1935 brachte Voigtländer eine völlige Neukonstruktion der Bessa auf den Markt. Auffälligste Merkmale waren der an den Laufboden verlegte Auslöser der in der zeitgenössischen Werbung als "Abzugsbügel wie beim Gewehr" beschrieben wurde . Außerdem befand sich nun unterhalb des Objektives ein Knopf der das Zusammenfalten der Kamera sehr vereinfachte, das Knicken der Gelenke entfiel (allerdings gab es auch Sparversionen ohne diesen Mechanismus bei denen weiterhin die Gelenke manuell geknickt werden mußten).
Die Bessa 4 war als Zweiformatkamera für Negative im Format 4,5 x 6 und 6 x 9 ausgelegt. Die für das kleinere Format notwendige Einlegemaske ist bei dieser Kamera leider nicht mehr vorhanden. Für das kleine Format kann im Rahmensucher eine zusätzliche Maske hochgeklappt werden.
Die hier gezeigte Kamera mit dem schwarzen Sucher und den schwarzen Umrandungen soll ab 1937 in den Handel gekommen sein. Leider bin ich bei meiner Suche über die Seriennummer des Gehäuses nicht weitergekommen. Eine Bestimmung des Baujahres über den Anfangsbuchstaben, wie z. B. bei der AVUS, habe ich nicht finden können. Wenn ein Voigtländer Experte mir da evtl. weiterhelfen könnte? Die Seriennummer ist gleich weiter unten bei den technischen Daten zu finden.
Hersteller: Voigtländer, Braunschweig Modell: Bessa (Modell 4) Seriennummer:H470261 Baujahr: ab 1935 (schwarze Ausführung ab 1937?) Typ: Zweiformat (4,5 x 6 und 6x 9) Rollfillm (120) Sucher-Balgenkamera, mit Rahmen- und Brilliantsucher Verschluß: COMPUR, "T", "B", 1 - 1/250 sec. mit Vorspannhebel, Seriennummer: 3166355 Blenden: 4,5 - 22 Objektiv: Voigtländer-Braunschweig Anastigmat Skopar 1:4,5 / 10,5 cm, Nr. 1000943 Fokus: manuell, 1m - unendlich
Oberseite: Rahmensucher für zwei Bildformate
Rückseite: klappbarer Kameradeckel mit zwei nicht verschließbaren Rotfenstern, aufgenietete Tiefenschärfetabelle
Unterseite: Filmtransportknebel, Entriegelungsknopf für den Frontdeckel, Stativgewinde
Vorderseite: Kameradeckel mit Auslöser und Aufsteller (bei dieser Kamera nicht mehr vorhanden), Stativgewinde
Zubehör: Echtledertasche mit dunkelblauem Samtfutter und Prägung "Voigtländer"
der neue Auslöser, in der Werbung als "Abzugsbügel wie beim Gewehr" beschrieben
Sucher im Format 6 x 9
und im Format 4,5 x 6
-------------------------------------------------- Mit besten Grüßen aus dem "echten Norden" Andreas
vielen Dank für Deine Antwort und die Informationen. Die mir vorliegenden Quellen sagen aus, dass diese Kamera zwischen 1935 und Ende 1937 entstanden sein muß. Der "Gewehrauslöser" wurde 1935 eingeführt, vorher gab es diesen nicht, nur Drahtauslöser am Objektiv. Nur das vierte Modell hatte diese "Walze" unterhalb des Objektivs für den Einklappmechanismus. Den gab es vorher auch nicht und ab dem 5. Modell fiel der Hebel schlanker aus. Das Einzige was ich noch nicht verifizieren konnte ist die auf dieser Seite
nur zur Ergänzung: Bei Prochnow (Voigtländer-Report 3) ist diese Kamera – in der Bestückung mit Skopar 4,5 in normalem Compur – als PR 3778/7 gelistet. Als Zeitraum gibt er 1935–37 an; genaueren Aufschluss soll der Buchstabe vor der Seriennummer (Innenseite Rückwand) liefern (G: 1935; H: 1936; J: 1937). Auch Prochnow nennt die schwarze Lackierung der Randleisten als Merkmal später Exemplare. Auf die walzenförmige Schließtaste bei einigen Exemplaren weist er auch hin. Als Verkaufspreis für die von Andreas gezeigte Ausführung gibt er 75 RM an. Prochnow bezeichnet die Kamera übrigens als "Bessa Zweiformat, Erstes Modell".
Dass hier Verschluss und Objektiv mit Herstellungsjahr 1934 eingebaut wurden, scheint mir keineswegs ungewöhnlich. Gerade bei den Verschlüssen, die ja von einem fremden Hersteller bezogen wurden, ist wohl davon auszugehen, dass eine gewisse Vorratshaltung betrieben wurde. Ich habe da schon Diskrepanzen von mehreren Jahren gesehen...
wieder einmal vielen Dank für Deine ausführlichen Darlegungen. Somit wäre meine Kamera mit der Seriennummer H 470261 dem Baujahr 1936 zuzuordnen. Evtl. auch sehr spät in diesem Jahr, was wiederum zu der schwarzen Lackierung der Kanten und des Suchers passen würde. Bei der Bezeichnung der Bessa habe ich mich an dem schon genannten Schoebel Voigtländer Archiv und anderer Fundstellen im Netz orientiert.
Eine derartige Vorratshaltung ist im Zeitalter von "Just in Time" kaum noch vorstellbar. Heutzutage wären die Verschlüsse bis kurz vor dem Einbau auf irgendwelchen LKW´s unterwegs.
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