diese Kamera meines Vaters ist für mich eine Besonderheit. Ich habe mit ihr (ausgeliehen) am 26.6.1963 in Berlin den damaligen amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy mehrfach photographieren können. Zum Teil bin ich an der Berliner Chausseestr. in Wedding bis auf ca. 12 Meter an ihn rangekommen und konnte mit dem Tele arbeiten.
Auch später am Rathaus Schöneberg musste ich das 135 mm Teleobjektiv einsetzen. Hier zeigte sich eine Stärke der Edixa Reflex D: Man konnte den Prismensucher abnehmen und über Kopf in der Menschenmenge die Kamera hoch in der Luft gut betrachten und das Motiv genau einstellen.
Ich denke, neben meinen vielen Hundert Photos von der Zeit der Berliner Maueröffnung 1989/90 und der Reichstagsverhüllung war die Nahaufnahme von Kennedy die wichtigste Aufnahme meines Lebens.
Mein Vater hat die Kamera um 1960 für ca 400 DM gekauft. und noch bis 1975 damit fotografiert. Nun wird sie bei mir in Ehren gehalten.
Weitere Fotos zur Kamera selbst weiter unten im Beitrag.
Der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer am Rednerpult, rechts davon der Regierende Bürgermeister von Berlin, Willy Brandt und der amerikanische Präsident John F. Kennedy.
Leider musste ich schon bald danach auf dem selben Platz an der Trauerfeier der Berliner zum Tode des Präsidenten teilnehmen. Die Freiheitsglocke an diesem Tag habe ich noch immer in Erinerung und ein Gänsehautgefühl kommt hoch.
Objektiv: Schneider Xenar 1:2,8 f=50 mm (Wechselobjektiv) (Auf Photo ist ein Edixa-Travegon Weitwinkel zu sehen). 1 Meter bis unendlich. Schärfentiefe-Tabelle.
Aufnahmen: 36
Blenden: 2,8 - 16.
Blendensteuerung: Halbautomatische Springblende, nach Aufnahme erst wieder auf "offen", wenn Verschluß gespannt wird und ausserdem die Blende am Objektiv "aufgezogen wird".
Verschluss: Stoffschlitz-Verschluss, 9 Sek bis 1/1000 Sek . Mehr dazu weiter unten bei Bild 4.
Belichtungssystem: Manuell.
Blitz: Kein Blitzschuh, X und M Synchronkontakte.
Belichtungsmesser: nein.
Filmzählwerk: ja, mit Ende-Erkennung und Rückstellung
Sucher: Spiegelreflex-Mattscheibensucher und abnehmbarer Prismenaufsatz. Spiegel klappt nach dem Auslösen nicht automatisch wieder hoch.
Filmtransport: Schwenkhebel.
Entfernungsmesser: Mattscheibenscharfstellung
Selbstauslöser: ja, Ablaufzeit steuerbar 3-9 Sek. Mehr dazu bei Bild 4
Film-Empfindlichkeiten: alle
Film-Typ: Kleinbild 135
Filmtyp-Merkscheibe: ja
Besonderheiten, Sonstiges: Wechselobjektiv-System mit 42mm Gewinde. Stativgewinde verbunden mit einem Schieber für Standsicherheit, Doppelbelichtungssperre, Drahtauslöser, Auslösesperre, Vollmetallgehäuse
Die Kamera wurde von Helmut Knapp und Heinz Waaske entwickelt.
Nachtrag 3.3021:
Bild 4. Bedeutung der Stellpositionen: R = Rücksetzung der Langzeit / Selbstauslöser-Zeiten S = Selbstauslöser (3-9 Sek). L = Langzeit (3-9 Sek. Verschlußrad (Oberseite links) muss auf B stehen) Mehr dazu in einem Folgebeitrag weiter unten!
Diese Spiegelreflexkamera von Wirgin war meine erste Kameraausrüstung nach der GEVABOX 6x9. Das Objektiv: Travenar von Schacht. Zwischenringe für Nahaufnahmen. Leider riss der Schlitzverschluss bei einer Klassenfahrt nach Rom. Danach kaufte ich mir 1963 eine Leica M2 mit Summicron 2/50 bei Lambertin in Köln. Dieses Modell benutze ich heute noch bei analogen Aufnahmen auf Dia- oder Negativfilm.
