heute soll eine Plattenkamera in besonders flacher Bauweise vorgestellt werden. Recht bekannt in diesem Segment ist die Patent-Etui-Kamera der Kamerawerkstätten Guthe & Thorsch, weniger verbreitet die hier gezeigt Plan-Primar I im Format 6,5x9 von Curt Bentzin, Görlitz. Die Bezeichnung Plan-Primar findet sich nur in den Druckschriften und der Werbung, nicht auf der Kamera; dort ist nur Primar eingeprägt. Auch deshalb ist das Modell nicht leicht zu finden.
Das Gehäuse ist in der Tat recht flach (die Seitenwände messen – ohne Berücksichtigung von Laufboden und Rückteil – 2 cm); bei der Draufsicht zeigt sich allerdings, dass auch der (gewölbte) Laufboden berücksichtigt werden muss.
Bemerkenswert ist, dass der Laufboden aus festem Leder besteht, nicht aus Metall. So war die Wölbung um das Objektiv leichter zu realisieren.
Im direkten Vergleich mit einer Zeiss Ikon Maximar 6,5x9 relativiert sich der Größenvorteil der Plan-Primar etwas:
Gezeigt wird hier das (seltenere) Modell I (Kadlubek BEZ0130; Kerkmann 074); es besitzt nur einen einfachen Auszug (Mod. II besitzt doppelten Auzug). Bemerkenswert ist die für eine Plattenkamera auch sonst recht einfache Ausstattung: Fokussiert wird nicht mittels Zahntrieb oder Radialhebel wie üblich, sondern mittels Frontlinseneinstellung, wie sie sonst eher einfache Rollfilmkameras besitzen. Verbaut ist ein Meyer Trioplan in einem Pronto-S. (Andere Varianten haben bessere Objektive und Verschlüsse.) Die Standarte ist mittels Spindeltrieb höhenverstellbar; als Sucher fungieren wahlweise ein Brillantsucher mit Libelle oder ein Rahmensucher. Es werden Rückteile/Kassetten mit Normalfalz angeschlossen.
Die Kamera ist präzise gefertigt und wirkt sehr stabil. Sie vermutlich 1931 auf den Markt und wurde wohl bis 1938 verkauft. Der Preis betrug für diese Variante 51 RM. Die Plan-Primar gab es auch als Handelsmarkenmodelle: Als "Rodenstock"-Kamera hieß sie Planitta (Kadlubek ROS0220/0230, Kerkmann 01524/01525), und das Fotohaus Franz Matthias, Dresden, bot sie unter der Hausmarke FRAMA als Plana an (Kadlubek FRA0040, Kerkmann 0604).
Bei der hier gezeigten Ausführung stellt sich für mich die Frage nach der Zielgruppe: In den 30er Jahren gab es im Format 6x9 eine große Auswahl an Rollfilmkameras (auch von Bentzin selbst), erst recht solche mit Dreilinsern mit Frontlinsenfokussierung in einfachen Verschlüssen. Die Bedeutung der Plattenkameras sank ohnehin in dieser Zeit. Warum sollte sich jemand, der eine so einfache Kamera wollte, eine Plattenkamera kaufen? Der Gewichts-/Größenvorteil, wenn es ihn überhaupt gab, relativierte sich ohnehin durch die Platten. Womöglich ist diese Ausführung auch exotisch; meistens findet man die Plan-Primar mit Compur und besseren Objektiven.
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ergänzend zur oben gezeigten Plan-Primar mit einfachem Auszug und Frontlinseneinstellung sei hier noch die (etwas häufigere) Variante mit doppeltem Auszug und Zahntriebeinstellung gezeigt.
Die Bezeichnung des Modells ist nicht einheitlich; man liest zwar gelegentlich von Modell II (evtl. auch analog zur Bezeichnung der Handelsmarkenmodelle wie Planitta I/II) – so habe ich es im Beitrag oben getan – oder auch "Plan-Primar Deluxe". In zeitgenössischen Anzeigen wird sie einfach als Plan-Primar beworben, es scheint auch die 'normale' Variante zu sein, die auch zuerst erschienen ist. Insofern sind die römischen Ziffern vielleicht zur Kategorisierung geeignet, gehören aber nicht zur Modellbezeichnung.
In einer Anzeige im Anhang zum Jg. 1931 der Zeitschrift Das deutsche Lichtbild werden die Vorzüge der Kamera herausgestellt: Das Neue an diesem "Juwel unter den Kameras" sind demnach:
"Die elastische, gepolsterte Objektiv- Schutzdecke aus Leder (DRP. a.), Die ganz neuartigen, stabilen Bentzin-Spreizen (DRGM.). Die neuartigen Flügelklappen, durch die der Objektivträger in jeder Stellung bombenfest steht (DRP.). Der besonders angelenkte, stabile Laufboden (DRP.).“
Erhältlich war diese Plan-Primar lt. der genannten Anzeige mit verschiedenen Objektiven in Compur-Verschluss, wahlweise mit oder ohne Selbstauslöser, zu Preisen zwischen 105 und 153 RM; Kerkmann (Nr. 072) listet noch Varianten mit Ibsor und als Top-Modell die Ausstattung mit Meyer Doppel-Plasmat in Compur für 171 RM. Erwähnt werden zumeist Objektive des in Görlitz ansässigen Herstellers Meyer; das gezeigte Exemplar ist mit einem Tessar 4,5/10,5 in Compur-S ausgestattet, das ins Jahr 1930 zu datieren ist. Dass es sich um ein frühes Exemplar handelt, ist auch daran zu sehen, dass ein Reichspatent bereits angemeldet, aber noch nicht erteilt ist (D.R.P.a.), wie die Gravur auf dem Laufboden verrät. Dieses Patent betrifft die Lederbespannung des Klappdeckels und die Konstruktion des Halterahmens; es wurde am 27.10.1931 veröffentlicht.
in einer meiner Listen sind unter dem Namen Plan Primar knapp 30 Einträge
so sind Helioplan,Tessar, Trioplan, in verschieden Blenden und Brennweiten bis 120 aufgegeführt Bei den Verschlüssen werden genannt: Compur, Prontor S, Vario, Ibsor. In der Liste wird als erstes Produktionsjahr 1932 angegeben.
danke für die zusätzlichen Varianten. Ja, die Zahl der Objektiv-Verschluss-Kombinationen scheint deutlich höher, als es in den frühen Anzeigen zum Ausdruck kommt. Die Kamera wurde ja bis etwa 1938 angeboten; vermutlich kamen im Laufe der Zeit diverse weitere Bestückungen dazu.
Zur Datierung: Die Kamera muss schon 1931 auf dem Markt gewesen sein, mir liegen mehrere Annoncen aus diesem Jahr vor; neben der Zs. Das deutsche Lichtbild wird sie bspw. auch in der Zeitschrift Ostdeutscher Naturwart (über Google Books auffindbar) als Neuheit beworben. Auch die Datierung des Patents ist ein Hinweis: Mein Exemplar mit doppeltem Auszug trägt den Hinweis D.R.P.a., das im Eingangsbeitrag gezeigte mit einfachem Auszug und Frontlinsenfokussierung verweist mit D.R.P. auf das bereits eingetragene Patent vom Oktober 1931.