[ Div. iIa ] Belichtungsmessung vor der Zeit der Selen-Belichtungsmesser
Hallo zusammen,
heute braucht man sich im Allgemeinen beim Fotografieren nicht um die Belichtung beim Aufnehmen kümmern. Die Automatik oder Halbautomatik nimmt alles ab. Klar, wenn man will, kann man hier immer noch gestalterisch eingreifen.
Bevor diese Kamera-internen Automatiken oder Selen-Nachführeinrichtungen üblich waren, hatten die Fotografen nur vier Strategien:
1) learning by doing. Man macht Versuche, wieviel Licht man bei Sonnenschein, bei Bewölkung, morgens, abends, usw. haben mußte.
2) Nutzung von Belichtungstabellen
3) Verwendung von Licht-Vergleichsgeräten
4) Verwendung von chemischen Belichtungsmessern
5) Die berühmte Nutzung der Hauskatze (Pupillenänderung) ...
Die Belichtung nach Erfahrungswerten (1) war sicher die meist verwendete Methode und reichte oft für brauchbare Aufnahmen aus. Viele Negative hatten einen gewissen Belichtungsspielraum und in Grenzen konnte man bei der Dunkelkammerarbeit Fehlbelichtungen ausgleichen.
Die Tabellen (2) waren nur Hilfsmittel zur Eigenbeurteilung von Motivhelligkeiten. Man konnte also nicht messen.
Die Lichtvergleichsgeräte (3) (optische und chemische) waren schon echte Messgeräte. Bei den optischen Geräten konnte man beispielsweise durch ein Betrachtungsfenster die Helligkeit so verändern, dass man das Motiv gerade noch (von der Helligkeit her) erkennen konnte, dann las man von einer Skala den Belichtungswert ab. Bei den chemisch arbeitenden Geräte nutzte man ein eingelegtes spezielles Fotopapier, welches sich in Abhängigkeit des auftreffenden Lichtes verdunkelte. Nun wurde die Verdunklung mit einem Referenz-Graukeil verglichen. Der erkannte Wert wurde mit einer Tabelle in Bezug gesetzt.
Die chemischen Geräte (4) benötigten ein spezielles lichtempfindliches Fotopapier, das in das Gerät (in der Dunkelkammer) eigelegt wurde. Wollte man nun eine Fotoaufnahme machen, stellte man die Skalierung passend zum verwendeten Negativmaterial (Empfindlichkeit) der Kamera ein, schob das "Belichtungsfenster" des Messers ein Stück weiter und beobachtete wie lange es dauerte, bis das Papier den Dunklungsgrad der beiden Referenzflächen erreicht hatte. Das konnte mit einer Stoppuhr oder durch simples Zählen erreicht werden. Die ermittelte Zeit war nicht 1:1 für die Kamera relevant, nein es mußte der richtige Wert auf einer entsprechenden Skala abgelesen werden. Umständlich, auch weil das Belichtungsmesser-Papier alterte und Nachladen nur im Dunkelkammersack oder in der Dunkelkammer erledigt werden konnte. Hinzu kam: Die Negativfirmen und Kamerahersteller nutzten unterschiedliche "DIN"-Zahlen und Blenden-Bezugsgrößen. Eigentlch musste man den Belichtungsmesser für SEIN Film und SEINE Kamera durch Versuche kalibrieren.
Zur "Belichtungskatze" (4) hört man viel. Ob das Verfahren wirklich oft wirksam angewendet wurde, ist vielleicht mit einem Fragezeichen zu versehen.
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Alle diese Geräte hatten gewisse Toleranzen, zumal in den frühen Jahren die Lichtempfindlichkeit von Filmen unterschiedlich benannt waren. Trotzdem waren diese nichtelektrischen Messmöglichkeiten doch eine gewisse Erleichterung beim Fotografieren.
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Re: Belichtungsmessung vor der Zeit der Selen-Belichtungsmesser
Interessantes Thema, Rainer.
Aus Büchern habe ich die Information, dass es auf den sehr alten Gruppenfotos kein Lächeln der Personen gab. Der Grund war, dass die Belichtungszeit mehrere Minuten gedauert hatte. Da konnte niemand das Lächeln "halten" Bewegen war absolut nicht angesagt.
In manchen Filmen sah ich, wie der Fotograf an der grossen Plattenkamera die Kappe am Objektiv abzog und einen Reimspruch aufsagte, dann den Deckel wieder draufsetzte. Das waren die Erfahrungswerte.
Wie zum Beispiel: " Friede, Freude, Eierkuchen, jeder muss sein Glück versuchen" (4 Sekunden)
Bei diesem Thema fiel mir ein: Was war das erste Foto? Möglicherweise: h t t ps://k werfeldein.de/2014/01/10/die-erste-fotografie-der-welt/
Thema: Collodin. Erst wird eine Mischung aus Kollodion (klebriges Zeug mit dem man auch EKG-Elektroden an der Brust befestigt) und Alkohol+Ether auf die Platte gegossen (Glas oder Blech). Wenn diese Beschichtung leicht angetrocknet ist, wird die Platte in ein Silberbad getunkt. Das Silbernitrat wird mit bestimmten Salzen (Kadmium-Bromid) lichtempfindlich gemacht.
