Hallo Ich habe eine alte vermutlich Zeiss Palmos geerbt. Der Balgen ist in einem erbärmlichen Zustand, das Leder löst sich und ist wegen mangenlder Pflege extrem brüchig. Die Kamera soll nicht in einen funktionsfähigen Zustand versetzt werden, dazu müßte der Balgen vermutlich ausgetauscht werden. Ich möchte nur den Istzustand optisch verbessern und die alten Teile erhalten. Wie kann ich das Leder wieder an den Balgen kleben, damit die Funktion des Zusammenschiebens erhalten bleibt und das Leder sich nicht in Staub auflöst? (Ich weiß jetzt nicht, ob mein Bild einmal oder zweimal vorhanden ist, sehen kann ich es nicht, ist aber angeblich doppelt vorhanden)
das wird eine schwierige Sache. Zuerst, hast Du weitere Fotos die den Zustand der Kamera und Balgen und Leder genauer zeigen?
Leder kann man z.B. mit Pattex durchsichtig VORSICHTIG Kleben (dabei auch die Vorab-Klebewartezeit achten und beide Seite mit Klebstoff versorgen). Gut mit Pinzette RICHTIG platziert kleben.
Oft hilft es, im Balgen kleine Pappstreifen, die die Faltflächen entsprechen vor dem Kleben einzupassen , die kann man später zumeist wieder entnehmen. Die Pappstreifen stabilisieren die verbogenen Balgen-Partien. Wenn es gelingt, die die Falten des Balgens wieder richtig zu legen beim Einschieben des Balkens, kann man den Balgen in der zugeklappten Kamera auch einige Tage so belassen, oft liegen dann die Falten von allein wieder richtig und können nun gut verklebt werden.
Das dient aber nur der äusseren Instandsetzung der Kamera ohne Berücksichtigung der Funktionsfähigkeit.
Aber nochmals: Das ist eine Fummelarbeit für Feinmotoriker*in.
Beste Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
Analog: Aus Negativ wird Positiv. Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.
Fummelarbeit kann ich, Feinmotorik ist auch gut ausgeprägt, äußere Instandsetzung reicht, wie gesagt, ansonsten müßte der Balgen ersetzt werden. Die Kamera ist in einem ungepflegt, aber hoffnungsvollem Zustand und braucht einfach liebevolle Pflege. Ich denke, zwei Wochen harte Balgenarbeit ist da wohl nötig, aber ich bin da optimistisch. Danke ersteinmal für Deinen Tipp.
Moin, zum Kleben an Leder, aber bei dem nachstehenden Fabrikat auch alle an Schuhsohlen verwendeten Materialien (und das sind alle - bis hin zu offensichtlicher Pappe) hat sich bei mir Renia-Syntic-Total seit vielen Jahren bewährt, den nehmen auch Schuh-Schnelldienste. Ebenso wie sein "Vorgänger" Collonil und übrigens auch Pattex ist das ein Kontaktkleber. Damit hat es folgendes auf sich: Klebstoffe müssen irgendwie in eine Tube kommen und auch wieder heraus, also sind sie mit einem Lösungsmittel angerührt. Verklebt man sie wie z.B. mit Alleskleber gewohnt, ist das Lösungsmittel eingeschlossen und die Verbindung wird nie richtig trocken. Also muß man beide Seiten einstreichen und eine genau bemessene Zeit trocknen lassen. Dann ist der Kleber aber trocken und klebt nicht. So muß man die Klebestelle, bei Schuhen z.B. auf einem Dreifuß, mit dem Hammer festkloppen. Hat bei mir nie geklappt, bis ich dahinterkam, daß das der falsche Weg ist. Bei einem Balgen sowieso, wenn man ihn nicht ausbaut und die Klebestellen dann in einem Schraubstock presst. Richtig ist: beidseitig einstreichen, trocknen lassen (die Zeit ist jetzt nicht so ganz kritisch), dann vorsichtig mit einem Haarfön oder sehr vorsichtig mit einem Heißluftfön auf schwacher Stufe erwärmen, bis man sieht, daß der Kleber auf beiden Oberflächen wieder glatt zusammenläuft (dann hat man nämlich flüssigen Kleber - ganz ohne Lösungsmittel) und dann presst man die Klebeflächen zusammen. Es braucht bei diesem Verfahren nicht die hohen Drücke wie bei einem Hammer. Ich presse trotzdem die Flächen, so, wie es eben physikalisch gerade möglich ist, längere Zeit zusammen, ob in einem Schraubstock oder z.B. mit Schreinerklemmen. Soll das Zeug doch erst in Ruhe abbinden, bevor ich ausprobiert habe, ob es hält. Versteht sich, daß der Kleber, auch gemäß Aufschrift, für alles geeignet ist, nicht nur für Schuhsohlen. Nur, je mehr letztere über die Jahrzehnte nicht mehr aus Leder, sondern aus Kunststoffen gefertigt wurden, desto öfter hat der damalige "Standard" im Handwerk, Collonil, versagt. Wenn ich übrigens Pattex im Haus hätte (habe ich seit Syntic nicht mehr), würde ich das Syntic nicht nur für diesen Zweck kaufen und das Pattex wegschmeissen, sondern es erst einmal mit diesem probieren. Manchmal habe ich den Verdacht, daß das - zumindest bei den nicht allzuhohen Ansprüchen von uns Laien - alles sehr ähnliches Zeug ist, fädenziehende kotzefarbene Masse in einer Tube eben.