Die Edixa war meine erste Begegnung mit einer SLR. Wir hatten Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre an meinem Gymnasium eine Foto-Arbeitsgemeinschaft. Neben einer üppig ausgestatteten SW-Dunkelkammer mit Liesegang 6x6 Vergrösserer, hatten wir zur Edixa auch einen Novoflex-Balgen und ein 400er Schnellschuss.
Die Edixa war zu der Zeit meine Traumkamera, konnte sie mir aber nicht leisten. Nach einer Agfa Click kam dann schnell eine Dacora EB-Super Dignette und ab den 70ern kamen dann diverse SLR-Kameras.
Eine Edixa habe SLR habe ich bis heute nicht, aber eine Edixa 16MB hatte ich mal.
da war Eure Arbeitsgemeinschaft gut ausgestattet. In meiner gab es nur die Dunkelkammer-Ausrüstung, aber keine Kamera. Auch für mich war die Edixa damals finanziell jenseits von gut und böse. Nur Ausleihen vom Vater war möglich.
MFG Rainer (Admin)
Möge die Belichtung immer kürzer als 1/30 Sekunde sein. Aus Negativ wird Positiv.
heute habe ich eine technische Frage an Dich als Edixa-Reflex-D-Experten: Mein Exemplar hat die übliche Innenauslösung. Allerdings stelle ich fest, dass der Schieber, der den Stift am Objektiv eindrückt, beim Auslösen zwar nach vorne fährt, um die Blende zu schließen, dann aber dort bleibt, bis ich wieder spanne. Bei anderen Kameras, z.B. der Praktica IV, geht er sofort nach dem Auslösen in die Ausgangsstellung zurück, und die Blende bei Automatikobjektiven öffnet wieder.
Ist das ein Defekt, oder ist das bei der Edixa Reflex D einfach so? Wenn man mit einer Druckblende arbeitet, z.B. beim Edixa Westagon 2/50, bedeutet das nämlich z.B., dass man mit dem Schiebering erst wieder die Offenblende zum Scharfstellen einstellen kann, wenn man zuvor gespannt hat. Sonst schnackt sie immer wieder zurück, weil der Stift ja noch weiter eingedrückt wird.
Ich bin mir eben nicht sicher, ob das so in "Edixa-Ordnung" ist oder einfach nur eine Fehlfunktion meiner Innenauslösung.
interessante Frage! Ich hatte auch schon mal Zweifel an der Funktion bei der Reflex D. Ist aber wohl so:
Die Kamera hat eine halbautomatische Springblende. Unmittelbar vor dem Auslösen springt der Schieber vor, drückt die gespannte Blende des Objektivs auf Arbeitsblende. Nach dem Auslösen geht der Schieber nicht zurück, das macht er erst wieder beim Verschluss/Filmtransport spannen. Außerdem muss nach dieser Prozedur die Blende am Objektiv wieder "aufgezogen" werden.
Jedenfalls ist das bei meiner Edixa Reflex D auch so und war wohl auch in meiner Jugend ebenfalls so .
Ich werde nachher oder morgen einige Varianten der Springblenden in Spiegelreflexkameras darstellen, gibt ja einige Varianten davon ...
Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
Analog: Aus Negativ wird Positiv. Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.
vielen Dank, das erklärt vieles. Dann ist das offensichtlich kein Defekt, sondern eine unelegante, "frühe Form" von Innenauslösung. Die Edixa Reflex D hat ja z.B. auch noch keinen Rückkehrspiegel.
Ich habe das mal (willkürlich) bei der Edixa Prismat, der Edixa mat Reflex b, der Praktica IV und der Pentacon FBM, die ich gerade greifen konnte, überprüft: Bei diesen Kameras zieht sich der Schiebemechanismus nach dem Auslösen erwartungsgemäß sofort wieder zurück und öffnet so das Objektiv.
Zur Edixa Reflex D habe ich weitere Fotos der Kamera in den Startbeitrag des Threads zugefügt. Man sieht der Kamera ein wenig die vielen Einsätze in verschiedenen Ländern und Jahrzehnten durchaus an. Mein Vater hat viel damit gearbeitet, ich selbst weniger, da ich ab Mitte der siebziger Jahre die Petri TTL nutzte.
Ich habe auch in einem eigenen Beitrag einige Blendensteuerungen bis hin zur automatischen Springblende geschrieben: