Plattenkameras im Querformat sind ohnehin eine eher seltene Spezies; das gilt umso mehr für solche in den kleinen Formaten. Hier sei die Agfa Ninon 604 vorgestellt.
Sie besitzt als einzige der mir bekannten Querformat-Modelle in 6,5x9 einen dreifachen Auszug, was mit einem gewissen konstruktiven Aufwand einhergeht und zeigt, dass wir es mit einer Präzisionskamera zu tun haben.
Die Ninon wurde von Rietzschel entwickelt und mit der Übernahme des Werks durch Agfa 1926 als Agfa-Kamera angeboten. Die Bezeichnung Ninon (ein französischer Frauenname) findet sich nur in den Katalogen und auf der Verpackung, nicht auf der Kamera selbst.
Die Ninon besitzt ein sehr kompaktes (11 x 8,6 x 4,4 cm) Metallgehäuse; nach der Agfa Opal ist sie die kleinste mir bekannte Laufbodenkamera in 6,5x9. Die Entfernungseinstellung erfolgt mittels Zahntrieb; der Balgen ist dreifach ausziehbar. Auf diese Weise wird ein Nachteil der Querformatkameras kompensiert, denn so kann wenigstens der bei Hochformatkamera übliche Auszug realisiert und sogar geringfügig übertroffen werden; hier zum Vergleich der voll ausgezogene Balgen der Agfa Opal:
Das Ausziehen des mittleren Schienensegments erfolgt nach Drücken eines Entriegelungsknopfes.
Das Objektivbrett ist mittels Spindeltrieb vertikal und horizontal verstellbar. Die vertikale Verstellung ist allerdings nur nach oben möglich, weil der Verschluss in der Grundstellung schon auf der Standarte sitzt; ein Preis für die sehr kompakte Bauart. Als Sucher stehen ein Brillantsucher mit Libelle und ein Ikonometer zur Verfügung.
Bestückt ist das vorliegende Exemplar mit einem Agfa-Doppelanastigmaten 4,5/10,5 in Rad-Compur; es hat damit die Bestellnummer 604 S. Es gab wahlweise auch andere Objektive mit 10,5 und 12 cm Brennweite. Der Verschluss ist mittels Schnellkupplung mit der Standarte verbunden und kann bequem ausgetauscht werden. Dass das Objektiv als nicht näher bezeichneter Doppelanastigmat ausgewiesen ist und nicht als Linear, könnte auf ein frühes Baujahr (um 1925/26) deuten.
Die Ninon wurde auch in einer cognacfarben belederten Luxusausführung angeboten. Ob es bereits eine Rietzschel-Ausführung dieses Modells gab, ist mir nicht ganz klar. Immerhin verzeichnet Umstätter unter Nr. 0771 eine Rietschel Heli-Clack, bei der es sich um die in Rede stehende Kamera handelt (in brauner Luxusausführung). Als Format gibt er 4,5x6 an, was aber unzutreffend sein dürfte, zumal die Kamera mit einem Objektiv der Brennweite 10,5 bestückt ist. In der Sammlerliteratur ist das Modell übrigens nicht gut dokumentiert. Kadlubek führt auch eine Querformatkamera „Heli-Clack“ 6,5x9 (AGF1410), die einen Automat-Verschluss mit Agfa-Logo besitzt; diese Kamera ist bei Kerkmann (Nr. 026) abgebildet (vgl. auch Abring unter Nr. 238): Nach dem Foto eine der Ninon sehr ähnliche Kamera, die sich außer durch den Verschluss durch seitliche Laschen für den Balgenspanner von der Ninon unterscheidet. Ob beide einen dreifachen Auszug haben, kann ich nicht erkennen.
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