Derzeitiges Restaurationsobjekt, eine seltene Dr Staeble Reisekamera Typ F, frühe Version. Habe eigentlich bisher nur ein anderes Exemplar im Netz gefunden, das aber keine Messinghardware hatte und etwas andere hinere Verstellmechanik. Im Dr Staeble-Katalog von 1911 ist sie abgebildet, allerdings mit anscheinend etwas neuerer Ausstattung.
Sie ist aus Nussbaum gefertigt und relativ leicht, etwas über 2 kg, also recht transportabel für eine 13x18 Feldkamera. Es ist auch eine eigenartige zusätzliche Rückteil Verstellmöglichkeit seitlich an der linken Fokussierseite. Man kann den kleinen Hebel umlegen und dann auf der Seite die Basis etwas nach vorne oder Rückwärts verstellen.
Sehr durchdacht scheint mir die Standartenaufricht-Mechanik zu sein, hab ich bisher noch nie nbei einer Plattenkamera gesehn, man drückt von unten auf die Feder zwischen den Standartenträgern, dann kann man den Objektivträger nach hinten oder vorne klappen.
Der Balgenauszug ist riesig, weil man ein zusätzlichen Auszug nach hinten des Rückteil hat, so kommt man auf fast einen halben Meter Länge. Für Weitwinkelaufnahmen kann man das Rückteil (ähnlich einer Deardoff) nach vorne schieben und die Fronstandarte nach rückwärts kippen.
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ist es überhaupt erwiesen das es eine Staeble ist ??????
Im Staeble Katalog von 1911 steht die Kamera zwar, leider wurde aber in der Kopie der Katalogseite nicht der Einführende Text berücksichtigt. Dort steht auf Seite 49 sinngemäß, das neben eigenen Kameras auch Kameras anderer Hersteller verzeichnet sind. Staeble war zu der Zeit auch Händler für alles was mit Photogrphie zu tun hatte. Für mich ist es eher unwahrscheinlich das es eine Stäble ist da dies ja die sechste Kamera von A_F gezählt im 3 Jahr des Bestehens der Firma wäre.
wenn man die Seite 49 genau liest, werden die verwendeten Hersteller des Kataloges genannt. Die Öffnungsklausel auf andere weitere Hersteller deute ich aber so: Solche Kameras (nicht im Katalog aufgeführt ) werden erst auf feste Bestellung geliefert.
Immerhin könnte man bei der hier gezeigten Kamera sagen: "Von Dr. Staeble lieferbar / angeboten"?
Ich überlege, ob man also den Thread-Betreff so nennen könnte: "Von Dr Staeble angebotene Reisekamera Feldkamera Typ F".
Wie sieht man das?
Der Katalog nennt ja als Zulieferfirmen aus dem Katalog: Arndt & Löwengard, Contessa-Camerawerke Betzin Bülter & Stammer Glanz & Sohn Herbst
Nachtrag: Der Katalog erwähnt zur Kamera "Englische Bauart". Das kann als Gattung oder auch als Herstellerland-Hinweis gedeutet werden? So ganz sind das gezeigte Katalog-Modell und die hier im Thread gezeigte Modell nicht gleich.
Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
Analog: Aus Negativ wird Positiv. Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.
