möchte mal eure Meinung zu folgenden Thema hören. Ich habe immer wieder Kameras, die sich nicht unbedingt in einen sehr guten Zustand befinden. Im Gegenteil, sehr abgerieben und gebraucht. Sollte man so etwas erhalten? Und wenn ja wie? Patina belassen oder so gut es geht reinigen?
Hier folgendes Beispiel einer Brückner Reisekamera:
Fundzustand:
Meistens beginne ich damit alles zu zerlegen, zu reinigen und als erstes die Optik aufzuarbeiten. Das sieht dann so aus:
Selbiges mache ich mit den Gehäuseteilen. Fehlteile werden so gut es geht ersetzt (in diesem Fall die Mattscheibe und eine Messingschnalle zur Halterung des Mattscheibenrahmens)
Ich ersetze dann auch meistens alle Schrauben und versuche diese bei deutschen Kameras "artgerecht" alle gleich auszurichten
Beim Holz mache ich meistens nichts, außer reinigen und leimen wo nötig. Die Druckstellen welche über die Jahre entstanden sind abzuschleifen und die Schellack Oberfläche zu erneuern wäre meist zu aufwendig und teilweise auch gar nicht möglich, weil die Druckstellen und Kratzer einfach zu tief sind.
Macht ihr das auch so? Oder würdet ihr die Oberflächen (Messing / Holz) anderes behandeln? Oder aber auch die Patina komplett belassen.
Speziell beim Messing ist das so eine Sache, fängt man zum schleifen und polieren an, dann gibt es hier kein Mittelmaß.
Gerne freue ich mich auf eure Meinungen hierzu.
LG Markus
Analoge Kameras sind zum sammeln gedacht, man kann aber auch damit fotografieren...
diese Frage kenne ich auch aus meinem zweiten Interessengebiet der Radio - Oldtimer. ich neige ganz klar zu einem Jein. Will sagen kommt immer darauf an. Beim Holz dieser Kameras wäre ich geneigt doch ein wenig die Alters-Patina zu akzeptieren. Bei den Messingteilen wäre mir eine Aufarbeitung näher.
Oberflächen-stumpfes Messing mit Oxydationsspuren sieht einfach nicht so gut aus. Die behandelten Messingteile der Kamera macht die Kamera wieder sehenswert.
Die Frage wäre, ob man nach der Wiederherstellung des Oberflächenglanzes noch Zaponlack aufträgt?
Beste Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
Analog: Aus Negativ wird Positiv. Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.
Keins von einer Kamera, da ich keine Reisekameras aufbereite. Ich habe mir vor zwei Monaten mal ein paar Messing-Dekos vorgenommen, die arg angelaufen waren. Meine üblichen Geheimwaffen, Elsterglanz oder z.B. NevrDull von Polo (Polierwatte mit agressiven Schleifkörpern und schwer versetzt mit Lösungsmittel) wären hier nicht anwendbar gewesen und der oberste Artikel ist ein typisches Touristensouvenir mit Gussgraten usw., aber der zweite ein kunstgewerblicher oder gar antiker, dem wegen seines religiösen Zusammenhangs auch Achtung gebührte.
Sie laufen natürlich auch irgendwann wieder an, wie das bei Messing halt so ist.
Viele Grüße, Hannes :)
(Edit)
Fast alle Internet-Ratschläge zur Messingreinigung sind grauenhafter Blödsinn. Oft wird Backpulver empfohlen. Backpulver ist Natron mit Maismehl vermischt. Gut gegen Ameisen, sie lieben das Maismehl und das Natron bekommt ihnen nicht gut. Gleich dahinter (90 Prozent der "Tipps mit Hausmitteln") kommt der Rat, Natron mit Zitronensäure bzw. Zitronen zusammen anzuwenden. Klar, Natronlösung ist eine Lauge, Zitronensäure ist eine Säure, beides zusammengemixt muss doch um so besser wirken, oder nicht?
Natron habe ich übrigens vom Buchhändler oder bei Chemdiscount gekauft. 5 Kilo 15 Euro, z.B. https://www.amazon.de/Natron-Pulver-Lebensmittelqualit%C3%A4t-E500ii-NaHCO3/dp/B079VST52S/ref=sr_1_3?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&keywords=natron&qid=1657574181&sr=8-3. 'Ne kleine Löffelspitze im zu sauren Wein verhindert auch, daß das Magengeschwür wieder mal rebelliert.
In diesem Artikel wird Säure empfohlen. Er ist so ausführlich, daß ich ihn verlinke, obwohl ich Säure an Messing nie ausprobiert habe und das auch nicht vorhabe. (Säure gegen verkalkte Installationsteile habe ich hingegen mit sensationellem Erfolg im Ultraschallbad angewendet). https://minikar.ru/de/money/kak-ochistit-latun-v-domashnih-usloviyah-kak-i-chem-chistit-latun-v-domashnih/
Rainer: Die Frage wäre, ob man nach der Wiederherstellung des Oberflächenglanzes noch Zaponlack aufträgt?
