heute soll eine großformatige Box-Kamera vorgestellt werden, die Trilby 29 von Ica. Es handelt sich um eine Magazinkamera für Platten im Format 9x12. Die Trilby-Serie, die bei der Gründung der Ica 1909 aus dem Programm von Richard Hüttig übernommen wurde, umfasste mehrere Modelle, die sich im Format und in der Ausstattung unterscheiden. Das Modell 29 gehörte offenbar zu den besseren; seine Möglichkeiten reichen über die einer typischen Box hinaus.
Es können max. 12 Plattenkassetten eingelegt werden. Die speziellen Kassetten haben oben und unten Aussparungen/Schlitze, durch die sie auf Schienen geführt werden. Nach jeder Aufnahme wird die betr. Kassette auf Hebeldruck aus dem Strahlengang entfernt und fällt auf den Kameraboden. Dieses einfache, aber trotzdem faszinierende Prinzip funktioniert auch heute noch – selbst mit leeren Kassetten – recht zuverlässig.
Das Foto zeigt das Innenleben: Die geladenen Kassetten werden mit Federkraft gegen das Filmfenster gepresst. Der Hebel auf der Oberseite gibt die Kassette frei, sie fällt nach vorn auf den Boden und liegt dort horizontal. Nicht ausgeschlossen, dass es Kratzer auf der Schichtseite gibt – aber für Nutzer solcher Kameras wird der Bedienungskomfort wichtiger gewesen sein als technische Bildqualität.
Auf der Oberseite befindet sich ein Zählwerk, das mit jedem Plattenwechsel weitergeschaltet wird. Es reicht bis 22; im Ica-Katalog 1922 wird als maximale Anzahl von Planfilmen allerdings 24 angegeben.
Die optische Ausstattung ist simpel: Eine Landschaftslinse 1:12,5 mit der Brennweite 14 cm. Die Naheinstellung erfolgt durch das Einschwenken von Linsen für die Entfernungen 1, 3, 5 m. Eine vor dem Objektiv liegenden Irisblende ermöglicht das Abblenden. Der Box-Verschluss erlaubt neben B und T Momentzeiten von 1s bis 1/100 s, die stufenlos eingestellt werden können. Das funktioniert offenbar über das Spannen einer Feder; die Langzeiten sind heute allerdings ‚müde‘; die Zeiten 1/25 und kürzer funktionieren noch.
Es gibt zwei Brillantsucher für Hoch- und Querformataufnahmen, daneben jeweils eine Libelle. Der Clou: Nach dem Auslösen erscheint im Fenster auf der Oberseite ein roter Punkt, der auf die Gefahr von Doppelbelichtungen hinweist. Erst wenn der Plattenwechsel betätigt wird, verschwindet die Markierung.
Diese Kamera wurde im Zeitraum 1912–1926 gebaut; das hier vorgestellte Exemplar ist gemäß Seriennummer ins Jahr 1922 zu datieren. In dieser Zeit gab es bereits Rollfilmkameras, die deutlich kompakter und leichter waren; auch solche mit einfacher Ausstattung und Bedienung. Das Hauptargument für Platten war ja bis in die 30er Jahre die bessere Planlage der Platten; ich glaube aber nicht, dass dieser Aspekt für Nutzer einer solchen Kamera sonderlich relevant war.
Warum also sollten sich Amateure, die an einfacher Bedienung interessiert waren, mit einem solchen auffälligen und vergleichsweise schweren Kasten (24x11x19,5 cm, 1,6 kg) abgeben? War es die Möglichkeit, in kurzer Zeit 12 Platten zu belichten? Die Möglichkeit boten Rollfilmkameras – je nach Format – ja auch. Und ambitionierte Fotografen hatten andererseits die Möglichkeit, ihre Laufbodenkamera mit einem Wechselmagazin auszustatten (oder Packfilm zu verwenden), die brauchten auch keine Magazinkamera.
Vielleicht war der Absatz zu dieser Zeit auch schon rückläufig; im Ica-Katalog 1925 stehen die Trilby-Kameras am Ende des Kameraprogramms. Sonderlich häufig sind solche Magazinkameras nach meiner Wahrnehmung heute auch nicht; vermutlich war es seinerzeit schon ein obsoleter Kameratyp. Aber das freut den Sammler…
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eine wirklich interessante Plattenbox, die schon zu den besseren Box-Modellen zu zählen ist. Mehre Vorsatzlinsen, mehre Belichtungszeiten, das hatte schon was. Und: 9x12 Format, da konnten die Rollfilme nicht mithalten. Bei 9x12 Platten kam man gut ohne Vergrößerung aus, Kontaktkopien reichten allemal.
Gefällt mir gut die Ica Trilby 29 ...
Beste Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
Analog: Aus Negativ wird Positiv. Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.
Rainer:9x12 Format, da konnten die Rollfilme nicht mithalten. Bei 9x12 Platten kam man gut ohne Vergrößerung aus, Kontaktkopien reichten allemal.
Guter Punkt, das ist sicherlich ein Vorteil, der für das große Format sprach. – Ich frage mich, wie die typischen Box-Nutzer das mit den Platten gemacht haben – eine eigene Duka war wohl in den wenigsten Fälle vorhanden. Vermutlich wurde die Kamera zum Entladen abgegeben, und der Fotohändler/Drogist hat die Kassetten neu bestückt...
ich bin mir relativ sicher das zu der Zeit sehr viel selbst gemacht wurde, dafür spricht das es eine große Anzahl von Versendern von Fotomaterial gegeben hat. ja ich nehme an das nicht jeder einen Vergrößerer hatte aber es gibt (und das kenne ich aus meiner Museumszeit) Kontaktkopierer für Sonnenlicht. Diese Holzteile sind fast immer auf Kameraflohmärkten zu finden.
von meinem Onkel Willi weiss ich, dass er als Jugendlicher eine Plattenbox (zur Einsegnung?) bekam und dann fleißig selbst die Platten entwickelt hat und auf Kontaktkopien erzeugte. Er meinte, das wäre preiswerte gewesen, als die Negative zu Entwicklung zu geben um Papierbilder zu erhalten. Die Box bekam er um 1918 herum.
Beste Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
Analog: Aus Negativ wird Positiv. Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.
ja, das stimmt – die Laborarbeit muss stark verbreitet gewesen sein; das dürfte in vielen Fällen auch eine Kostenfrage gewesen sein. Vielleicht auch bei 'Boxern'.
Da fällt mir aber noch ein Exponat ein: Wenn jemand die Platten im Fotogeschäft entwickeln ließ, kamen sie evtl. in solchen Hüllen zurück:
Finde ich ganz interessant; die Platten waren mal Teil eines Konvoluts, haben aber mit der Icarette III, mit der sie kamen, gar nichts zu tun...