Fans wissen sicherlich längst, daß es hier eher nicht um Steptanz geht, auch wenn sich der Titel so anhört. Es geht um meine Beschäftigung in den zurückliegenden Tagen, und das war eigentlich nur Tip und ... verrat' ich noch nicht, es gibt aber schon mal den beweglichen Teil des Filmzählwerks davon
Hier erst mal nur eine Übersicht, jedoch nicht nur über Tip, auch über Tip und Clack: Die "Neue" ist die älteste - und so sah sie auch aus und tat sie auch (nicht). Also die mit dem "geteilten Heckfenster" - kennt man doch, vom VW-Käfer, da war's auch der älteste ... die Clack ist etwas neuer, die zweite Tip aber wohl auch vor WK I entstanden. Die Clack hat ein ziemlich exklusives Feature: statt der Unendlich-Einstellung kann ein Anschlag bei einer anderen Entfernung gewählt werden.
Die in der Mitte werde ich in den nächsten Tagen zuerst näher vorstellen, dann die folgende.
Hier der bewegliche Teil des "Zählwerks" einer berühmten Kamera - aber welcher?! (Auflösung demnächst): (Am "Zählwerk" wirkt auch noch ein zweites bewegliches Teil mit, das hat aber hauptsächlich eine andere Aufgabe)
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05.03.19 22:23
Laufboden
nicht registriert
05.03.19 22:23
Laufboden
nicht registriert
Re: Tip, Tip, Clack - Steptanz?
Hallo miteinander,
nun zur "neuen" Rietzschel Tip. Sah auf den ersten Blick schon nach einiger Arbeit aus, u.a. viel Rost und deutlich mehr als üblich festgesetztes Öl-Dreck-Konglomerat, ansonsten gut. Auf den zweiten Blick und erst recht danach wurde es mehr Arbeit als erwartet:
der Lichtschacht weigerte sich hartnäckig gegen das Abnehmen
auf einer Seite fehlte die Führung der Spreize, auf der anderen Seite war sie zerbrochen und hing an einer Schraube
der Balgen war verhärtet und verformt - das fällt im Bild gar nicht so auf
die Belederung des Gehäuses war wegen Leichtmetallrosts (weißes Pulver) weitgehend abgelöst, am Rand aber mit Uhu festgezurrt
die Belederung des Laufbodens saß fest und erinnerte an eine Wiese voller Maulwurfshügel
der Laufbodendeckelverschluß war gehäuseseitig durch einen mehrere mm dicken Knebel aufgespreizt. Nach Entfernen und Schließen ging's nicht mehr auf. Zunächst war der Drücker zu verlängern und die Federn zu biegen, um die Mechanik funktionsfähig zu machen. Doch dann klemmte er immer noch genauso hartnäckig. Neuer Grund: leider hatte ich keine Senkschrauben für die Befestigung der seitlichen Führung. Eine der Schrauben hatte einen um zwei, drei Zehntel-Millimeter zu dicken Kopf
der Lichtschacht war komplett zu überholen und dafür zu zerlegen. Faulerweise ersparte ich mir, die beschädigte und sowieso imperfekte Ersatzmattscheibe zu ersetzen, sondern schliff nur die abgebrochene Ecke glatt. Ist jetzt im Grunde eine leicht vergrößerte Luftausgleichsöffnung.
"Balgenschoner" in Aktion:
Bemerkenswert bei meinen beiden "baugleichen" Rietzschel Tip finde ich die Zahl an Änderungen in wenigen Jahren. Auffällig sind starke Designänderungen an:
Gestaltung des Lichtschachts: hier noch in linke und rechte Hälfte geteilt
Spreizen - Form und untere Befestigung (erst Nietung, später Schraubung+breiter)
Spreizen, obere Führung (techn. Änderung)
Bestückung des Laufbodens (einige Änderungen)
runde Modellplakette - erst weiß, schwarz bedruckt, später aus Messing
Kassettenriegel
Brillantsucher und Libelle
Befestigung + Drehmechanismus für Brillantsucher
Triebknöpfe für Schlitten und Höhenverstellung
Gehäusetiefe der späteren(!) um 5 mm erhöht, Höhe um 1.5mm
Standartenblechgestaltung
Feststeller der Seitverschiebung: erst auf Standartenbügel, später darunter (technisch anders)
Hallo Laufboden, wieder eine tolle Arbeit! Freut mich dass es noch so einen "Verrückten" auf der Welt gibt, der sich solcher kranken Laufboden-Schätzchen annimmt! Sozusagen: Die Laufboden-Doktoren sind los!!!
Was hast du mit dem Gehäuse unter dem Leder gemacht? Saubergeschliffen-/ poliert? War ja sicherlich starker Metall-/ Aluminiun?-Frass dran.
Freier-Sascha:Hallo Laufboden, wieder eine tolle Arbeit! Freut mich dass es noch so einen "Verrückten" auf der Welt gibt, der sich solcher kranken Laufboden-Schätzchen annimmt! Sozusagen: Die Laufboden-Doktoren sind los!!!