Dagegen. Aber meine Erfahrungen kommen nur vom Motorrad, und da von Aluminium: Erfahrungsgemäß wird irgendwann mal jeder Lack hässlich unterlaufen, und den kriegt man nie wieder ab. Gut ... meine Warnung ist dann wohl am sinnvollsten, wenn man eine restaurierte, unbezahlbare Reisekamera durch Salzgischt fährt . Dennoch, Sammler könnten dahin tendieren, jeden ihrer Restaurations-Schritte reversibel zu machen. Angelaufenes Messing wieder abzupolieren, ist allemal leichter, und für Liebhaber in künftigen Jahrzehnten ungeachtet, welche Ressourcen und Kenntnisse sie dafür anwenden können, machbarer, als lackiertes und vielleicht ramponiertes Messing wieder in den Urzustand zu versetzen.
man findet Lob und Tadel zur Nutzung von Zaponlack. Kommt wirklich auch darauf an, wofür und in welcher Nutzungsumgebung man diesen Lack anwendet.
Ich selbst habe nur wenig Erfahrung mit Zaponlack. Ich hatte in den späten 80-iger Jahren einen Messing-Kerzenhalter nach kompletter Reinigung mit diesem Lack überzogen. Später habe ich diesen Halter verschenkt. Ich habe jetzt mal den Beschenkten befragt, wie denn der Kerzenhalter jetzt nach ca. 35 Jahren aussieht. Und siehe da, derLeuchter sieht noch gut aus, der Lack ist noch dran, eine Unterwanderung hat wohl nicht statt gefunden. Nur ein Einzelfall, aber immerhin ...
Beste Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
Analog: Aus Negativ wird Positiv. Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.
ich wärme mal ein etwas älteres Thema wieder auf, da es hier auch allgemein um das Thema ‚blitzeblank oder mit Patina‘ geht. Mein neuester Zugang wies recht üppigen Grünspan auf. Irgendwo war zu lesen, dass Grünspan im Gegensatz zur Patina das Metall angreift/zerfrisst und unbedingt entfernt werden sollte. Ich bin grundsätzlich eher geneigt die Alterungs-/Benutzungsspuren zu erhalten, da sie Teil der Geschichte des Objektes sind. Wenn eine Kamera defekt ist, lege ich aber auch mal Hand an. Ansonsten beschränke ich mich meist auf Reinigung und Pflege. Für Grünspan empfiehlt eine Museumsseite die Verwendung eines Wattebauschs mit Ethanol getränkt, was ich im vorliegenden Fall auch so gehandhabt habe. Das Ergebnis (siehe beigefügtes Foto) ist für mich zufriedenstellend, nur bei den Schrauben muss ich nochmal nacharbeiten, um den Span aus den Schlitzen zu bekommen.
Zur Brückner-Kamera vom Startbeitrag meine unmaßgebliche Meinung: Wenn die Metallteile derart korrodiert sind, dass man eigentlich nicht von Patina sprechen kann, hätte ich auch Hand angelegt. Und wie von Marcus schon bemerkt, gibt es „beim Messing … kein Mittelmaß“. Also nur ein bisschen Abschleifen sieht dann unter Umständen noch schlimmer aus. Beim Objektiv hätte man gegebenenfalls die goldgelbe Patina erhalten können, aber das hätte dann nicht mehr zu den Beschlägen der Kamera gepasst. Mein Fazit: schöne Arbeit und das Holz zeigt noch die Geschichte des Objekts.
Aufgefallen ist mir noch, dass die schöne Kamera (Brückner UNION Modell III?) noch nicht vorgestellt wurde und dementsprechend auch nicht im Museum zu finden ist …
axel:Ansonsten beschränke ich mich meist auf Reinigung und Pflege. Für Grünspan empfiehlt eine Museumsseite die Verwendung eines Wattebauschs mit Ethanol getränkt, was ich im vorliegenden Fall auch so gehandhabt habe. Das Ergebnis (siehe beigefügtes Foto) ist für mich zufriedenstellend, nur bei den Schrauben muss ich nochmal nacharbeiten, um den Span aus den Schlitzen zu bekommen.
Ja, ein bisschen Reinigung macht doch eine Menge aus. Im vorliegenden Fall hätte ich mich noch gefragt, ob man die Schärfentiefentabelle erhalten soll, zumal man darunter auch Grünspan vermuten kann. Aber immerhin hat die ein Nutzer nachträglich angebracht, sie gehört insofern zur Geschichte dieser Ikonta. Außerdem hätte man sonst Löcher im Boden. Anderereits sind die dicken Schrauben schon ziemlich brachial...