Zunächst ein paar Infos, die ich zur Firma gefunden habe: Die „Perka Präzisions-Camerawerk GmbH“ wurde 1922 gegründet. Am 30. März 1922 wurde der Gesellschaftervertrag geschlossen. Gesellschafter waren der Mechaniker Heinrich Gerl als Geschäftsführer und die Kaufleute Ludwig Müller und Josef Müller als Teilhaber. Gegenstand des Unternehmens war v.a. die Herstellung und der Vertrieb fotografischer Apparate und ähnlicher Erzeugnisse. Das Unternehmen beruhte demnach auf dem technischen Knowhow von Heinrich Gerl und auf dem Kapital der zwei Kaufleute. Die Wortmarke „Perka“ wurde am 30. Juni 1923 schutzrechtlich eingetragen. Grundlage der Produktion von Präzisionskameras waren zwei Patente (neigbarer Objektivträger und Objektivwechseleinrichtung) und ein Gebrauchsmusterschutz (drehbares Mattscheibenrückteil) von Heinrich Gerl. Bekannte Produkte der Firma sind verschiedene Präzisions-Kameramodelle (Modell I, Modell II in Hoch- und Querformat und ein Stereo-Modell in Quer- und Quadratformat), 1923 sollen weiterhin Rollfilm- und „billige Metallkameras“ in Vorbereitung gewesen sein und im Jahr 1930 werden auch Präzision-Stative erwähnt. 1930 wurde Heinrich Gerl als Geschäftsführer aus dem Handelsregister gelöscht. Die Firma schein wenig später eingegangen zu sein.
Die Perka Modell I ist im Gegensatz zur Perka Modell II eine voll ausgestattete Präzisionskamera. Sie besitzt bei quadratischer Gehäuseform ein drehbares Mattscheibenrückteil zum Wechsel von Hoch- und Querformat (DRGM 817702), eine neigbare Standarte (DRP 387249) und eine Objektivwechselplatte (DRP 387249. Die Kamera verfügt weiterhin über einen neigbaren Laufboden, einen dreifachen Auszug mit verdecktem doppeltem Trieb und einen vertikal und horizontal verstellbaren Objektivträger. Angeboten wurde das Modell in den Formaten 4,5x6, 6,5x9, 9x12 und 10x15.
Zum Einschieben einer Plattenkassette muss das federnd gelagerte Mattscheibenrückteil nicht entfernt werden. Es wird einfach nach hinten geschoben (wie bereits bei der Perka Modell II beschrieben).
Alle Perka Modell I Kameras waren ursprünglich mit einem außenliegenden Newton-Klappsucher ausgestattet. Dies änderte sich ca. 1929, als statt des Newton-Suchers nun standartmäßig ein Drahtrahmensucher mit Visier verbaut wurde. Etwa zur selben Zeit erhielten die Perkas auch eine veränderte Griffbefestigung, wie sie das vorliegende Exemplar besitzt. Die hier gezeigte Kamera hat einen fest verbauten Brillantsucher mit Libelle und ist die einzige mir bekannte Perka Modell I Kamera, die offensichtlich werksmäßig mit einem Brillantsucher versehen wurde. Es sind auch keinerlei Spuren eines späteren Umbaus erkennbar. Der Sucher ist nicht die einzige Eigenheit dieses Exemplars. Die Kamera war ursprünglich unbezeichnet, der Schriftzug „Perka“ wurde erst nachträglich eingeritzt. Weiterhin ist die Perka-typische Trommelskala bei diesem Exemplar unbeschriftet. Stattdessen wurde eine ‚normale‘ Skala passend zur Objektivausstattung (Brennweite 15 cm) verbaut.
Auch die Bestückung mit Verschluss und Objektiv passt nicht zur Herstellungszeit der Kamera. Der Koilos-Verschluss und das Goerz-Berlin Serie III Dagor 6.8/15 cm können etwa in die Zeit um 1912 datiert werden, wohingegen die Kamera selbst um 1930 datiert.
Diese Eigenheiten zusammengenommen lassen den Schluss zu, dass die Kamera wahrscheinlich werksmäßig auf Kundenwusch ihre besonderen Spezifikationen erhalten hat. Der Zustand der Kamera zeugt im Übrigen nicht von einer übermäßigen Nutzung. Sie ist nahezu tadellos erhalten ohne Kratzer, Lackabplatzungen und Lederabrieb. Ich bin geneigt die nachträgliche „Perka“-Einritzung wieder zu entfernen (abschleifen und neu lackieren), würde aber vorher gern die Meinung der Foristi bezüglich dieses Eingriffs hören.
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