Freier-Sascha:Was hast du mit dem Gehäuse unter dem Leder gemacht? Saubergeschliffen-/ poliert? War ja sicherlich starker Metall-/ Aluminiun?-Frass dran.
Ja, das ist 'ne Gretchenfrage - egal, wie man's macht, optimal ist's nicht. Guß- und Walzhäute sollte man möglichst nicht verletzen, die schützen am besten. Je größer die Oberfläche, desto größer ist die Angriffsfläche für Korrosion. Andererseits - je offener sie ist auch, frisch bearbeitet ist also auch nicht so gut (wohl aber sehr glatt, am besten mit etwas verdichteter Oberfläche). Zuerst mal zu ölen ist schon nicht so schlecht, das kann den Rost ein wenig lösen, vielleicht auch beim polierenden Putzen ein wenig die Poren füllen. Ich ziehe danach bei Buntmetallen vor, den Rost mit nicht zu Scharfkantigem zu entfernen, also so, daß sich kleine Poren eher schließen. Eine Oberfläche wie frisch gegossen oder gewalzt ergibt das natürlich auch nicht. Bei Aluminium wäre glattpolieren andererseits schon das beste - wenn man ihr dann Zeit gäbe, unbeschichtet (ohne Lack und Leder etc. ) eine dünne, beständige Korrosionsschicht zu bilden. Die restaurierten Teile werden also in der Regel immer noch anfälliger sein als im Neuzustand. Andererseits erwarte ich, daß die Exponate zukünftig weniger ungünstigen Umweltbedingungen ausgesetzt werden, zumindest weder im Keller noch auf dem Dachboden gelagert werden.
Es gibt Experimente, wie man soetwas am besten pflegt, denn theoretische Überlegungen erbringen in der Regel keine optimalen Vorgehensweisen. Ich kenne sie aber nicht; Restauratoren werden dahingehend geschult. Zudem lernen sie immer wieder dazu - nicht zuletzt durch Fehler ...
Freier-Sascha:Ja, Laufboden, was hast du denn nun an dieser Kamera mit dem Gehäuse unternommen?
Soviel ich noch weiß: Laufboden : Leder abgenommen, losen Rost abgebürstet, geölt, einziehen lassen, gründlich abgeschabt, teilweise poliert. (Vermutlich säurearme) Papierzwischenlage, darauf das Deckleder geklebt. Gehäuseränder: zuerst Lederpflege, um das Leder geschmeidig zu machen. Dann das Leder nur teilweise entfernt bzw. nur angehoben und entsprechend weniger sorgfältig entrostet. Besser wäre es natürlich gewesen, alles "auszuziehen", aber auch aufwendiger. Die Seiten kamen aber auch nach der Reihe, die anderen meinte ich, in Ruhe lassen zu können. Wenn's in 50 Jahren und bei durchgehender Wohnzimmerlagerung wieder so aussieht, habe ich Fehler gemacht - stört mich dann aber nicht mehr arg .
Einmal habe ich allerdings gesehen, daß ich einen Fehler gemacht hatte. Ich hatte eine Bergheil, die übel gelagert worden war (Schimmel, Rost). Nach der ersten Entfernung von Grünspan bildete sich umgehendst neuer - Vergleichbares hatte ich sonst nie gesehen. Na gut, ich restaurierte sie. An zwei Stellen liegt Leder unter Blech (Tiefenschärfentabelle, Rückteil Visier). Ein Jahr nach der Restaurierung sah ich am Rand dieser Stellen neuen Grünspan. Entweder habe ich diese Bleche montiert, bevor das Leder genügend trocken war, oder es war zuvor zu sauer, und ich hatte nicht gründlich genug gereinigt. Also Abnehmen der Bleche, reinigen. Das Problem trat nicht wieder auf.
Hallo Laufboden, ich habe auf deinen Tip hin, meine Tip genauer angeschaut und festgestellt, dass sie auch wiederum einige Andersartigkeiten aufweist (Form der Knöpfe, Gehäuseseitige Befestigung der Spreizen, Verriegelungshebel zur seitwärts-Verstellung der Standarte, Lichtschachtdeckel, Firmenplakette usw.) Schon erstaunlich wie Variantenreich die Rietszchels sind. Zugegeben: Meine ist eine mit Radialhebel-Verstellung, aber dennoch...
Rietzschel Tip Radial 9x12 / Nr. 1032xx / Rietzschel Doppel-Anastigmat Sextar 6,8 135mm / Compound (der Nummer nach von 1912). Ich gehe davon aus, dass sowohl Rückwand, als auch Verschluss und Objektiv original zur Kamera gehören:
Freier-Sascha:Hallo Laufboden, ich habe auf deinen Tip hin, meine Tip genauer angeschaut und festgestellt, dass sie auch wiederum einige Andersartigkeiten aufweist (Form der Knöpfe, Gehäuseseitige Befestigung der Spreizen, Verriegelungshebel zur seitwärts-Verstellung der Standarte, Lichtschachtdeckel, Firmenplakette usw.) Schon erstaunlich wie Variantenreich die Rietszchels sind. Zugegeben: Meine ist eine mit Radialhebel-Verstellung, aber dennoch...
