bei den frühen Ica-Modellen aus der Zeit 1909–11 gibt es eine gewisse Variantenvielfalt; nicht alle Modelle sind dokumentiert, und manche Kameras lassen sich nicht eindeutig zuordnen. Das ist auch bei der hier vorzustellenden Kamera der Fall. In einer Kleinanzeige wurde längere Zeit eine augenscheinlich gut erhaltene "Nixe" angeboten – als solche ist die Kamera auf dem Schlitten eindeutig bezeichnet. Die mir bekannten Nixe-Modelle besitzen allerdings einen doppelten Auszug, was bei diesem Exemplar nicht der Fall ist; dafür ist der Verschluss mit einem Wechselbajonett ausgestattet, was für Nixe-Kameras untypisch ist. Die Kamera musste also in meine Sammlung...
Zunächst der Befund: Es handelt sich um eine Laufbodenkamera im Format 8x10,5 für Rollfilm E-6 (118) oder Platten 9x12. Die Rückwand ist wie allen vergleichbaren Kameras abnehmbar; anstelle des mittigen Schiebers können Mattscheibenkassette bzw. Plattenkassetten eingeschoben werden. Die Entfernungsskala ist entsprechend umstellbar. Die Rückwand besitzt einen federnden Rotfensterverschluss.
Die Entfernungseinstellung erfolgt mittels Zahntrieb. Der Einstellbereich reicht bei einfachem Auszug bis knapp unter 2m. Der Laufboden besitzt Doppelspreizen, die in parallelen Schlitzen geführt werden. Die sichelförmigen Handhaben sind typisch für Wünsche-Kameras und finden sich an zahlreichen frühen Ica-Modellen (auch an solchen, die nicht aus dem Wünsche-Programm übernommen wurden); dazu passt im Prinzip die „Nixe“-Plakette am Schlitten. Das Objektivbrett ist horizontal und vertikal ohne Spindeltrieb verschiebbar.
Der einfache Auszug und die Mechanik der Verstellung sind typisch für Lloyd-Kameras. Und in der Tat findet sich an der Kamera etwas versteckt eine weitere Modellbezeichnung – der Tragegriff trägt den Lloyd-Schriftzug.
Sieht man von den Doppelspreizen und dem Wechselbajonett ab, entspricht die Kamera weitestgehend dem Modell Lloyd 535, das im Katalog 1911 dargestellt wird; auch Maße und Gewicht stimmen überein. Ich möchte die Kamera also dementsprechend als Lloyd 535 bestimmen. Wechselbajonett und Spreizenkonstruktion dürften eine Serienänderung gewesen sein.
Bestückt ist die Kamera mit einem Tessar 6,3/13,5 in Compound; das war die zweitteuerste Variante, für die in der Liste 1911 ein Preis von 192 Mk. angegeben wird.
Es bleibt die Frage, warum die Kamera das Nixe-Schild trägt: Ergebnis einer Reparatur, bei der der Schlitten getauscht wurde? Vertauschung der (abschraubbaren) Plakette? Oder hat man anfangs die Modellreihen doch nicht so strikt getrennt? Für Umbenennungen innerhalb des Ica-Programms gibt es immerhin eine Reihe von Beispielen (Ideal 205 --> Niklas; Nelson 225 --> Ideal; Halloh 510 --> Lloyd; Halloh 511 --> Lola; Polyskop 603 --> Plaskop usw.)...
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ich erwische mich gerade dabei (beim Betrachten der Aufnahmen 3 und 4), dass mir bisher bei keiner Kamera diese Doppel-Scharniere zur Verbindung Gehäuse zu Laufboden aufgefallen sind. Ich "befürchte" fast, dass ich das bisher immer einfach unaufmerksam übersehen habe
Beste Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
Analog: Aus Negativ wird Positiv. Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.
ja, diese Doppelspreizen sind schon auffällig; ich habe kein weiteres Exemplar im Bestand. Die Funktionsweise ist mir auch nicht ganz klar. Ich habe mal bei Pritschow nachgesehen: Er geht ausführlich auf die unterschiedlichen Spreizenkonstruktionen ein, erwähnt aber diese Doppelspreizen nicht. – Außerhalb des Forums habe ich noch den Hinweis bekommen, dass die Lloyd 535 in einem italienischen Katalog von 1911 auch mit diesen Doppelstreben abgebildet ist. Es muss da also Serienänderungen gegeben haben.
klasse – ein sehr interessanter Fund, der ein weiterer Beleg für die schon andernorts dokumentierte Kooperation von Hüttig/Ica und Busch ist (--> https://blende-und-zeit.sirutor-und-comp...&thread=305). Herzlichen Dank!