liquidation ins Handelsregister demnächst angemeldet wird.
Soweit zur Geschichte des Kamerawerkes, aber wie lässt sich die Reflecta darin verorten? Dieter Riebe weist in seinem Artikel zu Ferdinand Merkel (Photo Antiquaria, Nr. 156) darauf hin, dass sich der wohl früheste Nachweis für die Reflecta in einem Katalog von Emil Birnbaum von 1934 findet (Händlervariante Embirflex). Die erste zeitgenössische Werbeanzeige habe ich für Mai 1935 gefunden. Diese beiden Nachweise der Reflecta belegen, dass die Kamera ursprünglich ein Produkt der „Merkel & Co., Camera-Fabrik“ war, welches die Firma „C. Richter Kamera-Fabrik Tharandt (Sa.)“ ab Mitte des Jahres 1935 erfolgreich weiterproduzierte.
Die Reflecta-Produktion begann demnach höchstwahrscheinlich in Jahr 1934 und somit erst nach Erscheinen der Rolleicord und der Voigtländer Brillant. Dass die Reflecta als Konkurrenzprodukt für die Rolleicord konzipiert wurde, zeigt sicherlich die Verwendung/Benennung des Objektivs „Triolar 4.5“ adäquat zu CZJ „Triotar 4.5“ bei der Rolleicord. Wie die obige Werbeanzeige belegt, scheint die Reflecta geringfügig preiswerter als die Voigtländer Brillant angeboten worden zu sein.
Rolleicord, Trumpfreflex (Reflecta-Variante) und Brillant
Die Reflecta wurde bekanntermaßen nach dem 2. WK als Reflekta weiterentwickelt, was in der Weltaflex seinen Abschluss fand. Dass die Reflecta gegebenenfalls auch bei der Konstruktion anderer TLRs als Vorbild diente, zeigt ein Vergleich mit der Ricoh Ricohflex Mod.B .
iIa Re: Kamera-Werk C. Richter Tharandt, Reflecta und Varianten
Hallo zusammen,
nachdem hier schon die Reflecta und die Vitaflex vorgestellt wurden, soll nun noch die oben schon gezeigte Trumpfreflex folgen.
Wenn man diese drei Namensvarianten zuordnen möchte, so ist die Reflecta das ‚Original‘. Die Vitaflex ist wohl eine einfach ausgestattete Variante und die Trumpfreflex eine Exportvariante. So wäre es zumindest meine Vermutung, denn eine besser ausgestattete Vitaflex ist mir noch nicht aufgefallen.
Die allgemeinen Spezifikationen dieser TLRs kann man oben bei den Vorstellungen der Reflecta und der Vitaflex nachlesen. Die hier gezeigte Trumpfreflex ist mit einem Anastigmat „Triolar“ 4.5/7,5 cm in einem einfachen Verschluss von Stein & Binnewerg bestückt. Der Seriennummer nach könnte das Objektiv von E. Ludwig hergestellt worden sein. Die Kamera verfügt weiterhin über drei verschließbare Filmsichtfenster, die entsprechend der einzustellenden Bildnummern beschriftet sind. Da die Kameras für den Export hergestellt wurden, besitzen sie eine Entfernungsskala und eine Tiefenschärfentabelle in Feet-Angaben und zusätzlich einen Aufdruck „Made in Germany“. Nach den Angaben im WEB soll die Trumpfreflex um 1940 für Sears Roebuck hergestellt worden sein. Bei der Suche im WEB ist mir noch aufgefallen, dass nur Trumpfreflex-Kameras mit drei Filmsichtfenstern zu finden sind
Re: Kamera-Werk C. Richter Tharandt, Reflecta und Varianten
Hallo Axel,
vielen Dank für die zusätzlichen Informationen zur Reflecta! Wie der Vergleich mit anderen einfachen TLRs um 1934 zeigt, bietet diese Kamera – immerhin eine echte Spiegelreflex mit Scharfeinstellung auf der Mattscheibe, dieser Hinweis zielte sicherlich Richtung Voigtländer – ein sehr günstiges Preis-Leistungsverhältnis; sie war sogar mit Compur lieferbar. Hier einmal die Preise 1934 für die Compur-Ausstattung im Vergleich:
Rolleicord I, Triotar 4,5, Cpr.: 88,00 Ikoflex I, Novar 4,5, Derval (Cpr. wurde erst später angeboten): 69,00 Brillant, Skopar 4,5, Cpr.: 51,00; Reflecta, An. 4,5, Cpr.: 36,50
Zugegeben: Die Kameras sind nicht direkt miteinander vergleichbar, denn die Voigtländer hat mit dem Skopar zwar das beste Objektiv, ist aber keine echte Spiegelreflex; die erste Ikoflex war nur mit dem einfachen Derval lieferbar. Die Reflecta ist die günstigste von allen. Klar, es ist keine Systemkamera wie die Rolleicord und hat auch noch keinen Parallaxenausgleich, auch ist die Mechanik nicht so ausgefeilt wie die der anderen Modelle – dafür kostete sie weniger als die Hälfte der Rolleicord.
-- Beste Grüße Jan
Admin: Ich habe den Beitrag von Ingrid "Meine Brillant-Kameras" auf ihren Wunsch herausgetrennt und zu einem eigenen Tread gewandelt, deshalb musste noch ein Beitrag von Jan_S gelöscht werden, wegen Erledigung. Jetzt ist der Thread hier wieder in sich schlüssig.
Re: Kamera-Werk C. Richter Tharandt, Reflecta und Varianten
Sammler:Hallo
zum Artikel von 06.02.23 18:45 von Prakticafan Möchte ich eine Anmerkung machen
Die Kamra wurde auf Baujahr 1940 geschätzt und das wird auch icherlich richtig sein da das von Kadlubek unter RIH0060 auch geführt wird.
Allerdings steht als Hersteller dort Richter (Welta) das könnte aber nicht ganz richtig sein da die Firmenbezeichnungen wie folgt waren
Richter bis 1948 Kamerawerk VEB Tharandt bis 1950 Welta bis 1959 Pentacon ab 1959 bi zum bitterem Ende
Gruß Wolfgang der Sammler
Hallo zusammen,
wobei das Kamerawerk Tharandt am 6.Juni.1950 zu Welta kam. Allerdings schaut man sich die Einträge im Thiele zu Waurich & Weber, Welta, C.Richter , Kamerawerk Tharandt, weiteren Firmen an, weiß man anschließend garnichts mehr
Beste Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
Analog: Aus Negativ wird Positiv. Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.