im Programm der Ica bzw. Zeiss Ikon gab es eine Modellreihe mit der Bezeichnung Favorit. Dabei handelt es sich um Präzisons-Plattenkameras in quadratischer Bauform, die in den Formaten 9x12, 10x15 und 13x18 angeboten wurden. Hier zeige ich die Favorit 265, das Modell in 9x12.
Es handelt sich um eine Laufbodenkamera mit doppeltem Auszug. Das Holzgehäuse ist quadratisch, die Frage nach dem Format stellt sich also nicht, wenn die Kamera aufgestellt wird. Zwischen Hoch- und Querformat wird gewechselt, indem der hintere Rahmen mit Mattscheibenrückteil bzw. Kassette um 90° gedreht wird; dazu werden zwei Klammern gelöst, das geht sehr schnell und sicher über die Bühne. Der Rahmen nimmt Kassetten bzw. Rückteile mit Anlegefalz auf.
Verfügbar waren hier Holz-Doppelkassetten des Typs 737/6 (spätere Nomenklatur 737/7). Bei der Verwendung von Filmpack war die Entfernungsskala umzustellen, damit der Abstand zur Filmebene ausgeglichen werden konnte.
Die übrige Ausstattung entspricht der der Ideal-Reihe: Der Laufboden ist neigbar und kann überdies in jeder Position arretiert werden. Der vorhandene Verschluss kann mittels Bajonett schnell gelöst und gegen einen anderen getauscht werden. Das Objektivbrett ist mittels Spindeltrieb vertikal und horizontal verstellbar.
Neben dem Brillantsucher besaß die Kamera ursprünglich einen Ikonometer. Der wurde am vorliegenden Exemplar allerdings entfernt, vermutlich deshalb, weil die Kamera nicht für Ausnahmen aus der Hand genutzt wurde. Der Sucherrahmen war so gebaut, dass er quer- und hochformatige Ausschnitte zeigen konnte. Eine recht kuriose Abbildung davon findet sich im Zeiss Ikon Katalog von 1927 (S. 30):
Da stimmt offenbar etwas nicht – die Abbildung ist spiegelverkehrt: Ikonometer und Entfernungsskala befinden sich auf der rechten Seite…
Eine genaue Betrachtung des Exponats führt zu der Frage, ob es sich überhaupt um eine Zeiss Ikon handelt: Verschluss und Laufboden sind so markiert, aber an der Innenseite des Gehäuses prangt eine Ica-Plakette, und auch das Rückteil trägt den Ica-Schriftzug.
Offenkundig handelt es sich um ein Ica-Gehäuse (die Seriennummer mit vorangestelltem J deutet auf den Zeitraum 1922–24), das nach der Fusion Ende 1926 mit einem Compur mit ZI-Beschriftung und einem zeitgenössischen Objektiv (1926) bestückt wurde. Interessant aber, dass auch der Laufboden eine ZI-Prägung bekam und die Kamera somit deutlich umetikettiert wurde, man aber die Ica-Plakette gelassen hat. Diese Kameras aus der Übergangszeit findet man häufig: Manchmal wurde lediglich eine ZI-Plakette angebracht, in anderen Fällen ein ZI-Rückteil montiert. Die Prägung auf dem Laufboden ist schon ein deutlicher Hinweis auf die neue Firma. Das vorliegende Exemplar ist mit einem Tessar 4,5/15 in einem Rad-Compur der Größe 2 (1–200) ausgestattet. Der Katalog 1927 nennt für diese Version (265 UU) einen Preis von 285 RM. Verkauft wurde das Exponat im Photohaus „Schwaben“ von Adolf Simpfendörfer in Stuttgart, wie das Händlerschild zeigt.
Nach der Nummernumstellung Anfang 1929 bekam das Modell die Nr. 265/7, es war bis 1931 im Programm.
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