wie an anderer Stelle schon erwähnt, wurden die Silar Kameras von Hugo Meyer-Görlitz ausgestattet und vertrieben.
Meyer ließ sich den Namen „Silar“ 1913 als Marke gesetzlich schützen. Die Silar Kameras waren Präzisionskameras von Lindhof und im Zeitraum von 1928 bis 1932 auch von Perka, die Meyer mit seiner Optik ausstattete. Die Silar Kameras wurden unter anderem auch von Photo Porst vertrieben. Die vorliegende Silar ist eine Präzisionskamera von Linhof. Der Kameraname findet sich auf dem oberen Schlitten. Auf dem darunterliegenden Schlitten findet sich die Linhof-Seriennummer der Kamera.
Anhand der Seriennummer kann die Kamera ungefähr in die Zeit von 1927/28 eingeordnet werden. Die Kamera besitzt einen dreifachen Auszug und ist mit den für Linhof üblichen zahlreichen Verstellmöglichkeiten ausgestattet, z.B.: horizontale und vertikale Verstellung des Objektivträgers mittels Triebschrauben, neigbarer Laufboden, drehbares Kamerarückteil, Objektivwechselplatte und neigbare Standarte.
Das vorliegende Exemplar kam mit einem Tessar 4.5/13,5 im Compur zu mir. Dies ist nicht die originale Bestückung, da Silar Kameras immer mit Meyer-Optik ausgestattet waren. Da auf der Entfernungsskala die Brennweite der Bestückung mit 150 mm angegeben ist, ist davon auszugehen, dass ursprünglich ein Meyer Doppelplasmat (4.0 oder 5.5) verbaut wurde.
separate Hinterlinsenskala im Bild direkt an der entsprechenden Markierung auf dem unteren Schlitten
von rechts nach links: Trieb für die Höhenverstellung der Objektivplatte (Triebschraube ist auf der anderen Seite), Hebel zum Entriegeln der Neigefunktion der Standarte, Triebschraube für die horizontale Verstellung der Standarte
Die Kamera ist nicht ganz vollständig – es fehlt der Drahtrahmensucher und auch ein kleiner Knopf für die Entriegelung der Objektivwechselplatte.
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sehr interessante Kamera, vielen Dank fürs Zeigen! Ich gucke auch immer mal nach diesem Modell in der kleinen Ausführung 4,5x6, aber die sind ja allesamt sehr rar.
Ich habe eine Frage zum Mattscheibensystem: Im Porst-Katalog 1929 ist von einer "federnde[n] Mattscheibe" die Rede, "die bei Plattenaufnahmen nicht abgenommen wird". Ein solches System soll es kurze Zeit auch bei einem frühen Modell der Voigtländer Bergheil gegeben haben, ich kann mir aber nicht so recht vorstellen, wie das funktioniert: Wird der Mattscheibenrahmen automatisch nach hinten gedrückt, wenn eine Kassette eingeführt wird? Funktioniert das ohne Hakelei? Gerade bei einer Präzsionskamera sollte es beim Kassettenwechsel ja keine Bewegungen geben.
Interessant finde ich auch die Vermarktungswege: Linhof baut die Kameras, rüstet sie mit CZJ- oder Schneider-Objektiven aus und verkauft sie unter eigenem Namen. Eine Anzahl von Gehäusen wird an Meyer geliefert, sodass diese Firma ihre Objektive absetzen kann (und dabei von der Qualität der Kamera profitiert). Vertrieben werden diese Kameras (u.a.?) durch Porst, allerdings ohne die Nennung des Namens Meyer (im Porst-Katalog heißt die Kamera nur Silar), Meyer erscheint nur als Hersteller der Objetkive. Die Porst-Silar kostet mit Doppel-Plasmat 400 RM; die Linhof war womöglich teurer. Für alle Beteiliten muss es sich aber gelohnt haben, auch angesichts der vermutlich überschaubaren Stückzahlen...
den Kassetteneinschub habe ich vergessen zu erwähnen. Der ist in der Tat recht praktikabel:
Die Kassette wird einfach vor der Mattscheibe eingeschoben und dabei die Mattscheibe nach hinten gedrückt. Das funktioniert auch weitestgehend ohne Hakelei. Die Nut für die Mattscheibe und die Kassette ist entsprechend groß, dass beide zusammen hineinpassen. Eine Feder drückt die Mattscheibe, die Kassette mit Mattscheibe oder nur die Kassette an das Gehäuse.
