mit dem heute vorzustellenden Modell begann die Fa. G. A. Krauss (Stuttgart) im Jahr 1920 eine eigene Kameraproduktion, nachdem sie zuvor nur als Händler tätig gewesen war und u.a. bis 1912 Polyscop-Kameras des Schweizer Herstellers Zulauf vermarktet hatte, z. T. auch unter der Handelsmarke Krauss. Die Rede ist von der Westentaschenkamera Knirps.
Es handelt sich um eine Spreizenkamera für Platten im Format 4,5x6, die in verschiedenen Objektiv-Verschluss-Kombinationen lieferbar war. Sie besitzt ein lederbezogenes Metallgehäuse. Die Fokussierung erfolgt mittels eines kleinen Hebels auf der Frontplatte, der eine Gesamtverstellung durch Verschiebung der Verschlusseinheit bewirkt. Hinter der Frontplatte ist auch ein umlegbarer Brillantsucher versteckt.
Die kleine Kamera misst im zusammengeschobenen Zustand nur 8,7 x 6,5 x 2,5 cm und ist durch das Spreizenprinzip recht schnell in Aufnahmeposition gebracht. Das vorliegende Exemplar ist mit einem Xenar 4,5/7,5 in Compur gut bestückt. Seitlich ist ein einklappbarer Newtonsucher aus dem Zubehörprogramm angebracht, der etwas überdimensioniert wirkt; offenbar war es einem Vorbesitzer wichtig, Aufnahmen aus Augenhöhe machen zu können.
Dieser Knirps ist durch Beschriftung auf dem Mattscheibenrückteil eindeutig zu identifizieren.
Im Jahre 1923 erfolgte eine Umbenennung; das Modell hieß fortan Nanos. Die Gründe kenne ich nicht: Sollte der griechische Name Seriösität ausstrahlen oder international wirken? Wollte man bei einem humanistisch gebildeten Publikum punkten, oder war Nanos einfach besser auszusprechen?
Die Grundkonstruktion der Spreizenmechanik, der Frontplatte und der Entfernungseinstellung wurde für die 1922 vorgestellte erste Version der Rollfilmkamera Rollette beibehalten, die an anderer Stelle bereits besprochen wurde (--> https://blende-und-zeit.sirutor-und-comp...&thread=329).
Die Produktion des Modells Knirps/Nanos lief 1925 aus. Der Produktionsbeginn lässt sich, wie oben erwähnt, auf das Jahr 1920 datieren: Schon Gernot Förster nennt in einem Photo-Deal-Artikel über die Fa. Krauss (Heft 60 [2008], S. 4–9) dieses Jahr, in dem mit zwei Arbeitern die Herstellung von Kameras aufgenommen worden sei (S. 6), dabei beruft sich der Autor auf Rolf H. Krauss, den Enkel des Firmengründers. Dieser stellte später in seiner Essay-Sammlung Ich sammele, also bin ich (2019) die Unternehmensgeschichte dar, gibt ebenso das Jahr 1920 für den Beginn der Kameraproduktion an und verweist dazu auf den ersten Firmenkatalog vom November 1920 (S. 171). 1922 werden Knirps, Rollette und die Stereokamera Stereoplast (--> https://blende-und-zeit.sirutor-und-comp...5&thread=40) in einem Artikel in der Zeitschrift Photographische Industrie erwähnt, wie Axel recherchiert hat; die Rollette ist eine Neuvorstellung, der Knirps stellt ein bereits ein etabliertes Produkt dar.
Dass der Knirps/Nanos 1925 aus dem Programm genommen wurde, kann man damit erklären, dass kleine Plattenkameras zu dieser Zeit nicht mehr so gut verkäuflich waren. Das Spreizenprinzip gab Krauss aber auch bei den späteren Versionen der Rollette wieder auf; dieses Modell war seit Mai 1924 als Laufbodenkamera (und am Schluss als Springkamera) konstruiert. Da stellt sich die Frage, ob sich die gewählte Spreizenkonstruktion möglicherweise nicht bewährt hat. Die Datenbasis ist für verlässliche Aussagen zu gering, aber von meinen beiden Exemplaren muss ich sagen, dass die Mechanik im Vergleich mit den Knick- oder Scherenspreizen der Mitbewerber doch recht fragil wirkt und beim vorliegenden Knirps schon etwas ausgeleiert ist, sodass das Objektivbrett nicht immer hundertprozentig parallel ausgerichtet ist. Einen Verkaufspreis habe ich noch nicht ermitteln können und kann daher nicht sagen, in welchem Marktsegment die Kamera lag und welche Modelle direkte Konkurrenten waren.
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