Rietzschel Tip Radial 9x12 / Nr. 1032xx / Rietzschel Doppel-Anastigmat Sextar 6,8 135mm / Compound (der Nummer nach von 1912). Ich gehe davon aus, dass sowohl Rückwand, als auch Verschluss und Objektiv original zur Kamera gehören:
Gruss Freier-Sascha
daraufhin habe ich meine "Tips" auch nochmal genauer angeschaut. Deine steht offenbar zwischen der hier gezeigten (#497**) und meiner anderen Tip (#1215**), näher an letzterer. Es paßt alles bestens zusammen, die Entwicklung ist absolut nachvollziehbar.
Soweit ich es erkenne, könnten ein paar dieser Details, insbesondere Knöpfe und Spreizenbefestiungen, doch meiner anderen entsprechen, die Firmenplakette im Original auch - bei meiner waren nur undefinierbare Lackreste da und der Text fast bis gar nicht lesbar. "Tip" war gerade noch erkennbar und schien schwarz auf hell zu sein.Ich gehe inzwischen eher davon aus, daß die Grundfarbe ursprünglich schwarz war. Sehr unterschiedlich ist allerdings, was sich in Deinen Bildern 2 und 3 hinter der Spreize abspielt, das ist bei meiner sehr anders und einfacher - jeweils eine rechtwinklig gebogene Feder, die bei geschlossener Kamera auf die Feder unter der Spreize einwirkt. Der Lichtschachtdeckel ist deutlich anders als bei meiner anderen: Blick von außen: Schließmechanismus auf der Rückseite ist bei meiner ein klitzekleines Hebelchen in der Mitte, und es sind nicht 6, sondern 10 Befestigungsschrauben. Blick von innen: kein Gußteil mehr, sondern in Form gedrücktes Blech nit eingenietetem Blech - Funktionalität jedoch dieselbe wie bei Deiner - also einfach das Gußteil in Blech interpretiert. Bei der hier vorgestellten war auch etwas und nur auf dieser Seite, eine auf dem Laufboden verschraubte Öse - ja, klar, das war derselbe Mechanismus wie bei Deiner, und das bei ganz anderer Spreize! Jezt weiß ich, was ihr zum Aufdrücken des Deckels beim Öffnen fehlt, zweifle aber sehr, ob ich mir's antue, das nachzubauen.
Hallo Laufboden, du meinst wahrscheinlich diese Feder?: sie ist mit einer einzigen Schraube (von innen ans Gehäuse geschraubt) befestigt. Gruss Freier-Sascha
Freier-Sascha:Hallo Laufboden, du meinst wahrscheinlich diese Feder?: sie ist mit einer einzigen Schraube (von innen ans Gehäuse geschraubt) befestigt.
Ja, danke! Das sollte zum Nachbauen reichen (sollte ich mich doch dazu durchringen). Die Clack hat übrigens die gleiche Mimik.
Anbei die Lichtschächte:
Die Clack habe ich schon jahrelang, und doch habe ich erst heute ihre Produktionsnummer gefunden und langsam mit der 12xLupe als solche bestätigen und sogar noch lesen können. Die Nummern sind bei allen dreien von hinten nach Abziehen des Lichtschachts lesbar. Interessanterweise stehen sie bei allen meinen Rietzschels an jeweils anderer Stelle. von links: Clack (#511**- am obersten Rand, Mitte), Tip(#1215**- rechts innen Mitte), Tip(#497**- am untersten Rand, Mitte)
Rückwand von #1215**: das kleine Hebelchen dieser Tip habe ich durch Kontrasterhöhung erkennbar gemacht.
Die anderen beiden Lichtschächte sind zum Knöpfen - der der Tip in der Mitte, der Clack rechts(beide kann man z.B. bei Mattscheibenwechsel auch andersherum montieren)
Es zeigt sich also, daß die Varianten von Tip und Clack, soweit sie nicht die Modelle voneinander unterscheiden, gleichermaßen mit der Zeit weiterentwickelt haben. Bei der neueren Tip sind dort im Gehäuse, wo zuvor die besprochene Feder lag, immer noch Gewinde, die mit Schrauben verschlossen sind. Jetzt weiß ich endlich, daß da nichts fehlt - es ist ja ein anderer Mechanismus vorhanden - sondern nur etwas wegoptimiert wurde.
Eine Heli-Tip*) mit Lichtschacht mit Lichtschacht wie bei meiner Clack habe ich in der Bucht gesehen, da war auch der Schriftzug "Rietzschel" aber mehr nur erratbar.
Grüße, Laufboden
P.S.: die Rückwand Deiner Tip sieht mir von der Innenseite, sieht man davon ab, daß sie gegossen ist, von der Gestaltungsidee wie die von meiner aus Blech aus.
*) so wurde sie angeboten. Woher das "Heli-" kommen soll, ist unklar, auf dem Schild steht einfach nur "Tip". Kennst Du die Unterschiede bzw. die Feinheiten der Bezeichnung bei Rietzschel?