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Kein Blendensalat - Blendenmus!
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04.03.15 18:36
Laufboden

nicht registriert

04.03.15 18:36
Laufboden

nicht registriert

Kein Blendensalat - Blendenmus!

Hallo, alle miteinander,

habe vor kurzem eine Contessa-Nettel Altura aus der Bucht gefischt, die nach etwas mehr Potential aussah, als sie hat.
Der Verkäufer glaubt noch nicht so recht, was er alles übersehen hat, hat aber angeboten, sie zurückzunehmen.
Habe allerdings schon etwas viel Arbeit hineingesteckt.
Außerdem hatte ich schon lange nach einem Pendant zu meiner Suter Basel Rigide Miniscule 10x15 gefahndet. Die soll auch Suter Altura heißen.
Aus dem Contessawerk stammt sie, ihre im Vergleich zur Contessa-Nettel Altura weit edlere Ausstattung läßt eher an eine Sonto denken, und das Suter-Objektiv ist ein paar Klassen besser als das Rodenstock Extra-Rapid-Aplanat der Contessa-Nettel.
Der Kadlubek nennt dieses Aplanat "historisch" - was immer das heißen mag. Jedenfalls ist es wie sehr frühe - aber auch ganz billige - Rodenstock-Objektive unnumeriert.

Na gut, die Contessa sieht äußerlich ganz gut aus, aber:

  • der Balgen erscheint fragil und hat mindestens einen kleinen Riß
  • der Unendlich-Anschlag - bei dieser Kamera eine kleine Blechlasche der Entfernungsskala, ist abgebrochen
  • das Objektiv war stark verpilzt, zum Glück aber i.w. nicht zwischen den verkitteten Linsen
  • die Blende fehlte
  • daß die längeren Zeiten nicht taten, wäre schier normal - hätten die beiden letzten Punkte nicht mit dem Titelthema zu tun

Dem Anschein nach wurde der Verschluß allenfalls fachmännisch geöffnet (im Innern finden sich zwei Bearbeiterkürzel).
Aber warum fehlte die Blende?!
Das mögen die Bilder erläutern.
Nein, entnommen wurde sie nicht, sie wurde - wie immer das geht - "herausgeputzt"
Ein paar Reste fanden sich als schwarzer Überzug innen und außen am Verschluß und im Anschlußgewinde. Beim Abkratzen zerfielen sie zu Staub.

Aber wie ist das alles möglich?!
Ich habe in diesem Forum schon mal davon berichtet, daß früher Blendenblätter meist aus speziell präpariertem festem (Öl-)Papier waren.
Diese sind sehr strapazierfähig, halten notfalls ein paar Jahrhunderte lang durch, einzeln kann man sie auch abwischen.

An anderer Stelle habe ich in diesem Forum bereits ausgeführt, was sie aushalten und was nicht.
Aber was in diesem Fall geschehen ist, sprengt all das, was ich bisher kannte bei weitem.
Sinn hatte die Behandlung von vornherein keinen.
Einen Verschluß durch z.B. Baden in Spiritus zu reinigen, wird selbst dann, wenn die Blendenblätter wie bei neueren Objektiven aus Metall sind, nur in selteneren Fällen klappen. Meist führt das zu hoffnungslosem Verkleben der Verschlußbleche.
Hier klemmten die Kolben im Luftzylinder nach wie vor - keine Überraschung.

Im aktuellen Fall muß jemand den Verschluß gründlichst mißhandelt haben. Damit die Blende hoffnungslos kaputt ist, reicht die Einwirkung von einem Tropfen Lösungsmittel (z.B. Wasser, Spiritus, Reinigungsbenzin) über kurze Zeit. Für das, was hier zu sehen ist, reichen jedoch ein paar Bäder über 5 Minuten im Ultraschallbad nicht.
Interessieren würde mich, wie das bewerkstelligt wurde.
Ein paar Durchgänge in der Geschirrspülmaschine? Ein Tag Liegen in Lösungsmittel (welchem?) mit anschließenden Spüldurchgängen?

Mit Einweichen in Spiritus bzw. Feuerzeugbenzin, einer Nacht im Wasserbad, sowie einigen(!) Durchgängen im Mikrowellenreinigungsgerät ist es mir gelungen, fünf der mittels getrockneter Reste aufgelöster Blendenblätter in den Vertiefungen hartnäckig festsitzenden Messingstiftchen der Blendenblätter doch noch zu entfernen, eines saß jedoch immer noch hoffnungslos fest - inzwischen habe ich es hoffentlich genug herausgebohrt, eine Herausforderung, da Messing härter ist als das Alu-Gehäuse.
Jetzt kann ich darangehen, eine hoffentlich passende Blende aus einem 50er-Jahre-Objektiv, das ich dafür kannibalisiere, hineinzufummeln.
Ob das klappt, weiß man selbst dann, wenn alles zu passen scheint, erst hinterher - die neueren Blätter sind einen Hauch dicker. In einen Fall habe ich soetwas schon gemacht, doch jetzt klemmt außer bei Offenblende der Verschluß.

Grüße, Laufboden

Bildteil:
Der Blendenkäfig direkt nach dem Öffnen des Verschlusses. Eines der Stiftchen eines Blendenblatts lag im Verschlußgehäuse - siehe den "Punkt" rechts unten. Gelegentlich hat er den Verschluß behindert.

Die schwarzen Verfärbungen rund um die Mitte sind getrocknete Reste der Blendenblätter:

Die schwarzen Verfärbungen rund um die Mitte sind getrocknete Reste der Blendenblätter.
Hier wird sichtbar, daß in 6 der Bohrungen noch Stiftchen kleben.

Die meisten der Spuren der Blendenblätter fanden sich am Anschlußgewinde (siehe Ring rechts oben) - und auch im Gewinde.
Sie mußten abgekratzt werden, für's Gewinde half eine Nähnadel, weder Ultraschallbad noch Spiritus wirkten.
Erstaunlich, daß der Anschraubring nicht blockiert hat:


Zuletzt bearbeitet am 04.03.15 21:17

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