als ich die letzten Tage beiläufig durch die Bucht gestolpert bin fiel mir eine Auktion einer unbekannten Plattenkamera auf. Leider konnte man über das Angebotsbild nicht viel herausfinden, doch der Preis war mit 10¤ für den Zustand zwar etwas hoch angesetzt, aber was solls, dafür wurde Sie gleich um die Ecke angeboten. Also am Samstag nach einem Flohmarktbesuch noch schnell die Kamera abgeholt und erstmal begutachtet.
Original Angebotsbild
Ich hab leider vergessen Bilder vom Vorzustand zu machen, da war mein Arbeitseifer einfach zu groß. Erste Bestandsaufnahme ergab dass das gute Stück in Auflösung begriffen war. Die Leimungen der Belederung - vor Allem am Faltlichtschacht - waren nur noch rudimentär vorhanden. Der Balg hatte sich vom Gehäuse gelöst und die Standarte hat sich auf Grund einer gebrochenen Niete eines der Klemmgriffe komplett aus der Schiene herausgeschoben. Wenigstens der Verschluss verrichtete nach wie vor auf allen der drei Einstellungen seinen Dienst, wenn auch mit einem leisen sandigen Knirschen begleitet und etwas zaghaft. Aber zu meinem Glück - wieso sollte ich auch mal Glück bei Blenden haben - hat sich eine Lamelle gelöst und bewegte sich nicht mit. Erfreulich hingegen war dass das Herstellerschild die Kamera als eine Meteor von Laack in Rathenow identifizierte.
Herstellerschild, man beachte den Zustand der Schräubchen
Eine Recherche im Internet hierzu ergab erstaunlicherweise sehr sehr wenig. Bei den üblichen Verdächtigen ließen sich nur gewisse Eckdaten erfahren, wie das Baujahr mit ca. 1927, dass es zwei Versionen in 6,5x9 cm und 9x12 cm gab und zu allem Überfluss teilte mir die Camera-wiki mit dass sie nicht sicher ist ob es die Kamera wirklich gibt. Doch, gibt es, hier ist sie. :-) Also erstmal komplett zerlegen und alles saubermachen. Nach dem Abschrauben des Halterings für die hintere Linse (eine Vordere ist nicht vorhanden und auch nicht vorgesehen) den Glasbaustein entfernt und - wie sie sehen, sehen sie nichts - komplett verdreckt und blind. Gut dass sich das Ganze hervorragend klären ließ und wie neu ohne Kratzer zum Vorschein kam. Also war der Dreck durchaus von konservierender Natur. Als Nächstes nach Abschrauben des Halterings den Verschluss, einen Acro von Gauthier mit den Einstellungen I, B und T herausgenommen und vorsichtig geöffnet. Die Schrauben ließen sich erstaunlich gut öffnen und der Inhalt erwies sich zwar als verstaubt, aber sonst erstaunlich sauber. Der Aufbau kam mir vom "Junior-Verschluss" her sehr bekannt vor und somit war eine Zerlegung kein Problem. Die Blende war anschließend auch sehr einfach zu erreichen und die problematische Blendenlamelle war - nun doch zu meinem Glück - nicht gebrochen sondern lediglich durch zu geringem Druck der Tellerfeder aus der Führung gesprungen. Also jedes Einzelteil saubermachen wenn man schon mal alles zerlegt hat und wieder zusammenfummeln (auch wenn ich relativ schlanke Finger habe ist es für mich Fitzelkram).
Verschluss
Funktionsprobe positiv dann mal ran an die Standarte. Diese ließ sich sehr einfach zerlegen und benötigte lediglich eine Reinigung. Die Niete war auch nicht gebrochen sondern nur aus ihrem Loch gelöst, einmal eingepresst und mit einer kleinen Körnung gesichert hält sie wieder. Zusammenbau ebenso einfach wie Zerlegung und der sehr großzügig dimensionierte Brilliantsucher gibt ein tolles Bild nach der Reinigung.
Standarte
Nun kam die wohl größte Herausforderung mit dem Gehäuse. Die Schrauben waren wie erwartet in das Holz hineingerostet und unmöglich zu lösen. Also habe ich lediglich alles gereinigt, den verbogenen Laufboden gerade gerichtet, so weit wie möglich entrostet und die Belederung samt Balg wieder befestigt. Die Restaurierung des Lichtschachtes war eine größere Klebeaktion, da die metallene Deckklappe sich komplett von ihrer Belederung losgerostet hatte. Zu guter Letzt wieder alles zusammensetzen, die Standarte ließ sich leicht wieder einschieben und hakt in keinem Stück der Laufschiene. Ich habe bewusst darauf verzichtet die Belederung des Laufbodens, die früher schon mit Uhu oder Ähnlichem festgeklebt wurde, abzulösen da sie sehr brüchig erschien und es ja auch keine Restaurierung der Kamera werden sollte, sondern lediglich eine bestandserhaltende Reinigung.
Passend zu der Kamera, habe ich auf dem besagten Flohmarkt ein Holzstativ von Ica für einen schmalen Taler erworben welches sich nach einer Ölung dazugesellt. Somit beherbergt meine Sammlung eine nette Plattenkamera die man so vielleicht eher selten zu sehen bekommt.
Photographische Grüße, euer Benni.
P.S: Alle Bilder mit Sigma SD9, 3,5-6,3/18-200 und EF 500 DG super