nur zur Vermeidung von Missverständnissen will ich darauf hinweisen, dass es sicher nicht darum geht, Deine feine Kamera zu kritisieren, im Gegenteil, das ist eine sehr interessante und sammel-werte Kamera.
Ich habe jetzt im Umgang mit Staeble gelernt, dass Staeble eher ein Händler war, er aber auch als "Optisches Werk" auftrat. Unklar bleibt lediglich, dass wahrscheinlich Staeble die Kamera nicht selbst gebaut hat, weil verschiedene Quellen das nahelegen.
Das gezeigte Modell aus dem Staeble-Katalog ist Deiner Kamera sehr ähnlich, ohne 100 % zu erreichen. Du hast richtig mit Deinen Zusatzfotos die Übereinstimmungen dargelegt.
Ich habe mal sozusagen im Gegenzug Unterschiede hervorgehoben:
Nun kann das tatsächlich eine Variante der gezeigten Kamera Modell F sein oder eben auch nicht.
Resultat: Ich würde dazu neigen, die Kamera als "Unbekannte Reisekamera, die so ähnlich im Staeble-Katalog von 1911gezeigt wird." zu bezeichnen.
Ich habe in den letzten Jahren auch gelernt, wie schwierig es heute ist, viele Kamera-Oldtimer exakt zuzuordnen. Diverse Beispiele sind auch im Forum zu finden. Macht ja vielleicht auch gerade den Reiz aus, sich hier heranzutasten .
Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
Analog: Aus Negativ wird Positiv. Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.
ja, Rainer, das wurde aus so verstanden, nicht als Kritik, sondern eher als Bestimmungsfindung.
und mE sind die spezifischen baulichen Eigenheiten die entscheidenden Kriterien. Wir reden ja von praktischer Fertigung, Werbung, Vertrieb von hunderttausenden Exemplaren die über eine Laufzeit auch noch variieren können. Und in den Kataloge die wir heute noch zur Hand haben sind die vllcht nicht zu 100% alle abgebildet..klar. um so interessanter finde ich.
zB die Kameras die vor dem zweiten Weltkrieg im Präzisionskamera-Werk München hergestellt wurden. Perka, Silar, Feinak, (Schaja) und auch für eine Zeit sogar für Dr Staeble. Ich verstehe das auch so, dass Staeble eher eine Art OEM war. Deren Unoplast-Kamera sieht auf jeden Fall exakt so aus wie die anderen oben genannten Münchner Präzisions- oder 'Plasmatkameras'. http://camera-wiki.org/wiki/Staeble
Was diese Kameras von anderen unterscheidet sind die für die damalige Zeit überdurchschnittlichen Verstellmöglichkeiten für Metall-Laubodenkameras, dreifacher Auszug, kippbare Standarte, zT zweifach abklappbarer Laufboden, drehbares Rückteil.
Und im Falle der Staeble Holzkamera, da muss man halt ebenso auf die spezifische Herstellungstechnik sehen, wie die Standarte. Die Standarte ist der komplexeste und wichtigste technische Teil einer Plattenkamera. Dort konzentriert sich ne Menge physikalischer Zugenergie durch den Balgen, also war das den Profi-Herstellern ein zentraler Punkt. Dazu Hoch- Tiefverstellung, Kippbarkeit, integrierte Feintriebe, mechanische Stabilität, Arretierbarkeit usw usw.
Wer auch immer für die Herstellung dieser Reisekamera verantwortlich war, die abgebildete Reisekamera entspricht in den herstellungstechnisch wichtigen Bauteilen meiner Kamera.
Ich würde gerne Abbildungen sehn von Zulieferern oder anderen Kameras mit dieser Standarte.
ich tippe darauf, dass meine Kamera eine frühe Version dieser Kamera ist mit den Unterschieden.
PS, ja, die seitliche Spreize in deinem Bild ist wirklich anders. Bei derselben Kamera des Kollegen sind auf jeden Fall auch diese normalen Spreizen. Und beide haben auch nicht den im Katalog abgebildeten Metallgriff..also ich denke, dass das eher am Katalog liegt ( OEM-Bild).
Der angegebene Link auf Großformat führt zu einer identischen Kamera wie hier, aber es gibt auch dort keinen Beweis auf Staeble sondern auch nur eine Vermutung.
Die Nummerierung der Holzteile lässt die Vermutung zu das diese in Serie gerfertigt wurden was ich mir bei Staeble unter keinen Umständen vorstellen kann.
Wenn es denn wirklich eine Staeble ist dann aber keine F denn dann müsste die F so schlecht und instabil gewesen sein das sie so aufwendig aufgemöbelt werden musste, dann wäre aber wohl auch eine neue Nummerierung nötig.
Hallo, also das Rätsel des Herstellers der Feldkamera Typ F im Staeble-Katalog glaube ich lösen zu können. Ich habe die gleiche Kamera und auf ihr ist "Solid" zu lesen, das war eine Marke von Alfred Brückner / Rabenau:
So komme ich zu dem Schluss, dass neben anderen namhaften Herstellern, auch Brückner-Kameras unter dem Staeble-Label vertrieben wurde. Das führt zur Frage, warum ausgerechnet ihre (wirklich schön gearbeitete Kamera) von Staeble hergestellt worden sein soll?
super, endlich weitere Infos.. Brückner hatte anscheinend ne ähnliche Kamera im Programm. Was die Details angeht, seh ich Übereinstimmungen aber auch Unterschiede mit der Reisekamera im Katalog. Deine ist natürlich eine Querformatkamera, nicht quadratisch. Die Standarte ist wirklich ähnlich aufgebaut was die Feder unterhalb angeht, interessant.. aber wie die Standarten-Metallstreben in den Holzstandartenrahmen laufen ist anders. Die Hoch- Tiefverstellung ist etwas anders umgesetzt . Der Balgen ist ganz aus Leder und nicht mit Stoff beklebt. Deine trägt ein ins Holz eingelassenes Firmenschild und zwei kleine Metallteile (Halter?) seitlich am Gehäuse. Die hintere Gehäuseaufhängung ist allerdings sehr ähnlich wie die im Katalog. Danke dir.. wow..wieviele Kameras hast du denn in deinem Fundus?