Wenn Kontaktkleber auch noch nicht fest genug ist oder wenn die Klebestelle noch korrigierbar sein muß, hilft nur noch Zweikomponentenkleber, bevorzugt JBWeld. Das ist, egal zu welchem Preis, der rentabelste, weil er verbrieft und von mir erprobt jahrzehntelang in der angebrochenen Tube haltbar bleibt.
Ich frage mich, ob bei dem geschilderten Problem nicht auch Sekundenkleber anwendbar wäre. Er ist zu schwach bei Metall, auch wenn's draufsteht - also lieber schweißen; er ist nicht gegen Umwelteinflüsse haltbar, also kann man ihn bei Schuhen vergessen; aber ich habe ihn für den Fall der Fälle immer da und nie gebraucht - 5 Tuben 1 Euro bei KiK ist ein unschlagbarer Preis, und er bleibt ja kurzfristig noch verschiebbar, bei dem Sammelsurium zweischichtiger Balgen-Fetzen eine wichtige Sache. Auch wenn so eine Winz-Tube aller Erfahrung nach, einmal geöffnet gewesen, alsbald unbrauchbar wird.
ja, wer hier die Nerven behält, kann das wieder zusammen bekommen, zumindest für ein Schaustück. Auch mit Sekundenkleber könnte man dann arbeiten. Nur muss dann die Platzierung sofort sitzen. Wenn die Kamera nach der Restaurierung nicht mehr geöffnet und geschlossen wird, kann das lange halten.
Ich glaube eine Lederauffrischung wird nicht empfehlenswert sein, weil das die Verklebungen wieder aufreissen könnte.
Beste Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
Analog: Aus Negativ wird Positiv. Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.
Rainer:Auch mit Sekundenkleber könnte man dann arbeiten. Nur muss dann die Platzierung sofort sitzen.
Hallo, Rainer!
Ein paar Sekunden bleibt Sekundenkleber (Acrylcyanat) aber doch offen, sodaß man eine Chance hat, die Klebestelle noch zurechtzuschieben. Sonst hätte ich's oben nicht mit erwähnt. Ein Vorteil scheint mir auch die lange dünne Dosierspitze, die bei diesem Klebstoff immer dabei ist.
Es sei denn, man hat zur Aushärtung Natronpulver beigemischt oder auf die Klebeflächen vorher aufgebracht. Manchmal hätte ich Lust, das Zeug auf gewissen, von Klebefans frequentierten, Straßeneinmündungen zu verteilen. Da ist die Klebung dann auch nicht mehr mit etwas Salatöl zu lösen
Hi, Rainer! Ich hab's doch gesehen (1min vs. 3min hochgeladen gewesen ). @all: ich bin sparsam (wer sonst würde hier Ratschläge zum Schuhe besohlen veröffentlichen ), habe schon vom Elternhaus aus ca. 65 Jahre aktiver Heimwerkerpraxis, ein großes Haus, das ich mangels Handwerkern alleine in Ordnung halte, und höre mich gerne reden ... eh, gebe gerne Ratschläge zur Warenkunde und zu technischen Verfahrensweisen von mir. Meine Bemerkung war also absolut nicht als Verteidigung gegen eine etwaige Kritik Deinerseits (gab's die jemals?) gedacht, sondern in dem Sinne, meine meist teuer erworbenen Erfahrungen weiterzugeben!
Lieber Hennes, lieber Rainer Bei diesen Tipps muss es ja gelinegen. Der Balgen ist jetzt entknitttert und eingefahren, damit er sich an seine alte Form erinnert. Jetzt werde ich mich daran machen und eine Balgenstützkonstruktion basteln und dann das Kleben versuchen. Ich werde von meinem Erfolg berichten und danke Euch Jule