das Aussehen der Kameras hat sich über die Jahrzehnte hinweg aufgrund der technischen Gegebenheiten stark gewandelt. Plattenkameras, Klappbodenkameras, Spreizenkameras, Kleinbildkameras, usw. "erzwangen" in gewissen Grenzen auch ein bestimmtes Aussehen (Design) der Kameras.
Bleibt man z.B. bei den Kleinbildsucherkameras ohne Herausklappteile, so kann man aber gut sehen, wie das Design sich modisch (dem Zeitgeschmack folgend) wandelte. Waren Kleinbildkameras in den fünfziger Jahren noch rundlich, niedlich, verschnörkelt und mit Hebelchen, Stellrädern, usw "verziert", bildete sich in den Jahren um 1970 ein eigenständiges sachliches klares Rechteck-Design heraus, welches ich (mangels eines vielleicht besser geeigneten Begriffes) als "Bauhaus-Stil" bezeichne.
Bauhaus war ja auch im Bereich der Architektur und Kunst und des Designs eine sachliche Avantgarde-Lebensanschauung schon in den zwanziger Jahren. Vielleicht kann man die sachlich designten Kameras ein ganz klein wenig mit den Radios des Designers Dieter Rahms (Braun, "Schneewittchen-Sarg") vergleichen: http://www.welt-der-alten-radios.de/sammeln-design-291.html . Natürlich hinken Vergleiche immer ... Im Bereich Radios waren außerdem Modelle der "nordischen Linie" oder "skandinavischen Linie" u.u. klar, kantenscharf und sachlich geformt. Allerdings wurde dieses sachliche Design bei den Radios schon über 10 Jahre früher modern, als bei den Kameras.
Diese Kameras sind einfach, aber doch ansprechend, strukturiert. Erst Jahre später ging die Industrie davon wieder ab und wurde wieder "runder" und eher stromlinienförmiger.
Mein Bauhaus-Stil sieht so aus:
Eine (aus meiner Sicht gut gelungene) Kamera in diesem Stil ist die Minolta Hi-Matic G von 1974:
danke für den Hinweis. Ja, die Instamatic-Serie gehört auch dazu.
Mir ist schon klar, dass "Bauhausstil" keinen zeitlichen Zusammenhang der Bauhaus-Bewegung mit diesen Kameras haben kann. Vielleicht wär eher "Kameras der neuen Sachlichkeit" als Begriff besser, aber umständlicher. Ich überlege nach wie vor, ob es einen besseren Begriff gibt.
Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber), der sich über Anrede und abschließenden Gruß in Beiträgen freut.
Zu dem Thema kann ich auch was beisteuern: Ich hab mich in letzter Zeit damit beschäftigt, wie das Aussehen der Kameras von einerseits techn. Notwendigkeiten, andererseits von Zeitgeschmack und dominanten Themen beeinflußt worden ist. In etwa kann ich auch einen Wandel von den 1950ern zu den mitte-späten 1960ern erkennen. Vom klassischen Design, das noch an 2 Rollen und einem Objektiv bestimmt war, z.B der Kodak Retinette Reihe, hin zu den gradlinien,viereckigen Quadern. Hier mein Bild, das noch ein passendes Radio zeigt, das ich nicht datieren kann. Die Kamera ist eine Adox Gold 1a. Ich persönlich mag die elitär-snobhafte Bauhausidee nicht besonders, so viel Pathos. Die Objekte hingegen die dabei entstehen gefallen aber manchmal meinem Geschmack. Trotzdem; nicht gut angewandt können dabei auch langweilig-zeitlose und blutleere Dinge dabei entstehen. Das hier ist OK:
Noch kurz erwähnt: zu dem klassischen und bauhäuslichen gibt es da auch eine weitere Gestaltungsrichtung bei Kameras; das Spaceage oder Atomic Design. Sehr an futuristisch-technisch-utopischen orientiert, siehe das Atomsymbol an vielen Kameras von Yashica. Die Revue 10 oder ihre Vorlage, von Ricoh kann man da zuordnen.
willkommen im Forum. Ja, die Geschmacksfrage, das ist ein Thema, über das man trefflich streiten kann. Dem Einen gefällt Bauhaus, dem Anderen eher weniger.
Der Desgin-Wandel setzt sich nicht nur bei Kameras, sondern auch bei Radios (unten ein Link zu meinen Radio-Seiten mit dem dort angesprochenen Art Deco) und vielen anderen Bereichen bis heute fort.
Wenn ich mir so die Digitalkameras der neunziger und beginnenden Jahre der ersten Dekade des aktuellen Jahrhunderts ansehe, sind doch so einige Skurriltäten zu beobachten. Aus Japan kamen in diesen Jahren viele "Stromlinien-Modelle" auf den Markt.
Aus Negativ wurde Positiv. Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts. Fotoapparate sind Zeitmaschinen, sie können die Vergangenheit erhalten. Ein Leben ohne Facebook ist möglich, aber (und) sinnvoll.