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[iIa] Busch Lynx 8x10,5 und 9x12
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30.05.24 17:55
axel 

BZF-Meister

30.05.24 17:55
axel 

BZF-Meister

[ iIa ] Busch Lynx 8x10,5 und 9x12

Hallo zusammen,

hier mal wieder ein aktueller Neuzugang.



Die Busch Lynx wurde ungefähr im Zeitraum von 1908 bis mindestens 1913 angeboten. Mit der Kamera konnte man wahlweise Aufnahmen im Format 8x10,5 auf Rollfilm 118 oder Plattenaufnahmen im Format 9x12 anfertigen. Die Laufbodenkamera besitzt ein Holzgehäuse und einen Aluminiumlaufboden. Fokussiert wird durch einfache Verschiebung der Standarte auf dem Laufboden. Die Entfernung kann auf zwei Skalen (für Rollfilm bzw. Platte) abgelesen werden. Der vollständige Name der Kamera ist auf der Außenseite des Laufbodens ins Leder geprägt („Busch Lynx Camera“).



Ausgestattet ist die Kamera mit einem Busch Rectiplanat 8/140 in einem einfachen, nicht näher bezeichneten Verschluss, der Momentzeiten von 1/25 bis 1/100 sowie kurze und lange Zeitaufnahmen (B/T) ermöglicht. Zum Rectiplanat weiß die Photographische Chronik von 1905 folgendes zu berichten: „Da die gewöhnlichen Aplanate für den vorliegenden Zweck [Anm.: für die Rocktaschenkamera Liliput] viel zu lange Abstände haben, so schuf die Firma Busch eine neue, durch D.R.G.-M. geschützte aplanatische Konstruktion von sehr kurzer Bauart: Das ‚Busch-Rektiplanat, f/8‘.“
Außerdem besitzt die Kamera den schönen, patentgeschützten Sellar-Sucher von Emil Busch, der ein aufrechtstehendes und seitenrichtiges Bild liefert.



Dass Emil Busch mit der Lynx keine eigene Kamerakonstruktion lieferte, sondern eine Kamera von Hüttig mit Objektiv, Verschluss und Sucher ausstattete, erkennt man leicht an den seitlich ins Leder geprägten Pentagrammen. Die Kamera entspricht der Hüttig „Lloyd“ Nr. 555 Modell 1909.



Die zusätzliche Bezeichnung „Modell 1909“ ist durchaus wichtig, denn 1908 sah die Hüttig Lloyd Nr. 555 noch wesentlich anders aus:



Da die vorliegende Kamera eine Seriennummer mit vorangestelltem Buchstaben trägt (A13234) ist davon auszugehen, dass die Kamera erst nach der Gründung der ICA (1909) hergestellt wurde. Die Modellbezeichnung bei ICA könnte „Lloyd 520“ lauten, wenn man der Anmerkung von Pavel zu der von Jan vorgestellten Ica Lloyd 8x10,5 (https://blende-und-zeit.sirutor-und-comp...&thread=258) folgt. Wenn man die hier vorliegende Busch Lynx mit der Kamera von Jan vergleicht, könnten man auch ohne weiteres zum Schluss kommen, dass das hier gezeigte Modell direkter Vorgänger der Lloyd von Jan ist. Lediglich die Schnellwechseleinrichtung widerspricht dieser Vermutung (das könnte aber auch eine Sonderausstattung sein). Um die Chronologie dieses Lloyd-Modells noch fortzusetzen, zeigt das folgende Bild eine Busch Lynx von 1913.



Auch in dieser Abbildung erkennt man ohne Weiteres eine Lloyd Kamera, die wiederum der direkte Nachfolger der Lloyd von Jan sein könnte.
Hier noch eine Rückansicht der Busch Lynx:




Beste Grüße

Axel

Datei-Anhänge
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30.05.24 19:41
Jan_S 

BZF-Meister

30.05.24 19:41
Jan_S 

BZF-Meister

Re: Busch Lynx 8x10,5 und 9x12

Hallo Axel,

das ist ja mal wieder eine mustergültige Recherche – vielen Dank!

Besonders bemerkenswert scheint mir der Sellar-Sucher; so einer ist mir bislang nicht untergekommen. (Interessant, dass in den Busch-Anzeigen gar kein Bezug darauf genommen wird!) Ich habe gerade mal bei Pritschow nachgesehen, wie er funktioniert. Dort wird beschrieben, dass der verwendete Spiegel eine doppelte Krümmung ("in der Höhenrichtung konkav, in der Seitenrichtung konvex") aufweist; mir ist aber nicht klar, wie das entworfene Bild aussieht – seitenrichtig, aber verzerrt? Kann man damit arbeiten? Pritschow spricht davon, dass das Bild in zwei Teile zerfalle, "in ein reelles und ein virtuelles Bild" (S. 357), worunter ich mir wenig vorstellen kann. Ist das praktikabel? Der Sucher wirkt jedenfalls richtig avantgardistisch...

--
Beste Grüße
Jan

31.05.24 16:06
Pavel_K 

BZF-Nutzer Stufe 2

31.05.24 16:06
Pavel_K 

BZF-Nutzer Stufe 2

Re: Busch Lynx 8x10,5 und 9x12

Hallo Axel!

