die Patent-Etui-Kamera wurde an einigen Stellen im Forum bereits gezeigt, dennoch an dieser Stelle ein paar Anmerkungen dazu.
Es handelt sich um eine Laufbodenkamera in besonders flacher und zugleich stabiler Bauweise, die 1920 von den Kamera-Werkstätten Guthe & Thorsch in Dresden auf den Markt gebracht wurde. Sie wurde bis 1938 produziert und war offenbar ein großer Erfolg, wie die große Zahl der Exemplare auf dem Sammlermarkt zeigt. Die Kamera wurde in den Formaten 9x12 und 6,5x9 produziert. Es gab sie in unterschiedlichen Ausstattungsvarianten – mit einfachem und doppeltem Auszug, mit Zahntrieb- und Frontlinsenfokussierung, mit und ohne Höhenverstellung und natürlich mit zahlreichen Objektiv-Verschluss-Bestückungen.
Hier sei ein Exemplar in der Größe 6,5x9 vorgestellt. Die Kamera besitzt zweifachen Auszug mit Zahntriebfokussierung, das Objektivbrett lässt sich mittels Spindeltrieb vertikal verstellen. Als Sucher stehen ein Brillantsucher mit Libelle und ein Ikonometer zur Verfügung. Ausgestattet ist die Kamera mit einem Tessar 4,5/10,5 von 1928 in Ring-Compur mit Selbstauslöser. Die Bestückung ist auf der noch vorhandenen Originalverpackung feinsäuberlich notiert. In dieser Kombination war die Kamera im Jahr 1932 für 126 RM zu haben (Katalog bei Kerkmann Nr. 01089).
Die Besonderheit der Konstruktion besteht darin, dass die Standarte von einem Bügel gestützt wird, der in einem Winkel von 45° steht und nach dem Ausziehen einrastet. Die Standarte steht absolut stabil, und das war bei allen Exemplaren so, die ich bislang in der Hand hatte; eine wirklich gelungene Konstruktion. Für die Naheinstellung und das zweite Auszugsegment wird die Sperrtaste vorn links betätigt.
Stabilität und flache Konstruktion wurden in der Werbung entsprechend hervorgehoben, aber das muss doch etwas relativiert oder zumindest kommentiert werden. Laut Werbeanzeige von 1929 ist das Gehäuse nur 1,6 cm tief, und die nebenstehende Abbildung suggeriert, die gesamte Kamera sei so flach.
Als Gewicht wird der Wert von 375 g angegeben – allerdings „ohne Objektiv und Verschluss“. Das ist für einen Vergleich allerdings eine wenig praxisgerechte Angabe... Und die 1,6 cm beziehen sich nur auf die Seitenwand; der Laufboden weist natürlich eine erhebliche Wölbung auf, wie man hier sieht:
Hinzu kommt, dass die 1,6 cm Gehäusedicke nur erreicht werden, wenn keine Kassette und kein Mattscheibenrückteil eingeschoben ist, sondern ein (nicht auftragender) Gehäusedeckel; so etwas habe ich an keiner anderen Kamera gesehen. In der Regel wird man die Kamera natürlich mit Platten- oder Packfilmkassetten bestückt haben, wie sie oben im Hintergrund zu sehen sind; und ganz so flach ist sie dann nicht mehr. Die Patent-Etui weist einen besonderen Falz auf; die Rückteile passen an keine meiner anderen 6,5x9-Kameras. Ich meine, dass es sich um den Contessa-Falz handelt, bin mir aber nicht sicher.
Das Gehäuse besteht aus Leichtmetall. Unklar ist mir, wie es sich mit dem Laufboden verhält: Dessen Oberfläche ist auf der Innenseite glatt, glänzend und vergleichsweise warm; sie fühlt sich an wie Bakelit oder ein ähnlicher Kunststoff.
Kann das sein? In dem bei Kerkmann (Nr. 01089) abgedruckten Katalogauszug von 1932 heißt es, der Laufboden sei „aus starkem Aluminiumblech gezogen“. Das auch plausibel, zumal die Laufschienen ja fixiert sein müssen. Ich erinnere mich an eine ältere Diskussion im Forum, in der es um das verwendete Material ging, ich finde den Thread aber nicht mehr. Ich bin mir auch nicht sicher, ob die Einprägung von Nummern bzw. Warenzeichen in Bakelit überhaupt möglich war, wie hier zu sehen. Vielleicht ist das Material im Laufe der Zeit auch einmal geändert worden? Oder hat der Laufboden eine Auflage aus Kunststoff bekommen? Für Hinweise wäre ich dankbar.
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Ich denke es ist kein Bakelit da "Holzschrauben" in Bakelit nicht halten und der Kunststoff in den Gewindegängen "Bröseln" würde. In Bakelit lässt sich allerdings sehr gut etwas schriftliches oder anderes gleich bei der Herstellung in einem Arbeitsgang anbringen. Bakelitpressmasse wird in einer Polierten Stahlform eingefüllt und dann verpresst somit wird alles was in der Stahlform vorhanden ist abgebildet. Man kann mittels einer Schmelzprobe leicht feststellen ob das Teil aus Phenolharz hergestellt wurde hierzu nur eine Nähnadel glühend erhitzen und auf das Teil halten wenn die Nadel nicht eindringt ist es eindeutig ein Duroplast wie z.B. Bakelit oder seine Geschwister. Eine Auflage aus Kunststoffmaterial halte ich für sehr unwahrscheinlich da dann eine Materialverdickung erfolgt wäre was ja gerade ei dieser unerwünscht war da ja um jeden Millimeter gerungen wurde.
Ich kann diese Vermutung angesichts der Oberfläche des Laufbodens nachvollziehen, aber es handelt sich in der Tat um Aluminium. Zumindest ist mir kein Exemplar mit Bakelit-Laufboden bekannt.
vielen Dank für die Hinweise! Ja, absolut plausibel, das kann kein Bakelitlaufboden sein. Es bleibt nur die Frage nach dieser Oberfläche; ist das ein spezieller Lack oder eine besondere Art der Beschichtung?