hier habe ich mal noch eine große Klappkamera von Emil Busch – die Doppel-Liliput 13x18. Zunächst das für diese Größe fast schon obligatorische Größenvergleichsbild zusammen mit der Enolde 4,5x6:
Die Doppel-Liliput wurde von Busch von circa 1906 bis mindestens 1913 in den Größen 9x12 und 13x18 angeboten. Die großen 13x18 Liliput Kameras waren anfangs mit Busch-Optik ausgestattete Hüttig Ideal Kameras und später ICA Ideal Kameras, die mit einem zusätzlichen Busch-Label versehen wurden. Das vorliegende Exemplar entspricht einer Hüttig Ideal No. 178 Modell 1909. Die Kamera wurde allerdings zu ICA-Zeiten hergestellt, wie die Seriennummer mit vorangestelltem „A“ belegt. Die Nummerierung der Kamera im ICA-Sortiment ist mir leider nicht geläufig – vermutlich ist es die Nr. 385 (ein späteres Exemplar hat Jan im Forum schon vorgestellt: https://blende-und-zeit.sirutor-und-comp...&thread=221).
Die Kamera besitzt ein lederbezogenes Holzgehäuse, einen Echtlederbalgen und einen Leichtmetalllaufboden mit polierter Holzauflage. Sie besitzt weiterhin einen doppelten Auszug (daher auch der Name Doppel-Liliput; die Busch Liliput besaß nur einfachen Auszug) mit Zahntriebfokussierung (doppelter verdeckter Trieb). Das Objektivbrett ist mittels Triebschrauben horizontal und vertikal verstellbar. Außerdem sorgt ein besonderer „Balgenschoner“ dafür, dass die Standarte nur ins Gehäuse geschoben werden kann, wenn sich das Objektiv in Mittelstellung befindet. Als Sucher steht ein besonders großer Brillantklappsucher mit Libelle zur Verfügung. Die Kamera besitzt drei Stativanschlüsse und einen neigbaren Laufboden.
Im Hüttig-Katalog von 1909 wird auf die Objektivwechselfunktion der Kamera hingewiesen. Bei meinem Exemplar konnte ich aber keine derartige Einrichtung feststellen. Ausgestattet ist die Kamera mit einem Busch Doppel-Leukar No. 3 F:6,8/190 mm in einem schönen Koilos-Verschluss. Das Leukar 6,8 ist im 1913er Busch-Katalog die Bestausstattung der großen Doppel-Liliput. Die vorliegende Kamera kann laut ICA-Seriennummer 1909-1911 eingeordnet werden. Hier noch eine Abbildung aus dem 1909er Hüttig-Katalog:
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eine spannende Kamera – vielen Dank fürs Zeigen! Die Leute von Busch hatten offenbar einen speziellen Humor, dass sie einer 13x18-Kamera den Modellnamen Liliput verpassten... (Der Mitbewerber aus Dresden-Striesen hatte etwas später ebenfalls eine Liliput im Programm, allerdings passenderweise in 4,5x6 und 6,5x9...)
axel:Die Kamera wurde allerdings zu ICA-Zeiten hergestellt, wie die Seriennummer mit vorangestelltem „A“ belegt. Die Nummerierung der Kamera im ICA-Sortiment ist mir leider nicht geläufig – vermutlich ist es die Nr. 385
Die 385 ist erstmals im Ica-Katalog 1911 verzeichnet, und zwar mit gleicher Standartengestaltung wie die gezeigte Busch, allerdings ist sie schon mit Anlegefalz ausgestattet. Der Katalog 1910 hat in 13x18 die Ideal 370 und die Superba-Ideal 380, die sich in technischen Details unterscheiden, offenbar auch in den Abmessungen. Für die Ideal 370 werden 21 x 16 x 5 genannt, bei der Superba-Ideal 380 sind es 22 x 17 x 5,5. Der technische Unterschied zwischen beiden Modellen scheint hauptsächlich die Entfernungseinstellung zu betreffen. Bei der Beschreibung der 370 heißt es lediglich "Einstelltrieb zum Scharfeinstellen des Objektives"; die 380 besitzt "Doppelte[n] Zahntrieb, auf jede Entfernung feststellbar". Insofern dürfte Deiner Busch das Modell 380 zugrunde liegen.
ich stutzte auch bei 13x18 über Liliput. Da muss ich a Ansel Adams denken, der 13 x 18 Plattenkameras gern als Kleinbildkameras bezeichnete.
Bei seinem Half Dome Fotos aus dem Yosomite Park verwendete er eine Corona Studiokamera mit 8 1/2 x 6 1/2 Zoll ( 22 x 16,5 cm). Das war dann wohl kein "Kleinbild" mehr ....
Beste Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
Analog: Aus Negativ wird Positiv. Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.
Danke an Jan für die Ergänzung der ICA Modellnummer!
Das Mattscheibenrückteil (vmtl. nicht Originalbestückung?) der Kamera wirft noch Fragen auf.
Die Mattscheibe ist klappbar und federnd gelagert und ermöglicht so das Einlegen eine Kassette. Die Konstruktion ist an sich sehr praktisch, nur ist mir nicht bekannt, welche Kassette dort passen könnte. Ich habe eine normale 13x18 Millionfalz-Kassette probiert, die würde von der Dicke passen, aber sie ist zu breit. Der Einschub hat eine Breite von 13,5 cm und die Kassette ist 14 cm breit. Das Aufnahmeformat des Rückteils ist mit 12,4 x 17,6 cm etwas kleiner als das der Kamera.
Hat jemand eine Idee, welche Kassette da reingehört?
dieses Rückteil erinnert mich an den sog. Reicka-Adapter, ein von Wünsche angebotenes Rückteil, das eine (federnd gelagerte) Mattscheibe und (Papier-)Plattenhülsen kombiniert. Den Reicka-Adapter gab es für verschiedene Falze. Im Ica-Katalog wird der Reicka-Adapter ausdrücklich als Zubehör angeboten. Allerdings sind diese Teile m.W. eindeutig beschriftet; eine Abbildung findet sich in diesem Thread: https://blende-und-zeit.sirutor-und-comp...mp;thread=161#4.
Könnte es sich hier um eine unbezeichnete Ausführung oder um eine ähnliche Konstruktion handeln? Zu erwarten wäre dann, dass sich in den Falz der Kamera alternativ normale Kassetten einschieben lassen, welcher Falz auch immer dafür in Betracht kommt.
ja, es scheint eine Art von Reicka-Adapter zu sein. Danke für den Tip!
Das Original ist es aber nicht, da er unbezeichnet ist. Die Funktion ist aber die gleiche und das ist auch der Grund, weshalb keine normalen Kassetten passen. Für den Adapter (und andere, wie den Hemera-Adapter) gab es spezielle Papierkassetten.
Hier mal eine zeitgenössische Beschreibung:
"Die Reicka - Packung: Im Grunde handelt es sich hier um die Verwendung von Einzelkassetten aus dünnen schwarzen Karton statt aus Blech; jeder Film kommt in eine solche Kassette, die aus zwei zigarrentaschenartig ineinandersteckenden Taschen besteht. Zum Gebrauch braucht man einen "Reicka-Adapter", der nach Art einer aufklappbaren Mattscheibe konstruiert ist; die Packung wird zwischen diese Mattscheibe und den Kamerarückteil eingeschoben, zur Belichtung die obere Schutztasche der Packung herausgezogen (nicht ganz), nach Belichtung wieder eingeschoben."
Diese Papierkassetten gab es für die Verwendung von Platten und für die Verwendung von Planfilmen.