ich hab kürzlich eine Hüttig, Ideal, Format 10x 15cm mit Tasche und 4 Platten bekommen, die ich eigentlich nur aufgrund des Suchers (wie heißen die?) gekauft habe. So einen wollte ich immer schon mal haben und die findet man nicht alle Tage. Die Handhabung des Suchers ist dann jedoch etwas gewöhnungsbedürftig. Aufgrund des Holzbelages auf der Frontklappe denke ich, dass die Kamera ganz vom Anfang der Produktion der Ideal, also 1905 ist. Wirklich Konkretes zu dieser Ausführung hab ich aber nicht gefunden.
Die Kamera ist eigentlich noch recht gut erhalten, nichts verbogen, abgebrochen oder fehlend. Selbstverständlich streikt der Verschluss, und der Balgen ist auch etwas verknittert und an die Front angeflickt, aber das ließe sich richten. Weniger gut ist die Tatsache, dass auf dem Verschluss als Größte, Blende 4,6 steht und auf dem Objektiv 6,9. Ich gehe mal davon aus, dass eines der Teile (vermutlich die Objektivlinse) nicht original ist (die Kamera war dementsprechend sehr preiswert). Wie seht Ihr das mit der Blende und habt Ihr vielleicht mehr Infos.
Nur mal am Rand, ich bin echt erstaunt, wie preiswert diese Teile angeboten werden, obwohl die einigermaßen selten sind. Mein Model mit Holzboden hab ich noch nicht wieder gesehen. Manchmal hab ich das Gefühl, dass es sowas wie einen nicht unerheblichen Preisverfall gibt, sieht man mal von den ganz begehrten Top-Modellen (Leica, Hasselblad, Rolleiflex, Pentacon Super oder Contax von Zeiss Ikon(Alt oder West)) in guten bis sehr gutem Zustand ab. Die Preise der gewerblichen Profis scheinen mir sowieso maßlos überzogen (Ladenhüter).
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das ist ein Sellar-Sucher von Busch. Der ist bei deiner Kamera ja noch super erhalten. Der Sellar-Sucher liefert ein aufrechtstehendes und seitenrichtiges Bild.
Aus meiner absoluten Null-Ahnung-Zeit hatte ich einen korrodierten Sellarsucher als Spiegel eines kaputten Brillantsuchers o.ä. abmontiert, damit die Kamera wieder einigermaßen ansehnlich wurde. Viel später habe ich den Sucher aus der Schrottkiste herausgesucht und wieder auf der ursprünglichen Kamera montiert.
Busch belieferte mit diesem Sucher mehrere Hersteller und man konnte ihn auch als Zubehörteil kaufen.
interessante Kamera, Glückwunsch! Zum Sucher hat Ingrid sich ja schon geäußert.
Zum Verschluss: Das dürfte die originale Bestückung sein. Wenn man sich die vollständige Blendenskala ansieht, sieht man, dass sie von 4,5 bis 192 reicht; das ist ein anderes Blendensystem, nämlich das nach Dr. Stolze. Die Blende 1 ist F/3,16; demnach betragen die Blendenzahlen 1, 2, 3, 4, 6, 12, 24, 48, 96, 192 und 384 – wie auf Deiner Skala. (Näheres bei Pritschow, Die photographische Kamera und ihr Zubehör [1931], S. 443). – Der Wert 4,5 passt also genau zu einem Objektiv der Lichtstärke 1:6,9.
Hallo Ingrid, besten Dank für die Hinweise zum Sellar-Sucher. Das hab ich gebraucht - super. Den Sucher hab ich übrigens schon etwas geputzt, aber er ist wirklich noch recht brauchbar.
Hallo Jan, vielen Dank für die Erklärung, dass hätte ich nicht gedacht, dass es so eine elegante Lösung für die unterschiedlichen Zahlen gibt. Aber es ist auch schon irgendwie verwunderlich, zu welchen Spezialitäten die sich damals haben hinreißen lassen. Dann kann ich die Kamera ja ganz normal instand setzen und muss nicht nach einem neuen Objektiv suchen. Da hab ich mal richtig Glück gehabt, wo ich eigentlich nur den Sucher haben wollte und den Rest für wenig brauchbar hielt.
noch ein Nachtrag zur zeitlichen Einordnung: Ich habe leider keine Hüttig-Kataloge und finde eine Ideal 10x15 nur in einem Katalog des Wiesbadener Händlers Tauber, der vermutlich aus dem Jahr 1908 stammt. Das wäre die Ideal 175. Aber was steht denn auf der seitlichen Plakette? Bei meinen Hüttig-Kameras ist immer ein Modelljahr angegeben; ich lese hier Modell 1908 (?)
Die Abbildung weicht in Details ab – so sind die Spreizen anders geformt, vor allem die Standarte. Deine Kamera hat allerdings schon die moderneren Spreizen, wie sie sich auch später bei Ica finden. Wenn der Sellar-Sucher mit der Kamera geliefert wurde, müsste sie nach 1906 (Sellar-Patent von Karl Martin) gebaut worden sein. Die 'automatischen' Balgenspanner hat Deine Kamera auch schon. Vielleicht hilft auch die Nummer des Dagors weiter: Nach dieser Liste: https://camera-wiki.org/wiki/Goerz_serial_numbers wäre ein Goerz-Obj. mit der Nummer 213.xxx nach 1908 hergestellt worden; vermutlich findet man bei Thiele genauere Auskünfte (besitze ich leider ncht).
die Ideal im Postkartenformat (10x15) kam erst 1906 auf den Markt und wurde in dieser Form (Standartenform) nur 1906/07 gebaut. Das Modell ab 1908 hat Jan oben gezeigt. Die Spreizen Deiner Kamera deuten eher auf das Baujahr 1907.
wer lesen kann ist im Vorteil. Auf der Plakette steht 1907. Dann vermutete ich, dass die hölzernen mahagonifarbenen Zierleisten an den Seiten des Laufbodens ein Ausstattungsdetail im Zusammenhang mit der Holzplatte an der Front ist. Jetzt wo mir klar wird das man auch mal genau hinschauen muss, hab ich mich eben über die obere schwarze Profilschiene gewundert – wozu ist die denn? Und dann ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen. Die Objektivplatte muss sich durch Hochdrücken wechseln lassen, da ist seitlich sowas wie eine Blattfeder zwischen der Schiene und der Holzplatte sichtbar. Nun hat jemand den Balgen bis nach vorn auf die Objektivplatte verklebt (unterer Rand), sodass sich nichts mehr bewegt. Ich hab das Papier aufgeschnitten und schon war die Wechselplatte ab. Vermutlich sind die Holzleisten also eine Designzugabe zur Wechselplatte und haben nichts mit dem Alter zu tun. Die Kamera gefällt mir immer besser.