Die Agfa Billy Clack ist eine besonders schöne Balgenkamera der 1930er-Jahre für Rollfilm 120 mit Art-déco-Frontplatte und einer Spreizenkonstruktion, die durch Drücken eines Knopfes auf der Oberseite der Kamera ausgelöst wird, so dass sich die Kamera öffnet. Durch gleichmäßiges Zurückdrücken der Frontplatte lässt sich die Kamera wieder schließen. Das Objektiv bleibt offen und ist leider durch keinen Deckel geschützt.
Die Kamera gab es in zwei Ausführungen: Für das Aufnahmeformat 6x9 cm (Nr. 74) mit Agfa Bilinar-Objektiv (zweilinsiges Periskop, 1:11) aus dem Jahr 1937 und in kompakterer, aber ebenso eleganter Ausführung für das Bildformat 4,5x6 cm (Nr. 51) mit Agfa Igenar (zweilinsiger Achromat, 1:8,8) aus dem Jahr 1936. Zu den Kameras gab es wertige Leder- und Leinentaschen, und man kann sich gut vorstellen, wie die Kamera beim Sonntagsspaziergang der Familie in den 30er-Jahren darin ausgeführt wurde.
Die Kamera hat einen ausklappbaren Hebel zum Aufstellen. Es können die Blenden 11, 16 und 22 (Nr. 74) bzw. 8,8, 11 und 16 (Nr. 51) eingestellt werden. In die Frontplatte sind Brillantsucher für Hoch- und Querformat eingesetzt. Es gibt die Auslösemodi "Zeitaufnahme" (Symbol "I", entspricht "B") und "Momentaufnahme" (Punktsymbol, entspricht nach der Bedienungsanleitung ca. 1/30 Sekunde). Mittels eines Schiebers an der Frontplatte lassen sich beim 6x9-Modell (Nr. 74) zwei Entfernungsbereiche einstellen: "5m bis Unendlich" und "2,5m bis 5m". Beim kleineren Modell (Nr. 51) betätigt der Schieber einen eingebauten Gelbfilter. Die Kamera lässt sich mit einem Hebel oder einem einschraubbaren Drahtauslöser auslösen. Modell Nr. 74 hat zusätzlich zu den Brillantsuchern noch einen glaslosen umklappbaren Durchsichtssucher auf der Oberseite. Der Filmtransport erfolgt mit einer einfachen Schraube auf der Unterseite. Manchmal findet man bei neu erworbenen Exemplaren noch die antiken Holzspulen in den eleganten Kameras.
Auf der Kamerarückseite ist ein rotes Filmfenster zur Beobachtung der Bildnummern angebracht. Mit Modell Nr. 74 kann man 8 Aufnahmen machen, mit Nr. 51 bei entsprechend kleinerem Format 16. Bei manchen Modellen lässt sich das Fenster mit einem Schieber oder Riegel abdecken, bei anderen hingegen nicht. Das hat mir schon unliebsame Überraschungen beschert: An einem sonnigen Tag während einer Toskana-Reise fiel unbemerkt wiederholt so viel Licht durch das unabgedeckte, unbeschattete Fenster, dass der moderne empfindliche Kodak-Farbfilm die meisten Fotos mit rötlichen Lichtflecken überzog. Dies ist ein Schwachpunkt der Modelle ohne Fensterabdeckung. Im Boden der Kamera befindet sich ein Stativgewinde (Nr. 74: 3/8-Zoll, Nr. 51: 1/4-Zoll).
Als Accessoires für Modell Nr. 74 gab es einen Gelbfilter zum Aufstecken (25mm Durchmesser) und eine "Agfa-Portrait-Linse" für Nahaufnahmen (1m bis 2,5m; auf meinem Foto mit der zugehörigen stilvollen Bakelit-Dose zu sehen).
Diese Kamera ist nicht nur besonders schön, sondern es macht auch Spaß, mit ihr zu fotografieren. Die einfache Optik erzeugt erstaunlich scharfe und farbintensive Bilder, obwohl sie einst nur für Schwarzweiß-Fotos ausgelegt war. Wichtig ist, die Kamera beim Auslösen ruhig zu halten (bei 1/30 ist die Verwackelungsgefahr doch recht groß) und Gegen- und Seitenlicht möglichst zu verhindern (die Original-Gebrauchsanleitung empfiehlt, das unvergütete Objektiv "mit der Hand oder irgendeinem Gegenstand" zu beschatten). Die Optik ist sehr streulichtanfällig. Wenn man also mit ruhiger Hand und Freude an rustikaler, aber robuster alter Rollfilmkamera-Technik mit dieser Kamera fotografiert, wird man mit schönen Bildern und der Atmosphäre von Fotos der 30er-Jahre belohnt.
Hallo, ja die Billy Clack ist eine wirklich schöne Kamera, ich habe das größere Modell, also Modell 74, leider auch ohne Abdeckung für das Filmfenster... das Problem haben leider einige meiner Kameras, weswegen ich mir für meinen 3D Drucker ein kleines Deckelchen "designet" habe das sich per Gummizug über den meisten Fensterchen anbringen lässt, vielleicht nicht schön, aber deutlich besser als das gerne benutzte Klebeband :-(
ja, die elegante Frontplatte ist die reine Freude. Ich habe bei Ebay 25mm-Objektivdeckel erstanden, damit kann man die Linsen ganz gut vor Bereibung und Staub schützen. Sie selber in 3D zu drucken, ist natürlich noch raffinierter.
