Zu Beginn der 1930er Jahre brachte die Fa. Franz Kochmann (Dresden) unter der Bezeichnung Korelle eine Reihe von Spreizenkameras für Rollfilm in verschiedenen Formaten auf den Markt, von denen einige hier bereits gezeigt wurden:
1932 kam noch eine Plattenkamera im Format 4x6,5 hinzu, die als Korelle P (Schreibweise auch Korelle-P.) angeboten wurde.
Im Grunde ein Anachronismus, denn die Zeit der Miniatur-Plattenkameras war in den 1930er Jahren bereits zu Ende; bei den Westentaschenkameras hatte sich der Rollfilm durchgesetzt. Die letzte Zeiss Ikon Bébé 342 (--> https://blende-und-zeit.sirutor-und-comp...&thread=196), im ZI-"Photoratgeber" vom April 1931 bezeichnenderweise unter den "Spezialcameras" gelistet, war bereits Ende 1931 ausgelaufen. Umso überraschender, dass im bei Sylvain Halgand (--> https://www.collection-appareils.fr/x/ht...orelle%20P.html) abgebildeten Katalogblatt zur Korelle P vom "neumodernen 4,5x6 Format" die Rede ist!
Die Korelle-P. ist konstruktiv eng mit der Korelle 4x6,5 verwandt (mit der sich, wie im oben verlinkten Beitrag von Axel gezeigt, auch Platten belichten lassen!), nur ist das Gehäuserückteil ausschließlich für Platten ausgelegt und wegen der fehlenden Spulenkammern natürlich deutlich kleiner; die Kamera misst im zusammengeklappten Zustand 8,2 x 6,5 x 4,5 cm.
Wie die ZI besitzt sie Knickspreizen. Im erwähnten Katalog wird die einfache Bedienung herausgestellt: „Die Kamera ist flach wie im Rollfilm-Modell und durch einen Griff in Aufnahmestellung zu bringen. Ein leichter Anzug des Vorderteiles und das Objektiv springt in die Gebrauchsstellung. Ein Druck auf die Spreizen und die Kamera schließt sich.“ Das funktioniert auch heute noch einwandfrei und präzise; die Kamera ist mechanisch sauber konstruiert und verarbeitet. Wenn man das Vorderteil herauszieht, öffnet sich automatisch der Newtonsucher.
Die Fokussierung erfolgt wie bei der Bébé über die Frontlinse, was technisch eine eher schlichte Lösung ist. Interessant die (heute oft fehlende) Abdeckhaube, die über die Vorderseite gestülpt und an den Haltegriffe festgeklemmt wird; sie schützt das Objektiv und die Bedienungselemente.
Auf der Rückseite lassen sich Mattscheibenkassette bzw. Einzel- oder Packfilmkassetten einschieben; es passen, soweit ich sehe, offenbar Zubehörteile mit Contessa Nettel-Falz.
Die Korelle-P wurde mit verschiedenen Objektiv-Verschluss-Ausstattungen angeboten. Das gezeigte Exemplar besitzt ein lichtstarkes Schneider Xenar 2,9/7,5 in Compur-S (mit Selbstauslöser), das gemäß Seriennummer ins Jahr 1933 zu datieren ist. Der Preis betrug seinerzeit 110 RM. Das bereits erwähnte Katalogblatt listet 8 Varianten auf, die vom Radionar 4,5 in Pronto-S für 58 RM über verschiedene Schneider und Zeiss-Objektive bis zum Tessar 2,8 in Compur-S reichen; in dieser Spitzenbestückung kostete die Korelle P 135 RM. Die Kamera war dann doch deutlich günstiger als die Bébé, die ein Jahr zuvor mit dem Tessar 3,5 noch 225 RM gekostet hatte.
Es bleibt die Frage nach Funktion und Zielgruppe. Beeindruckend ist natürlich die Lichtstärke (eine Ermanox ist es freilich nicht). Die Verstellmöglichkeiten einer ‚richtigen‘ Plattenkamera fehlen. Also eine Kamera für Sport- oder Reportageaufnahmen (so war die Bébé 342 beworben worden)? Für diesen Zweck gab es seinerzeit sicherlich besser geeignete Kameras, beispielsweise seit 1931 die Rolleiflex 4x4, die ebenfalls mit einem Tessar 2,8 zu haben war (allerdings das Doppelte kostete). Vermutlich wurden nicht viele Exemplare der Korelle-P abgesetzt, das macht sie heute natürlich besonders interessant.
Ganz aufschlussreich der Vergleich mit der wesentlich teureren Bébé – im direkten Vergleich wirkt die Korelle noch etwas kompakter als die Zeiss Ikon (9 x 7,5, x 4,5 cm), ohne 'billig' zu wirken, ganz im Gegenteil – die Korelle macht einen sehr soliden, durchdachten und präzisen Eindruck.
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