Nach ein paar Minuten ist das Silber in die Kollodionschicht gedrungen und die Platte wird aus dem Bad, nach kurzem Abtropfen, sofort in die Kassette gesteckt (unter roter Beleuchtung) und sofort in die Kamera und dann sofort das Bild gemacht (darf nicht zu sehr trocknen).
Dann die belichtete Platte mit Entwickler übergossen, anschließend in Fixierer gelegt.
Re: Belichtungsmessung vor der Zeit der Selen-Belichtungsmesser
Hallo zusammen,
schön auch einen chemischen Belichtungsmesser im Forum sehen zu können. War schon damals etwas aufwändig, die richtige Belichtung zu ermitteln. Zumal wohl damals auch noch nicht wirklich DAS genormte Belichtungs-System zu haben, wie später z.B. DIN oder ASA.
Ich denke, man wird auch einige Versuchsaufnahmen zur Kalibrierung mit dem verwendeten Entwickler und Platten / Film - Typ , sowie der vorhandenen Kamera gemacht haben.
Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
Analog: Aus Negativ wird Positiv. Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.
Hallo und einen schönenTag in meiner Sammlung habe ich einen Belichtungsmesser von dem nicht viel und dann auch wiedersprüchliches im Netz zu finden ist.
Wer ist der Hersteller ??? hier gehen die Meinungen auseinander.
Admin, 01.05.2023: Wahrscheinlich Excelsiorwerk, auch für Balda
Excelsiorwerk Expophot Optischer Belichtungsmeser
Hergestellt ab etwa 1935 Einstellbereich 4 bis 19 DIN 14 bis 29 Scheiner Blende 1,4 bis 64 30 Minuten bis 1/1000 Sekunde
Mein Modell ist mit Made In Germany gemarkt aber es gibt ihn auch als Made in Austria (hievon besitze ich nur den Karton)
Der Exophot wurde in Deutschland von Balda vertrieben.
Es stehen wohl 2 Hersteller zur Auswahl a) Kiesewetter aus Deutschland b) Drem Austria
für mich denke ich das Drem der Hersteller war, warum, Der Belichtungsmesser wurde in den USA 1940 Patentiert und zwar von einem Herrn Bing und dieser war der USA"Stadthalter" von Drem. Dr. E Mayer nahm sich 1938 das Leben
Und jetzt noch. 1938 wurde Austria eine Teil von Deutschland und es gab die Auflage alle Produkte mit Made in Germany zu bezeichnen.
Re: Belichtungsmessung vor der Zeit der Selen-Belichtungsmesser
Vielleicht kann das weiterhelfen: Im Register von Miha Podlogar, Belichtungsmesser und Kameras mit eingebautem Belichtungsmesser, Ljubljana 1996, ISBN 961-90338-0-9, auf Seite 162 wird unter Drem kein Exophot auf gelistet, hingegen auf Seite 163 unter Excelsiorwerk (DDR) als optischer Belichtungsmesser „Expophot“.
Re: Belichtungsmessung vor der Zeit der Selen-Belichtungsmesser
Hallo Bae und Andreas
die Quelle Podlogar kenn ich auch aber das beantwortet mir nicht die Frage Made in Austria und wie kann ein Drem Mitatbeiter das Patent in USA abmelden. Was jedoch sicher ist nach 1945 gab es Drem nicht mehr wurde kurz nach Austria Anschluss gelöscht und deshalb gab es keine Möglichkeit Made in Austria nach 1945.
Photobutmore ist meiner Meinung nach in in diesem Fall in sich nicht schlüssig obwohl das für mich sonst die BIBEL für Belichtungsmesser ist.
Re: Belichtungsmessung vor der Zeit der Selen-Belichtungsmesser
Um eine historische Frage zu klären, muß man Quellen heranziehen und notfalls Sekundärliteratur. Selbstverständlich lässt sich dabei auch die Problematik der Zuverlässigkeit einer Sekundärquelle untersuchen und diskutieren. Aber besser, man übergeht keine Quelle. Die Frage selbst war damit natürlich noch nicht geklärt. Und ich wusste auch nicht, ob Ihnen der Katalog von Podlogar bekannt ist. Nur das sollte mein kleiner Beitrag leisten. einen Hinweis auf diese Sekundärquelle. Grüße wie immer vom Bae
Re: Belichtungsmessung vor der Zeit der Selen-Belichtungsmesser
Hallo zusammen,
ich denke auch es ist immer eine gute Idee, möglichst viele Quellen zu nennen, auch wenn sich dabei Widersprüche auftun. Wir sind ja heute eigentlich alle immer mehr auf Sekundärquellen angewiesen, Zeitzeugen werden immer weniger.
Um ein Bewerten die Quellen kommt man dann nicht herum, Restzweifel werden oft bleiben.
Beste Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
Analog: Aus Negativ wird Positiv. Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.