An Brückner glaube ich auch wenn es auch noch einige Abweichung gibt soweit man es den Fotos nach beurteilen kann
Brückner hat nur einen Verschluss um alles im zusammengeklappten Zustand zu sichern die Staeble derer 2, aber das ist so gering und kann mit der Bauzeit oder aber mit einer Unterscheidung Brückner/Staeble zusammenhängen (ist doch eine Brückner und keine Staeble) Desweiteren sehe ich am Korpus 2 Metallteile die Bei Staeble nicht zu sehen sind. Aber 1.1 kann eh nicht verglichen da eine einen einfachen und eine einen doppelten Auszug hatte.
Solch kleine Unterschiede machte es jedoch oft aus ob es eine Kamera von A oder von B war was dann zu den Hausmodellen führte und damit die Preisbindungen umgangen wurde.
das mit der Übereinstimmung der im Staeble-Katalog und der von Freier Sascha gezeigten Kamera ist schon relevant. Allerdings zeigt das aber eben auch, dass die Kamera von Andreas nicht dieses Modell ist ?
Links: EagleEye72 / rechts: Freier Sascha
Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
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moin, also um das für mich abzuschliessen geh ich jetzt davon aus, dass es eine Zulieferer-Tischlerei/Kamerabauer gab der sowohl für Brückner, Staeble oder auch andere hergestellt hat. Wenn ich nur von der einen Katalogabbildung ausgehe, finde ich, dass keine der hier geposteten Kameras dieser Abbildung absolut identisch ist. Sowohl meine als auch die zweite vom anderen Forumskollegen unterscheiden sich ein bisschen voneinander, wenn sie auch prinzipiell ziemlich ähnlich sind. Die Brücker weist auch einige bauliche Ähnlichkeiten auf, auch Einzelteile, aber ebenso auch einige Unterschiede. man wird das wohl nicht schlussendlich aufdröseln können, muss man ja auch nicht..es ist ja ein weites Feld.
warum ist es so schwierig eine - Holzkamera - zu bestimmen ?
eine Reise oder Atelierkamera wurde in der Regel nicht von einem Hersteller gefertigt sondern aus mehreren Komponenten zusammengefügt.
Die Komponenten sind Korpus aus Holz (Kameratischler) Faltenbalg Beschläge (Gießerei oder Blechwarenverarbeiter) Optik
Der "Hersteller" hat das dann zu einem ganzen vereinigt.
Das es Kameratischler gab ist wohl jedem Sammler bekannt
Beschlaghersteller gab es zuhauf (allein in Görlitz 3 in der Löbauer Straße) weitere in Dresden und im Raum Siegen und Iserlohn, ich selbst habe in meiner Lehrzeit in den 60er Jahren einen Sonderkatalog aus grauer Vorzeit (mein Lehrbetrieb wurde 1906 gegründet) einen Katalog über - Sarg und Kamerabeschläge - in der Hand gehabt leider ist mir der Hersteller nicht in Erinnerung war aber aus dem Sauerland. Den Hersteller aus Dresden habe ich noch selbst kennengelernt dieser hatte ab 1936 eine NE Metallgießerei betrieben hier wurden Türbeschläge (Griffe u. Schilder) aber auch in Lohnfertigung Kamerabeschläge hergestellt.
Eine echte Großserienfertigung gab es nicht.
Viele "Photohändler" haben auch Kameras aus Fertigteilen zusammengebastelt sind dann aber nicht groß und Bedeutend geworden.
Daher kommen die Fragen das Holz sieht aus wie Ernemann der Balg sieht aus wie Wahler der Beschlag sieht aus wie ?
ich bin auch der Meinung, dass es gerade bei den frühen Kameras diese Mischkonstruktionen in großer Zahl gab. Hier im Forum war und ist das immer wieder mal ein Thema.
Es ist ja aus meiner Sicht nicht wirklich ein großes Problem, wenn man die Oldtimer teilweise nicht exakt zuordnen kann. Die Kameras haben sicher damals brav ihren Dienst getan. Wir heute können uns an den diversen Varianten erfreuen.
Klar ist es auch, dass man gern genaue Daten für eine historische Kamera hätte. Den Versuch, genauere Zuordnungen machen zu können, steht natürlich nichts im Wege.
In gewissen Grenzen kenne ich die Zuordnungsproblematik auch in der Welt der historischen Radios. Auch hier gab es z.B. Radiohändler und Versandhäuser, die zugekaufte Radios unter ihrem Namen oder als Hausmarke angeboten haben. Manchmal kann man die Zulieferfirmen erkennen, manchmal nicht.
Ich will damit sagen, dass die damaligen Kameras aus sich heraus interessant sind, auch ohne exakte Zuordnung. Wie sehen die Forum-Nutzer das?
Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
Analog: Aus Negativ wird Positiv. Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.