Hallo, Ich kann mich dem "Vorredner" nur anschliessen: Staeble hat so gut wie keine Kameras selbst gebaut. Alle Klappkameras im Katalog kann man namhaften Herstellern zuordnen (z.B. Unoplast = Linhof / Leonar = Lüttke & Arndt / Contessa = Contessa, Stuttgart / Primar = Bentzin / Quick = Bülter & Stammer / Westentaschenkamera = Ernemann / Pixie = Contessa / Filmos = Lüttke & Arndt / Deckrullo Nettel = Nettel, Sontheim / Mentor = Goltz & Breutmann / Spiegelreflex-Kamera = Bentzin usw.). Warum sollen ausgerechnet die Holz-Reisekameras von Staeble stammen, wo es doch so viele gute Kamera-Tischler (nicht nur) in Deutschland gab? Dazu kommt noch: Ihre Kamera entspricht in keiner Weise der Kamera, die als Feldkamera Typ F im Staeble Katalog abgebildet ist. Ich denke, so gut gearbeitet wie ihre schöne Kamera ist: Es ist ein unbekannter Hersteller, vielleicht aus Deutschland, kann aber auch z.B. englischen Ursprungs sein. Gruss Freier-Sascha
Ich habe in meiner Plattenkamera-Bildersammlung Staeble Unoplast / Polyplast-Kameras die jeweils eindeutig von Linhof / Perka und Edelmann gebaut wurden. Bei der Kamera im Forum ist mir die Zuordnung zum Hersteller noch nicht gelungen. Es ist aber sehr, sehr unwahrscheinlich, dass Staeble diese Kamera gebaut hat. Gruss Freier-Sascha
Also was unter Staeble- Kameras alles verkauft wurde ist eigentlich ein anderes Thema. Jedes Modell das man in einem Katalog den man heute noch findet, präzise zweifelsfrei mit allen baulichen/früheren Variationen zuordnen zu können, ist schwierig..das wäre eine grosse Dokumentationsarbeit. Und wie wir wissen, gibt es oft in den alten Katalogen auch Fotos mit etwas anderen Details, waren halt primär Verkaufskataloge, die Fotos entsprechen halt den baulichen Zustand zum Zeitpunkt der Katalogdrucklegung.
- 'englische Bauart' beschreibt mE lediglich die prinzipielle Bauart, heisst keine Metall-Laufbodenkamera, sondern field camera aus Holz ( verstellbar, mit einfachem, doppeltem oder dreifachem Auszug)..zB die Thornton, Sanderson etc brass/wood cameras.
- die abgebildete Kamera im 1911 Katalog war der einzige, den ich jetzt gefunden habe, aber das ist ausreichend, denn in den spezifischeren baulichen Details, entspricht sie exakt diesem Modell. Das sieht man erst wenn man sie in den Händen hat.
Ich tippe wie gesagt auf eine frühe Version, weil sie noch Messing-hardware und diesen seitlichen Verstellmechanismus, die Version des Kollegen hier ist die gleiche, aber wahrschl etwas neuer:
Falls ein Zulieferer diese Kameras in Serie für Staeble hergestellt hat, Hut ab. Auf jeden Fall trifft es mE zu.
Beschreibung der technischen Details, die zutreffen müssen für eine typische Klassifikation dieses Modells:
- die Standarte hat in einen sehr spezifischen Aufricht-Mechanismus, der exakt der abgebildeten entspricht, mittels einer Feder unterhalb. Hab ich noch bei keiner anderen gesehn. Ebenso die genauen Fräsungen, prazisen Messingverlötungen/ verarbeitung der Standartenteile, wie abgebildet. Auch wie die Standartenschienen in den Holzträgern verschiebbar sind, sehr speziell.
- die Mechanik für die Höhen- und Tiefverstellung ist ebensfalls sehr spezifisch, funktioniert mit rückseitigen Klemm-Mechanismus hinter den Streben ( wie im Katalog)
- die zwei spezifisch orientierten Stativ-Gewinde ( wie im Katalog)
-Balgen hat trotz der Länge keinen 'Schnellschnapper'.
- die Standartendrehknöpfe sind alle mit spezifischen 2mm-Schräubchen gegengesichert, wie im Katalog. etc die bauliche Exaktheit in der Holzarbeit scheint mir sehr professionell, alle Teile sind numerisch gestanzt etc.
- wie im Katalog beschrieben, besitzt nur die 13x18 Variante einen zusätzlichen rückseitigen, dreifachen Auszug. die 18x24 nur doppelt ( wahrschl wg baulicher Auszugsinstabilität bei der Grösse, macht Sinn)
all diese spezifischen baulichen Details sieht man wenn man sie konkret in den Händen hat wie jetzt bei der Restauaration, also ganz konkret und ohne Zweifel.
Wenn diese Details ein Zulieferer ebenso nachgebaut hat, dann würde ich gerne mal ein Beispiel sehn.
PS ein Dr Staeble Objektiv war jetzt nicht inkludiert, da is jetzt mein 135mm Tessar dran.
Habe ja zB schon einige Holzkameras aus Japan restauriert, da sieht man klar wie man Teile etwas einfacher, weniger spezifisch, evtll von verschiedenen Zulieferern anfertigen lassen kann und das dann assembliert und verkauft wird. Tachihara Hope, Nagaoka, King etc.