[ 2xiIa ] Unger & Hoffmann Verax Superb 6x9 und Balda Roll-Balda I 6x9
Hallo zusammen,
eine ‚Superb‘ stand schon länger auf meinem Wunschzettel und da es für eine von Voigtländer nicht gereicht hat, ist es nun eine von Unger & Hoffmann geworden. Dazu gibts die Roll-Balda I von Max Baldeweg, weil beide Modelle offensichtlich in einem verwandtschaftlichen Verhältnis stehen.
Doch zunächst die allgemeinen Daten: Die Verax Superb und die Roll-Balda I sind Laufboden-Klappkameras, welche Aufnahmen im Format 6x9 cm auf Rollfilm 120 belichten. Die Gehäuse der Kameras bestehen aus Holz; Laufboden und Rückwand sind jeweils aus Metall (Bei der Balda ist die Rückwand im Gegensatz zur Superb am Gehäuse angelenkt). Die Kameras verfügen über eine Entfernungsskala mit Unendlich-Anschlag. Fokussiert wird über Verschiebung der Standarte auf dem Laufboden. Als Sucher dienen klappbare Brillantsucher und die Superb verfügt zusätzlich über einen Klapp-Sportsucher. Beide Kameras besitzen ein Filmkontrollfenster, wobei das Fenster der Superb verschließbar ist. Die optische Ausstattung besteht bei der Superb in einem Laack Pololyt 6.3/10,5 und bei der Roll-Balda I ist ein Spezial-Aplanat 8/10,5 verbaut. Als Verschluss dient jeweils ein Vario. Die Superb ist ein Exportmodell: die Skala ist zwar metrisch, aber auf dem Sportsucher steht „Made in Germany“ (zu mir gelangte die Kamera aus UK).
Was hat es nun aber mit der offensichtlichen Verwandtschaft der beiden Modelle auf sich? Mir ist schon früher die Ähnlichkeit der Verax-Spreizen mit den späten Balda-Spreizen aufgefallen, aber das könnte auch daran liegen, dass dies ‚Normteile' eines gemeinsamen Zulieferers waren. Bei den hier gezeigten beiden Rollfilm-Kameramodellen sieht man aber ganz eindeutig, dass es die gleichen Kameras sind. Das Gehäuse, der Laufboden, die Standarte und die Rückwand zeigen deutliche Übereinstimmungen. Der erste Gedanke ist natürlich, dass hier eine Firma die Kameras der anderen Firma unter anderem Namen verkauft hat. Dies ist jedoch für Balda und auch für Unger & Hoffmann sehr unwahrscheinlich.
Zudem erschien die Verax-Superb bereits 1925, während die Roll-Balda erst 1928 auf den Markt kam. In der Deutschen Optische Wochenschrift lesen wir 1925: „Eine Verax-Rollfilm-Kamera 6x9 unter dem Namen ‚Superb‘ ist das neueste Kamera-Modell der Unger & Hoffmann A.-G., Dresden 56. Dieses stellt sich in Bezug auf ihre saubere und solide Ausführung den übrigen Modellen der Verax-Kameras würdig an die Seite. Die Rollfilm-Kamera ‚Superb‘ wird mit Anastigmat 1:6,3 oder Spezial-Aplanat 1:8 geliefert. Die Nachfrage ist bereits sehr rege und die Kamera wird zur bevorstehenden Saison in Anbetracht des vorteilhaften Preises beim Photohändler unzweifelhaft ein sehr begehrter Artikel werden.“ Zur Roll-Balda berichtet Die Photographische Industrie am 22. Februar 1928: „Außerdem hat die Firma eine Rollfilmkamera im Format 6x9 cm herausgebracht und zwar in zwei Ausführungen unter der Bezeichnung ‚Roll-Balda I‘ und ‚Roll-Balda II‘, die in Preis und Qualität allen Ansprüchen gerecht werden.“
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Re: Unger & Hoffmann Verax Superb 6x9 und Balda Roll-Balda I 6x9
Fortsetzung:
Die Firma Unger & Hoffmann war ein traditionsreiches Dresdner Unternehmen, dass wohl schon vor 1900 Fotopapier, Aufnahmematerial, Fotochemie und Projektionsgeräte herstellte. Seit Beginn der 1920er Jahre gehörten auch Klappkameras unter dem Warenzeichen „Verax“ zu ihrem Sortiment. Im Jahr 1926 verkaufte die Unger & Hoffmann AG ihre Fabrikationsabteilung für Trockenplatten, Gelbfilter, Vorsatzlinsen und Fotochemikalien zusammen mit dem Warenzeichen „Verax“ an die neu gegründete Verax G.m.b.H., die eine 100prozentige Tochter der Mimosa AG war. (Das Warenzeichen Verax führte Unger & Hoffmann schon vor 1920, ließ es sich jedoch erst 1926 gesetzlich schützen.) Das Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik berichtete 1928: „Die Unger & Hoffmann A.-G. in Dresden, Trockenplattenfabrik und Kamerawerk, hat 1928 ihre Fabrikationseinrichtungen veräußert und verwaltet den ihr verbliebenen Grundbesitz als neue Firma ‚Grundstücksgesellschaft Dresden-Johannstadt A.-G.‘.“
Für die hier gezeigten beiden Kameramodelle ergibt sich aus den genannten Daten folgendes wahrscheinliches Szenario: Die Verax Superb wurde von 1925 bis 1927 von Unger & Hoffmann hergestellt. Beim Verkauf der Fabrikationseinrichtung seitens Unger & Hoffmann erwarb Max Baldeweg die Fertigungslinie der Verax Superb und verkaufte dieses Modell fernerhin als Roll-Balda. Da kein Beleg für die Übernahme der Fabrikeinrichtung seitens Max Baldewegs gefunden werden konnte, ist das nur eine Theorie. Meiner Meinung nach ist es aber die einzig logische Erklärung, da Unger & Hoffmann ab 1928 keine Kameras mehr herstellte, Max Baldeweg 1928 die Roll-Balda herausbrachte und da die Roll-Balda mit der Verax Superb weitestgehend identisch ist.
Re: Unger & Hoffmann Verax Superb 6x9 und Balda Roll-Balda I 6x9
Hallo zusammen,
hier noch ein kleiner Nachtrag.
In der Roll-Balda befand sich noch ein älterer Film (Kodak Verichrome Pan), den ich jetzt endlich mal entwickelt habe. Ein wenig ist auch tatsächlich noch erkennbar.
Re: Unger & Hoffmann Verax Superb 6x9 und Balda Roll-Balda I 6x9
Hallo Axel,
das ist doch ein ganz erfreuliches Ergebnis! Mich reizt das auch immer wieder; leider waren meine bisherigen Versuche mit solchen Filmen nicht von Erfolg gekrönt. Ich hebe Filme, die ich in Kameras finde, trotzdem auf nehme mir vor, sie irgendwann zu entwickeln... Hier liegen auch etliche Packfilmkassetten mit belichteten Blättern drin. Geschichten wie die folgenden zeigen ja, dass es mit Glück doch geht und die Filme kein unerwünschtes Licht abbekommen haben: https://www.bonnescape.info/der-vergesse...lohmarktkamera/