Die Kamera ist tatsächlich die gleiche wie die in der Preisliste von 1910 abgebildete ICA Lloyd 520 (einschließlich angelenkten unverlierbaren Spulenhaltern). Umgekehrt verfügt der ICA Lloyd 555 (1910) über einen Doppelauszug. Das Modell Busch Lynx 1913 ähnelt wiederum dem Typ ICA Trona 515 aus dem Jahr 1911. Die nächstgelegenen Typen aus dem Jahr 1912 sind die Halloh 505, jedoch mit moderneren Handhaben. Die Seriennummer mit dem Buchstaben A stammt vermutlich aus der Zeit nach der Gründung der ICA-Firma, lässt sich aber nicht hundertprozentig sagen. Ich habe in meiner Datenbank mehrere Kameras mit A- oder B-Seriennummern, die nur mit Hüttig gekennzeichnet sind. Es ist jedoch möglich, dass die Seriennummer erst nach der Gründung des ICA-Unternehmens eingeprägt wurde, das ICA-Zeichen jedoch nicht hinzugefügt wurde. Die Zusammenarbeit zwischen Busch und ICA setzte sich auch später fort, ich habe mehrere Bébé-Kameras in der Datenbank, die über ein aufgeschraubtes Busch-Etikett verfügen und mit einem Busch-Objektiv ausgestattet sind. Ihre Seriennummern stimmen mit der regulären Serie ICA Bébé überein.

Beste Gruesse, Pavel

31.05.24 23:15
axel 

BZF-Meister

31.05.24 23:15
axel 

BZF-Meister

Re: Busch Lynx 8x10,5 und 9x12

Hallo Jan und Pavel,

das ist sehr schön zu wissen, dass die Hüttig Lloyd 555 (1909) der ICA Lloyd 520 (1910) entsprich, da kann ich es bei der Kameradokumentation mit vermerken. Bemerkenswert finde ich die „Kurzlebigkeit“ der Modelle zu dieser Zeit. Aller ein bis zwei Jahre wurde da was geändert. Im vorliegenden Fall ist es aber praktisch für die zeitliche Einordnung der Kamera (1909/10), denn ansonsten würde es bei der geringen Informationsdichte zu Emil Busch schwierig werden.

Der Sellar-Sucher ist auf jeden Fall ein interessantes Gerät! Ich hatte vorher schon mal was über den Sucher gelesen (hier: https://www.camarassinfronteras.com/emil...citkam_820.html).

Mein erster Eindruck zur Praktikabilität des Suchers:
Ich erkenne das Sucherbild besser als beim Brillantsucher und kann auch die Bewegung der Kamera zum Ausrichten besser koordinieren. Das ist aber nur der erste Eindruck und ob das Sucherbild mit dem tatsächlichen Ausschnitt der Aufnahme übereinstimmt, habe ich auch noch nicht getestet.

Die Handhabung ist überaus praktikabel. Der Spiegel ist mit einem Punkt versehen und dieser Punkt wird mit dem Zielstachel in Überdeckung gebracht. Im folgenden Bild sind der Zielpunkt und der Stachel zu sehen:



So aus der Nähe betrachtet sieht man auch, dass der Spiegel schon einige Kratzer hat und auch etwas Korrosion aufweist. Das Bild wird ursprünglich sicher noch ein wenig besser gewesen sein. Im folgenden Bild sind Zielpunkt und Zielstachel fast deckungsgleich und ich finde, das Sucherbild ist ganz gut zu erkennen:



Im Endeffekt hat sich der Sellar-Sucher aber nicht durchgesetzt. Vielleicht (wie Danimann im oben verlinkten Artikel vermutet) weil er teuer als der Brillantsucher war oder auch, weil der Patentschutz die Verbreitung verhinderte.
Hier noch eine zeitgenössische Anzeige von Busch:



Beste Grüße

Axel

Datei-Anhänge
9.jpg 9.jpg (25x)

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10.jpg 10.jpg (25x)

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8.jpg 8.jpg (26x)

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01.06.24 09:56
Jan_S 

BZF-Meister

01.06.24 09:56
Jan_S 

BZF-Meister

Re: Busch Lynx 8x10,5 und 9x12

Vielen Dank, Axel, für die Erläuterungen zum Sucher! Das scheint ja wirklich ein pfiffiges Patent zu sein.

Was die Kamera betrifft, gibt es möglicherweise auch noch Bezüge zu Voigtländer. Bevor man in Braunschweig eigene Rollfilmkameras gebaut hat, kaufte man Kameras zu, rüstete sie mit Voigtländer-Objektiven aus und bot sie unter eigenem Namen an. Bei Prochnow ist unter PR 3714 eine "Dynarkamera" gelistet, bei der es sich um eine Lynx von Busch handeln soll. Die entsprechende Abbildung zeigt m.E. tatsächlich das von Dir vorgestellte Modell (allerdings mit gewöhnlichem Brillantsucher). Diese Voigtländer-Version war mit einem Dynar 6/120 in Automat- oder Koilos-Verschluss zu bekommen; Prochnow gibt den Zeitraum 1905–1907 an.

Als Hersteller der anderen frühen Rollfilmkameras in diesem Format (mit doppeltem Auszug, z. T. Zahntriebeinstellung) gibt Prochnow Krügener bzw. Hüttig an; da scheint es also deutliche Verbindungen mit den Ica-Vorgängerfirmen gegeben zu haben.

--
Beste Grüße
Jan

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