heute möchte ich eine weitere Münchner Präzisionskamera vorstellen – die Kapim (oder vielleicht doch nicht „Kapim“, aber dazu unten mehr).
Zunächst die allgemeine Beschreibung: Es handelt sich um eine Platten-Klappkamera im Aufnahmeformat 6,5 x 9 mit Aluminiumgehäuse. Die Kamera besitzt einen doppelten Auszug mit doppeltem Trieb. Als Sucher dient ein klappbarer Newton-Sucher. Die Kamera verfügt über zwei Stativgewinde, der Objektivträger ist seitlich verschiebbar und mittels Triebschraube mit doppeltem Trieb höhenverstellbar.
Das vorliegende Exemplar ist mit einem Meyer Görlitz Helioplan im Compur-Verschluss bestückt. Die Kapim wurde wohl ab Beginn der 1920er Jahre von Kieser & Pfeufer als Hausmarke in den Formaten 6,5x9, 9x12 und 10x15 angeboten. Dass Kapim-Kameras häufig auch mit Objektivwechseleinrichtung ausgestattet waren, hat Sascha an anderer Stelle schon mal gezeigt (https://blende-und-zeit.sirutor-und-comp...0&page=3#22). Die hier gezeigte Kamera besitzt diese Einrichtung nicht.
Wie an anderer Stelle schon erwähnt, wurde die Kapim von Johann Schiansky für Kieser & Pfeufer hergestellt. Ein Indiz für die Produktion durch Schiansky kann man in der Konstruktion den Führungsschienen für die Objektivstandarte finden, denn für dieses Schienenprofil hatte Schiansky bereits 1914 Gebrauchsmusterschutz erhalten.
Kapim-Kameras erkennt man in der Regel daran, dass sie entsprechend bezeichnet sind: „Kapim“-Prägung im Griff, „Kapim“-Prägung auf dem Lichtschachtdeckel und/oder das Firmenschild „Kieser & Pfeufer Hoflieferanten München“ am Gehäuse befestigt. Das hier gezeigte Exemplar besitzt keine dieser Bezeichnungen. Stattdessen findet sich auf dem Laufboden ein Signet/Logo mit den Buschstaben „M“, „S“ und „W“.
Dass Schiansky diese Buchstaben „M“, „S“ und „W“ als Signet verwendete, dafür findet man auch ein Beispiel im Web (an einer Fotoleuchte), allerdings ist dieses Logo anders geformt. Trotzdem würde ich stark vermuten, dass das Logo auf dem Laufboden für Schianskys Mechanische Werkstätten verwendet wurde. In jeden Fall muss man annehmen, dass diese Kamera nicht von Kieser & Pfeufer vertrieben wurde. Deshalb ist es auch zweifelhaft, dass sie unter dem Modellnamen „Kapim“ verkauft wurde. Unter welcher Bezeichnung und von wem die Kamera verkauft wurde, ist mir nicht bekannt.
Interessant ist auch noch der Newton-Sucher der Kamera. Beim Öffnen des Suchers klappt der Diopter automatisch mit aus und beim Schließen des Linsenrahmens wird der Diopter automatisch mit eingeklappt. Dieser Newton-Sucher ist nicht einfach ein zugekauftes Anbauteil, sondern wurde von Schiansky selbst hergestellt und auch vertrieben.
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vielen Dank für die Vorstellung dieser - mir bislang völlig unbekannten - Kamera! Kurze Nachfrage: Auf der (von vorn gesehen) rechten Handhabe befindet sich ein kleiner Stift; dient er zur Entriegelung des Schlittens? Das wäre haptisch ja etwas grenzwertig; eine solche Konstruktion habe ich noch nicht gesehen.
der kleine Knopf dient tatsächlich der Entriegelung des Schlittens. Das ist sicher etwas gewöhnungsbedürftig, aber ganz gut handhabbar – finde ich.
Man sieht der Kamerakonstruktion (Standarte und Laufboden) auch recht deutlich die ‚Münchner Schule‘ an. Schiansky soll gemäß seinem Nachruf bei Ertel, Steinheil, Rietzschel, Deckel und Linhof tätig gewesen sein, bevor er sich selbstständig machte.