Mit mehr Licht kommt ja jetzt auch wieder die Zeit für den Einsatz der Agfa Billy Clack.
Hallo, nein ich hab keinen Objektivdeckel gedruckt, wobei das ne Idee wäre, das haben nämlich einige meiner Kameras nicht, ich meinte eine Abdeckung für das Filmfenster, beim ersten mal wusste ich schlicht nicht, das die neuen Filme durch die rote Scheibe nicht ausreichend Geschützt sind, steht ja leider nicht drauf :-), wobei ich es schon etwas seltsam feinde, immerhin ist doch klar das irgend eine Art Licht reinkommt, sonst wären die Zahlen auf dem Papier irgendwie sinnfrei.
ja, tut mir leid, wie so oft zu schnell gelesen und zu schnell geantwortet... Hier kommt ein Bild mit den drei Filmfenster-Varianten bei meinen "Billy Clacks": 1. schwenkbarer Riegel, 2. Schieber, 3. ganz offen. Ich denke, in den dreißiger Jahren waren die ungeschützten roten Fenster allerdings noch kein Problem, weil ja nur Schwarzweiß-Filme zum Einsatz kamen, und die waren obendrein noch viel weniger empfindlich als heutige Kodak Ektachrome mit ISO 100 oder gar Kodak Portra mit ISO 160. Insofern dürften die "Lichtlecks" ein modernes Problem sein.
Clack1967:Ich habe bei Ebay 25mm-Objektivdeckel erstanden, damit kann man die Linsen ganz gut vor Bereibung und Staub schützen.
Die kannte ich gar nicht. Deckel von Kleinbild-Filmdosen haben ca. 29mm Innendurchmesser. Ringförmig von Klettband die flauschige Seite reingeklebt, könnte mit 25mm auch hinkommen. Bei mir habe ich aber das Flauschband aussen drumgeklebt, so kann ich den Deckel in ein Industar 50mm f3.5 einstecken. Das ist bei der Pentax K1000 unverzichtbar, weil ihr Belichtungsmesser solange Strom verbraucht, bis man ihr Scheuklappen aufsetzt.
Ich liiiebe Klettband. Um ein rotes Filmfenster zuzumachen, hätte ich keine Hemmungen, damit was zu basteln, z.B. einen Flausch-Ring und einen Klett-Deckel.
Hallo, ja in den 30ger Jahren wahren die Filme vor allem unempfindlicher gegen Rotlicht, da war es mit dem Fenster weitestgehend getan, heutzutage sind das die Standardfilme nicht mehr, na ja muss man eben ein bissel trixen :-).
Zitieren:Ich liiiebe Klettband. Um ein rotes Filmfenster zuzumachen, hätte ich keine Hemmungen, damit was zu basteln, z.B. einen Flausch-Ring und einen Klett-Deckel.
Dagegen sagt ja auch keiner was, micht stört es nur wenn ich Kameras bekomme bei denen das Fenster platt mit Isolierband zugeklebt wurde, die Reste sind nicht so einfach zu entfernen
Alles Selbstklebende entwickelt sich irgendwann zu einer großen Schweinerei (geht wieder ab, oder wie bei Klettband, franst bei häufiger Benutzung aus, weicht Lack und andere Materialien auf usw.). Bei mir brenne ich eher darauf, eine alte Kamera wieder mit voller Leistungsfähigkeit in Benutzung zu nehmen. Wer an meinen Kameravorstellungen Rostspuren oder in den Ritzen verfestigten Dreck sieht, den ich vor der Aufnahme übersehen hatte, kriegt zur Entschädigung oft auch Beispielfotos präsentiert. Das sind halt Kompromisse. Meine Adox Golf 1a hat trotz ihres nicht lichtstarken Objektives, dem Adoxar 75mm f6.3, einige der wichtigsten Fotoserien meines Lebens absolviert. Nachdem ihr die Seeluft aus meiner Baustellentätigkeit in Algerien arg zugesetzt hatte, musste sie sich eine Auffrischung mit Sandpapier und Bekleben mit schwarz genarbtem D-C-Fix gefallen lassen. Dafür konnte ich sie im Urlaub in Ceylon dann weiter verwenden und die Edixa für die Nutzung weitab vom Strand schonen.
Hallo, jedem das seine, ich mag es wenn meine Kameras alt aussehen, wobei ich natürlich schon reinige un restauriere und, soweit möglich und notwendig, wieder in Funktion setze. Der Grund warum meine Vorstellungen eher mitgenommene und etwas staubige Kameras zeigen ist, das ich immer im Fund/Kaufzustand fotografiere, weil mir beim Reinigen auch schonmal Mißgeschicke passiert sind, deswegen will ich Fotos von vorher, das nachher mache ich dann mal ja mal nein :-) Fotos hab ich ja schon.
ich trage hier noch mal zwei Fotos nach (s. PDF im Anhang), die ich letzte Woche auf einem alten Brandenburger Kirchhof mit der Billy Clack (6x9) gemacht habe, ganz normal bei dm entwickelt und jetzt einfach nur vom Papierabzug eingescannt. Ich bin von der Schärfe und den Farben begeistert und wüsste nicht, was eine aufwendigere Optik da noch besser machen könnte (beim Einscannen mit meinem einfachen Epson-Drucker ist sogar etwas Schärfe verloren gegangen!).