Ica-Kameras sind eigentlich ganz gut dokumentiert, aber vor mir liegt eine Kamera, die Rätsel aufgibt. Angeboten wurde sie lediglich als Ica-Kamera ohne weitere Spezifikation. Das quadratische Gehäuse mit den von außen arretierbaren Spreizen ließ zunächst auf eine frühe Favorit 260 (9x12) schließen, aber da passte einiges nicht:
– Die Standarte ist zu breit für die Favorit, das (nachlackierte) Objektivbrett ist rechteckig – wie bei einer Stereokamera. Aufnahmen von hinten zeigen auch entsprechende Bohrungen. – Das Aufnahmeformat beträgt 9x14; das könnte ein frühes Stereoformat sein. – Die Höhenverstellung mittels Extenderhebel gibt es bei verschiedenen Ica-Modellen, die aus dem Wünsche -Programm übernommen wurden, aber nicht bei der Favorit.
Vor diesem Hintergrund war ich sehr neugierig auf die Kamera.
Hier also der Befund:
Es handelt sich um eine Laufbodenkamera im Holzgehäuse in quadratischer Bauform. Die Abmessungen betragen 17,8 x 17,8 x 5 cm. Laufboden und Innenseiten zeigen poliertes (Mahagoni-?) Holz. Das Rückteil ist für Hochformataufnahmen umsetzbar. Die Kamera besitzt einen doppelten Auszug und manuelle Balgenhaken, die Fokussierung erfolgt mittels Zahntrieb. Der Laufboden ist neigbar, die Arretierung der Spreizen erfolgt durch außenliegende Schrauben. Typisch für Kameras aus dem Wünsche-Programm sind die sichelförmigen Handhaben und die bereits erwähnte Mechanik für die Höhenverstellung des Objektivbretts.
Dass es sich um eine Wünsche-Kamera handelt, die bei der Fusion 1909 ins Ica-Programm übernommen wurde, belegt die seitliche Ica-Plakette, die eine vorhandene Wünsche-Plakette abdeckt. Anders als bei anderen frühen Ica-Modellen aus der Übergangszeit befindet sich auf der Plakette aber keine Jahreszahl.
Das Aufnahmeformat 9x14 (exakt: 8,7 x 13,8) ist ein älteres Stereoformat. Die Kamera ist prinzipiell für den Stereobetrieb vorbereitet, wie die Bohrungen zeigen. An der Rückseite sind dementsprechend Befestigungspunkte für die Stereoscheidewand zu erkennen. Dass die Rückwand für Hochformataufnehmen umsetzbar ist, zeigt aber auch, dass die Kamera auch für Monoaufnahmen vorgesehen ist. Das Prinzip der auf Stereobetrieb umrüstbaren Kameras war durchaus verbreitet, weitere Modelle sind beispielsweise Ica Toska 330 oder Voigtländer Alpin 10x15.
Montiert ist ein von Ica stammender Extra-Rapid-Aplanat 8/150 mit der Bezeichnung Baldour in einem Ibso-Verschluss. Die Brennweite passt zum Format; der Ibso kam 1908 auf den Markt, es könnte also die originale Bestückung einer Wünsche-Kamera sein. Der entsprechende Ica-Verschluss wäre der Automat XI, er hat allerdings ein anderes Design. Das Objektivbrett ist nachlackiert und passt nicht exakt in die Aufnahme; ich vermute, dass es nachträglich montiert wurde. Der Verschluss würde bei korrekter Montage des Objektivbretts mit der Mechanik der Höhenverstellung kollidieren, vermutlich fehlt ein Distanzstück.
Die Innenseite der abnehmbaren Rückwand trägt eine vierstellige Nummer W 8444, weitere Nummern am Gehäuse selbst kann ich nicht finden. Leider fehlt auch das Mattscheibenrückteil, das wohl kaum aufzutreiben sein wird; vielleicht finde ich mal passende Kassetten in 9x14.
Die Ica-Kataloge 1910 und 1911, die ich durchgesehen habe, enthalten das fragliche Modell nicht. Auch in zeitgenössischen Händlerkatalogen habe ich die Kamera bislang nicht gefunden – weder unter Ica noch unter Wünsche. Kein Befund auch in den Sammlerkatalogen von Abring, Auer, Kerkmann und Umstätter; auch Otto hat die Kamera nicht. Kadlubek und McKeown erwähnen eine Stereo-Favorit, geben aber das Format 9x18 an, Abbildungen fehlen auch.
Damit stellt sich nun die Frage: Um welches Modell handelt es sich? Welche Wünsche-Kamera liegt zugrunde? Vielen Dank vorab!
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