die hier vorzustellende Kamera wird im Ernemann-Katalog von Oktober 1912 (Liste 225) als "Ernemann Baby-Kamera 4,5x6" offeriert und folgendermaßen charakterisiert: "Einfach konstruierte, aber sauber und präzise gearbeitete Miniatur-Kamera. Bequem in der Westentasche zu tragen! Im Augenblick schußbereit!"
Es handelt sich um eine Spreizenkamera in Querbauweise für Platten 4,5x6. Das Objektiv ist eine achromatische Linse im Einfachverschluss, der eine Momentzeit und Z (bei Ernemann die Bezeichnung für B) liefert. Eine Entfernungseinstellung erübrigt sich. Der mittige Hebel dient zur Einstellung einer der drei Revolverblenden. An der rechten Seite des Metallgehäuses befindet sich ein ausklappbarer Newtonsucher. Die Kamera besitzt Stativgewinde für Quer- und Hochformataufnahmen. Der rückwärtige Falz nimmt Einzel- oder Packfilmkassetten auf.
In vielen Publikationen wird die Kamera auch als 1. Ausführung der Ernemann Mignon deklariert, so auch im Buch von Göllner. Vermutlich ist es irgendwann zu einem Wechsel der Bezeichnung bekommen – vielleicht auf Intervention des Dresdner Mitbewerbers, der seit der Integration von Zulauf 1912 die Ica Bébé im Programm hatte (--> https://blende-und-zeit.sirutor-und-comp...&thread=224)? Dazu habe ich keine weiteren Informationen gefunden.
Die Bauzeit ist nicht ganz eindeutig: Göllner gibt als Zeitraum 1913–17 an (S. 212). Der oben erwähnte Katalog, in dem die Kamera als Neuheit angeboten wird, dürfte im Herbst 1912 erschienen sein, denn die Photographische Chronik (Nr. 89, Okt. 1912) berichtet über Ernemann-Neuheiten unter Berufung auf diesen Katalog. Der Verkauf der Kamera dürfte also Ende 1912 begonnen haben. Im Jahreskatalog 1914 (Liste 305) ist das Modell allerdings schon nicht mehr gelistet. Im Buch Kleine Kameras von Hanneke, dessen erste Auflage 1915 erscheint, wird bereits die Mignon in der späteren Version (--> https://blende-und-zeit.sirutor-und-comp...&thread=207) beschrieben und abgebildet (S. 20f.); somit darf für die Baby-Kamera wohl eher der Zeitraum 1912/13–14 angenommen werden. Gemäß Seriennummer lässt sich das vorliegende Exemplar ins Jahr 1912 datieren, wenn man die bei McKeown (2001/02) veröffentlichte Liste von Ernemann-Seriennummern zugrunde legt. Es dürfte also ein frühes Exemplar sein, weshalb es angebracht ist, die Kamera gemäß Katalog als Baby-Kamera 4,5x6 zu klassifizieren. Für die Baby-Kamera wird im Katalog ein Verkaufspreis von 30 Mk. genannt.
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das ist eine interessante Beobachtung zum Namen Mignon. Mir ist auch keine Originalquelle bekannt, in der der Name Mignon für dieses Modell erwähnt wird. Leider habe ich nicht so viele Ernemann-Preislisten wie Ica-Preislisten. Ich habe zehn Datensätze dieses Modells in der Datenbank mit Seriennummern von 209251 bis 210189. Es ist also wahrscheinlich, dass eine Serie von 1000 Stück produziert wurde.
vielen Dank für den Hinweis! – Eine Serie von 1000 Exemplaren würde auch erklären, warum dieses Modell vergleichsweise selten ist, wesentlich seltener als die Mignon. – Ich melde mich demnächst wieder mit Seriennummern.