Die „Paxina I“ eröffnete die Reihe der „Paxina“-Kameras der Nürnberger Kamerafabrik Braun. Sie ist die Nachfolgerin der „Pax“ (= ‚Frieden‘; 1954). Die Serie gipfelte in der „Gloria“ (1954-57), einer hochwertigen Tubuskamera mit ungekuppeltem Entfernungsmesser und „Praxanar“-Objektiv (1:2,9).
Bei der Paxina I“ von 1954 handelt es sich um eine einfache Mittelformatkamera (für den Film 120), die Aufnahmen im Format 6 x 6 belichtet. Im Grunde handelt es sich um eine zusammenklappbare Box, allerdings bereits mit einigen Qualitätsmerkmalen: Es gibt drei Lochblenden (7,7 , 11, 22) und drei Zeiten (B, 1/30 für Blitzaufnahmen, 1/100). Man kann das Objektiv fokussieren, und zwar auf die Bereiche „1 - 3 m“ und „3 m - ∞“. Einen Blitzschuh oder eine Blitzsynchronisation gibt es noch nicht, dafür einen Drahtauslöser-Anschluss.
Die quadratische Frontplatte mit dem (scheinvergüteten bläulich unterlegten) „Paxanar“-Achromaten wird herausgezogen und mit zwei Metallspangen arretiert. Der Auslösestift sitzt hinter der Frontplatte und ist im eingeschobenen Zustand in einer Öffnung fixiert. Der mittige Sucher ist hell und klar, allerdings wird ca. ein Drittel des Sucherbildes vom eckigen Tubus verdeckt! Das ändert sich merkwürdigerweise auch bei den späteren „Paxinas“ mit rundem Tubus nicht und ist im Grunde ein Konstruktionsfehler. Beim Fotografieren muss man sich das fehlende Drittel des Bildes quasi hinzudenken. Transportiert wird der Film mit einer großen Rändelschraube links. Ein Rotfenster zeigt die Bildnummern an.
Damit ist eigentlich schon alles gesagt. Die „Paxina I“ ist eine Weiterentwicklung der Box zur „richtigen“ Kamera, kompakter, hübscher und leistungsfähiger und mit mehr Einstellmöglichkeiten. Aufgrund der wenigen Variationen kann man bei normalem Licht wenig falsch machen, und die Kamera macht wirklich passable Fotos mit guter Farbwiedergabe.
Ich finde sie gerade wegen ihrer „Rustikalität“ attraktiv, und sie ist ein schönes Beispiel für den (schwierigen) Neuanfang der deutschen Kameraindustrie nach dem Krieg mit „Kameras für alle“. Ich werde hier demnächst auch die nachfolgenden Modelle der „Paxina“-Serie vorstellen.
eine gut aussehende Kamera! Die Sache mit dem Suchergesichtsfeld zeigt wieder mal, wie wenig damals bei den Konstrukteuren Ergonomie und Haptik und sonstige Nutzer-Bequemlichkeit im Fokus stand. So ist sicher auch der Auslöser bei der Paxina kein ergonomischer Höhepunkt.
Aber: Wenn ich so an die Einblicköffnungen anderer Kameras denke (z.B. Kodak Retina 1a), wo man kaum was Vernünftiges sehen konnte, noch richtige Motivgestaltung praktizieren konnte, dann reiht sich hier die Paxina mit der 30%-Abdeckung brav mit ein.
Sogar bei der Leica 3g ragt ein kleiner Bereich etwas in den Sucherblickbereich hinein, auch wenn man kein Brillenträger ist.
Fotografen waren damals hart im Nehmen
Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
Analog: Aus Negativ wird Positiv. Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.
die Sache mit dem Sucherbild muss man sicher zeit- und format-spezifisch sehen. Zum Vergleich das Sucherbild einer Zeiss-Ikon Nettar aus demselben Jahr mit dem gleichen Filmformat:
Ok, das sind jetzt nicht 30%, die verdeckt sind, es hat mich aber als Fotografie-Anfänger doch gestört. Die erste eigene Kamera hatte das "Problem" nicht mehr und sogar einen Parallaxenausgleich (@ Rainer: ja ich weiß, meine Eltern...):
ein dutzend Jahre später und Kleinbild statt 6x6; Zeiger und Rahmen bewegen sich beim Fokussieren
es scheint so zu sein, dass wohl auch noch nach 1945 diese Bezeichnungen geführt wurden, jedenfalls findet man DRGM DRP auf den Braun Paxina I Modellen und die wird je nach Quelle zwischen 1950 und 1954 angegeben.
Vielleicht wurden aber schon vor 1945 die Rechte beantragt, die Produktion aber erst deutlich nach 1945 begonnen?
Beste Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
Analog: Aus Negativ wird Positiv. Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.
Lt. wikipedia hat die Braun Kamerageschichte erst 1948 begonnen die Firma Braun wurde aber schon 1915 gegründet. Die Paxina wurde aber erst 1952 auf den Markt gebracht, ob es eine KRIEGS Entwicklung oder gleich danach entwickelt wurde lässt sich nicht mehr klären. Wenn es eine sehr frühe Entwicklung sein sollte muss es vor 1945 gewesen sein da ab Mai 1945 alle Deutschen Patente ungültig waren und erst ab 1948 wieder gültig wurden. Ich kann mir aber Denken das vieles noch mit DRP gemarkt wurde obwohl es nach 1945 gebaut wurde da das neue Patentamt ab um 1950 mit Patentanträgen überhäuft wurden und dadurch sehr lange Prüf und Genehmigungsszeiten üblich waren.
Das mit dem Patent ist so eine Sache denn auf Kamera steht ja nur ANGEMELDET wer will in den wilden Zeiten nachprüfen ob überhaupt eine Anmeldung erfolgte und gegenüber dem Wettbewerb signalisiert wurde ACHTUNG nicht nachmachen, aber das sind meine Gedankengänge.
seit heute befindet sich auch eine Paxina I in meinem Bestand und ich muß sagen, da hat man was in der der Hand. Dagegen sind vergleichbare Kameras aus dem Hause Agfa (Isola 1) und Balda (Baldixette) richtige Leichtgewichte. Die Position des Auslösers finde ich etwas gewöhnungsbedürftig. Mal schauen wie die ersten Fotos gelingen. Insgesamt aber eine hübsche Kamera. -------------------------------------------------- Mit besten Grüßen aus dem "echten Norden" Andreas