die Fa. Gustav Adolf Krauss in Stuttgart ist als Kamerahersteller vor allem durch die 5x8-Rollfilmkamera Rollette und die Kleinbildkamera Peggy bekannt. Ursprünglich war Krauss allerdings nur Händler, der Produkte der Fa. Zulauf vermarktete, u.a. die Stereokamera Polyscop. Ein Teil der Zulauf-Polyscope wurde unter dem Namen Krauss vertrieben; Gernot Förster spricht in einem Artikel zur Firmengeschichte (PhotoDeal 60 [2008], 4–9) von etwa 4.500 entsprechend gekennzeichneten Exemplaren; davon berichtet auch der Enkel des Firmengründers, Rolf H. Krauss, in seiner Sammlung autobiographischer Essays über das Sammeln (2019). Mit der Eingliederung von Zulauf in die Ica (1912) entfiel dieser Geschäftsbereich.
Ab etwa 1920 baute Krauss dann selbst Kameras, und zwar die Spreizenkameras Knirps/Nanos, später die erwähnte Rollette in diversen Ausführungen – und schon etwa 1921 wieder eine Stereokamera im von Krauss favorisierten Format 4,5x10,7; die Kamera trug die ModellbezeichnungStereoplast. Kurz vorgestellt wird die Neuerscheinung im Jahrgang 1921 von Eders Jahrbuch für Photographie, Kinematographie und Reproduktionsverfahren (Bd. 30/1, S. 341) und dort als „Meisterwerk von Konstruktionsmechanik“ gelobt.
Die Ähnlichkeiten mit den Polyskopen (aber auch verschiedenen Stereokameras französischer Provenienz) sind offensichtlich: Kastengehäuse mit eingelassenem Brillantsucher und Libelle, Fokussierung über ein Gestänge an der Oberseite, seitlicher Newtonsucher, Wechselmagazin. Das vorliegende Exemplar ist mit zwei Xenaren 4,5/55 mm ausgestattet (bei den wenigen Erwähnungen in den Sammlerkatalogen und Angebotstexten ist von Tessaren oder Meyer-Objektiven die Rede; lt. erwähntem Jahrbuch-Artikel sollen es Plasmate sein).
Hier die Stereoplast im direkten Vergleich mit dem Ica-Polyscop 606 der ersten Generation (https://blende-und-zeit.sirutor-und-comp...5&thread=31); man erkennt, dass die Krauss doch etwas zierlicher gebaut ist; die Anbauteile sind nicht kompatibel; die Falzbreite beträgt nur 51 mm.
Die Irisblende ist jeweils vor dem Verschluss angeordnet, die Einstellung erfolgt mittels Gestänge; die Skala für die Einstellwerte befindet sich auf der Kamerafront unter dem Spannhebel.
Angaben zum Verschluss finden sich in der Literatur nicht. Wie auch bei den Stereokameras von Franke & Heidecke scheint es sich um eine Eigenkonstruktion zu handeln: Es ist ein Spannverschluss mit Luftbremse, Zeitenbereich 1–1/250. Auch für B und T muss der Verschluss gespannt werden. Die Wahl der Verschlusszeiten erfolgt über ein Einstellrad, das das Sucherauge umgibt.
Die Objektivplatte lässt sich um 5mm in der Höhe verstellen.
Anders als die Ica Polyscope scheint das Stereoplast kein großer Verkaufserfolg gewesen zu sein; die Kamera ist heute vergleichsweise selten.
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ja, solche Krauss-Tessare habe ich schon an frühen Polyscopen (aus der Vor-Ica-Zeit) gesehen. – Mir ist noch nicht klar, inwieweit die Stereoplast-Kamera eine eigenständige Krauss-Entwicklung ist: Mit dem Polyscop gibt es nur äußerliche Übereinstimmungen, kompatibel ist nichts, und die Technik (Verschluss) weicht ab. Aber das muss ja auch so sein, denn andernfalls hätte es Probleme mit der Ica gegeben. Ob Krauss Patente französischer Hersteller nutzen konnte – da gab es ja sehr viele ähnliche Kameras –, weiß ich nicht, ich habe bislang auch keine französischen Stereokameras in meiner Sammlung.
Krauss hat sich übrigens sehr für das kleine Format 4,5x10,7 engagiert und im Selbstverlag eine Schrift Das Stereoformat 45 x 107 mm und seine Begründung (1920) veröffentlicht.