Blenden, Vorwahlblenden, Vorwahlspringblenden, Springblenden und Varianten
Hallo zusammen,
einäugige Spiegelreflexkameras boten neben anderen Vorteilen auch im Sucherbereich weitere Vorteile. Einer davon war die Möglichkeit, das Sucherbild hell (mit offener Blende) und genau so, wie dann später auf dem Fotos zu sehen, betrachten zu können. Wollte man erkennen, wie sich die Tiefenschärfe bei Arbeitsblende auswirkt, konnte man bei einigen Spiegelreflexkameras die Blende testweise auf Arbeitsblende herunter stellen.
Weiter gab es Kameras und Objektive, bei denen man das Handling verbesserte, von manuell über halbautomatisch zu vollautomatisch die Blende springen lassen konnte. Parallel dazu war auch das kurzzeitigen Abblenden auf Arbeitsblende im Sucherbild möglich.
Im Laufe der Jahre verbesserten die Kamera- und Objektivhersteller den Bedienungskomfort.
Ich liste jetzt hier einige dieser Blendensteuerungen von damals noch rein mechanischen Systeme ohne Belichtungsmesseinrichtungen auf;
Vorwahlblende: Der gewünschte Blendenwert wird mit einem Schieber / einem Ring am Objektiv vorgewählt, dabei bleibt die Blende aber offen. Kurz vor der Aufnahme wird per Hand die Blende mit einer Handbewegung auf die Arbeitsblendegeschoben. Nach der Belichtung wird die Blende wieder manuell auf offen gestellt. Eine Verkopplung der Kamera mit der Objektivblende gibt es nicht. Kamerabeispiele: Jedes Modell ohne Innenauslösung (Blendenschieber).
Vorwahlspringblende: Ähnlich wie bei der Vorwahlblende. Hier erfolgt aber auf Fingerdruck ein selbstständiges Springen der Blende auf die Arbeitsstellung. Nach der Belichtung wird die Blende wieder manuell auf offen gestellt. Jedes Modell ohne Innenauslösung (Blendenschieber).
Halbautomatische Springblende: Setzt eine Spiegelreflexkamera mit Innenauslösung (mit einem Auslöser verbundenem Schieber (Innenauslöser) zur Blendensteuerung) des jeweiligen Objektives voraus. Dazu hat die Kamera einen Schieber unten in Richtung Objektiv, am Objektiv selbst gibt es es Fühler, der den Schieberimpuls an die Blende weiterleitet. Es wird am Objektiv ein gewünschter Blendenwert eingestellt, die Blende bleibt offen. Wird der Verschluss ausgelöst, geht der Schieber nach vorn, springt die Blende auf Arbeitsblende. Nach der Auslösung bleibt die Blende in und Kameraschieber in dieser Position. Nach Spannen des Verschlusses/Filmtransportes geht der Schieber zurück, muss die Blende wieder manuell geöffnet werden. Kamerabeispiel: Wirgin Edixa Reflex D.
Vollautomatische Springblende: Dazu hat die Spiegelreflexkamera ebenfalls einenSchieber (Innenauslösung) unten in Richtung Objektiv, am Objektiv selbst gibt es einen Fühler, der den Schieberimpuls an die Blende weiterleitet. Es wird am Objektiv ein gewünschter Blendenwert eingestellt, die Blende bleibt offen. Wird der Verschluss ausgelöst, geht der Kameraschiebervor und sofort nach der Aufnahme wieder zurück, springt die Blende kurz auf Arbeitsblende. Nach der Auslösung bleibt die Blende nicht in dieser Position, sondern öffnet sich wieder. Automatische Springblendenobjektive sind in Ruhestellung blenden-offen. Nur solange der von der Kamera kommende Schiebeimpuls anliegt, schließt sich die Blende. Bei diesen Objektiven kann man zumeist per Finger-Taste manuell zur Tiefenschärfekontrolle kurzzeitig auf Arbeitsblende stellen. Kamerabeispiele: Praktica PL nova I. Wirgin Edixa Prismaflex TTL Mod.K.
Es gibt weitere Varianten.
Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
Analog: Aus Negativ wird Positiv. Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.
Re: Blenden, Vorwahlblenden, Vorwahlspringblenden, Springblenden und Varianten
Hallo zusammen,
kurz vorher oder parallel zu den im Vorbeitrag beschriebenen Blenden-Steuerungen gab es auch noch das System, bei dem das Objektiv eine steuernde Verbindung zum Auslöserknopf hatte. Dabei lag der Verbindungshebel unmittelbar vor dem Auslöser. Man drückte quasi beim Auslösen zuerst auf das Teil vom Objektiv und dann synchron auch den Kameraauslöser durch. Dabei schloss sich die Blende von offen auf den voreingestellten Wert. Somit konnte man vor dem Auslösen das Bild im Spiegelreflexsucher hell betrachten.
Bei der Wirgin Edixa gab es Modelle, wo zur genauen Anpassung einen kleinen Aufsatz für den Auslöser zum Objektiv gab, um kein "Spiel" beim Auslösen zu bekommen.
Im Forum zeigt auch der Beitrag zur Exakta Varex IIa, usw diese Kombination aus Kamera und Objektiv bei der Blendensteuerung:
Re: Blenden, Vorwahlblenden, Vorwahlspringblenden, Springblenden und Varianten
Nicht zu vergessen die Exa Ia mit dem entsprechenden Objektiv, hier hervorragend (inkl. Blick auf den Blendenhebel vor dem Auslöser, seitlich fotografiert, und mit drei verschiedenen Objektiven inklusive einem ohne Springblende) vorgestellt von Uwe_L_aus_M: https://blende-und-zeit.sirutor-und-comp...&thread=155. Mit dem Domiplan habe ich sie aufnahmebereit im Sammlungs-Regal liegen. Es ist ein Wunder, wie leichtgängig und zuverlässig bei dem geringen Auslöseweg des Blendenhebels dieses Objektiv nach fünfzig Jahren noch funktioniert.
Re: Blenden, Vorwahlblenden, Vorwahlspringblenden, Springblenden und Varianten
Hallo,
Um 1957 war die Exakta Varex die wohl beste System-SLR-KB-Kamera. Im "neuen Westen" bemühten sich die Gebrüder Wirgin etwas Vergleichbares zu schaffen. Mit M42 standen jede Menge guter Objektive zur Verfügung. Es sind zwei Gemeinsamkeiten, die die hier gezeigten Kameras auszeichnen: zum einen die Möglichkeit unterschiedliche Sucher zu verwenden und zum anderen die erste "automatische Blende" (mit freiliegender "Steuerung)". Die Russen (Start) haben (wie man am Schnellspannhebel und am Schachtsucher sehen kann) zweifelsohne von der Edixa abgekupfert, die Japaner (Miranda und Topcon) eher von der Exakta. Topcon hat sogar das Exakta-Bajonett übernommen. Man hatte aber nicht nur nach Dresden, sondern auch nach Wiesbaden geschielt: eine gewisse Ähnlichkeit mit der Edixa Reflex kann nicht geleugnet werden. Die Japaner geben das auch zu.
Zeittafel: 1956: Exakta Varex und Edixa. 1957: Miranda (Das gezeigte Modell ist eine C (1959), die wie das Modell A (1957) aussieht. 1957: Topcon 1958: Start