Das Prinzip erinnert entfernt an eine Einrichtung, die Ernemann schon früher anbot. Bei Ernemann war aber im Unterschied dazu der Einschub direkt in das Kamerarückteil integriert. Mit einem Hebel wurde die Mattscheibe nach hinten gedrückt und gab so den Einschub für die Kassette frei.
Auch diese Einrichtung von Ernemann finde ich durchaus praktikabel.
Beste Grüße Axel
PS: Die gezeigte Silar von Porst ist eine Perka-Silar. Mir sind leider keine Preise für die Perkas bekannt, aber zum Vergleich: die oben vorgestellte Linhof Kamera kostet 1930 ohne Optik und Verschluss 180 RM.
Vielen Dank, Axel, für die Erläuterung und Illustration! Mir war gar nicht klar, dass auch Ernemann ein solches Rückteil im Programm hatte; von meinen Ernemännern ist keine damit ausgestattet.
auch wenn es nicht zum Thema passt, ganz kurz zum Ernemann-Rückteil.
Man findet dieses Rückteil häufig bei der Heag VI. Ob es auch bei anderen Heag Modellen verbaut wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Ein Patent habe ich dazu nicht gefunden, aber Ernemann hatte darauf offenbar einen Gebrauchsmusterschutz, denn D.R.G.M. ist im Leder des Rückteils eingeprägt. Hier noch ein Auszug aus der Heag VI-Anleitung:
vielen Dank für die Info und die Bilder! – Ich habe gerade auch noch einmal nach dem entsprechenden System bei Voigtländer geschaut – das gab es wohl nur beim ersten Grundmodell der Bergheil 9x12, und zwar Modell C nach Prochnow (im Zeitraum 1912– ca. 1920), bei den späteren Bergheil-Modellen hat man dieses Ausstattungsmerkmal gestrichen. Vielleicht hat sich das System technisch nicht bewährt, oder die Kunden haben es nicht akzeptiert...
iIa Re:( Meyer Silar 9x12) Trio-Präzisions-Kamerawerk München
Tolle Kamera, danke fürs posten..
Manchmal sieht man eine alte Linhof, Perka, ferner ne Feinak aber ne Silar..sehr selten. die Feinak hatte auch so nen federgespannten Kassetteneinschub.
PS
hab auch noch nie was von TRIO-Präzisionskamerawerk München gehört, scheint im selben Kamerawerk hergestellt worden zu sein.
hab auch noch nie was von TRIO Präzisionskamerawerk München gehört, scheint im selben Kamerawerk hergestellt worden zu sein.
Grüße, Andreas
Hallo Andreas,
das ist ein wirklich schönes Stück!
Das TRIO Präzisions-Kamerawerk München wurde 1914 von Josef Lutz gegründet, der mutmaßlich ein ehemaliger Angestellter von Valentin Linhof war. Das Trio-Werk wurde dann 1922 von FEINAK übernommen, wobei FEINAK die Triokameras unter ihrem eigenen Namen weiterproduzierte. (FEINAK wurde gegründet am 30. April 1921 von Georg Niezoldi, der dann 1925 zusammen mit Georg Krämer NIZO gründete.)
sieht wirklich gut aus die Kamera. Hast Du noch ein paar Daten? Habe schon was in den Beitrag eingefügt und die Kamera ins Online-Verzeichnis aufgenommen. Ist was bei der Trio über den Modellnamen bekannt?
Beste Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
Analog: Aus Negativ wird Positiv. Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.