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[iIa] Benetfink Magazine Kamera
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06.03.14 15:19
Danimann 

BZF-Meister

06.03.14 15:19
Danimann 

BZF-Meister

[ iIa ] Benetfink Magazine Kamera

Hallo zusammen,

anbei stelle ich euch eine Magazine-Kamera vor

* Hersteller, Modell: Benetfink (lightning?) Magazine Camera
* Baujahr: ~1895-1898
* Filmformat: Platten 9 x 12 cm (12 x Platten)
* Objektiv: Achromat 1:9
* Verschluß: Guillotine (1/25, 1/50 & 1/90s)
* Blenden: Irisblende Stufenlos 1:9, 1:12, 1:16 & 1:22
* Sucher: 2 x Reflex-Sucher
* Selbstauslöser: nein
* Fernauslöser: Nein
* Besonderheiten: Holzkörper & Lederbezug. Ablage für Zusatzlinse (Nahaufnahmen 3 Feet). 2 x Stativgewinde (ganz kleine!). Schalter für Zeit- und Momentaufnahme. Zähler für 12 Aufnahmen. War mal im Besitzt von George Claridge Druce; Chemiker & Botaniker.










Das Apparat ist eine "überdimensionale" Box Kamera, mit der 12 Glasplatten belichtet werden können. Die Glassplatten werden in Metallkassetten eingeklemmt und von hinten in der Kamera eingeführt. Die Platten werden mittels Feder nach vorne gedrückt. Einmal war eine Platte belichtet, hat man diese nach vorne geschoben mittels eines oben liegenden Hebels. Die Platte fiel nach unten und die Nummer der Platte wurde automatisch oben angezeigt. Einmal wurden alle Platten beleichtet, können diese durch ein Türchen im Boden der Kamera entnommen werden.





Dieser Ablauf gelang nicht immer und mal und wieder mussten diese Kameras geschüttelt werden, so dass die Platte nach vorne lief.

Der Verschluss bietet 3 Geschwindigkeiten + B (Time, in diesem Fall). Das Objektiv (dürfte ein Achromat sein) besitzt eine Irisblende und kann mit Zusatzlinsen ergänzt werden. Eine solche Zusatzlinsen kann man in einem seitlichen Ablage verstaut werden.







Die Kamera ist zweifellos eine Benetfink (man findet auch im inneren ein "British Make"), aber das genaue Model habe ich nicht hereausgefunden. Sehr ähnlich zu der "Lightning" oder "Speedy" aber nicht identisch.

Bemerkenswert bei dieser Kamera ist die Plakette mit den Hinweis auf "G. Claridge Druce". Normalerweise diese Plaketten weisen auf das Photogeschäft hin, wo die Kamera verkauft wurde. Claridge Druce hatte tatsächlich eine Drogerie in der High Street 118 von Oxford, der er etwa im Jahre 1879 mit einer Investition von 400 Pounds gründete (Infos aus der Wikipedia). Druce war aber Chemiker & Botaniker; von daher bleibt die Frage offen, ob er Kameras in der Drogerie vertrieben hat oder diese sogar seine eigene Kamera war, mit der er Planzen selber fotografiert hat.



1895 gab es natürlich bessere Kameras als diese Benetfink. Der Vorteil lag aber damals daran, dass mit dieser (allerdings sperrige) Kamera 12 Platten ohne Nachladen belichtet werden konnten. Vielleicht war dies Grund genug für Druce, die Kamera für seine Forschungen zu verwenden.

Ich habe auch nirgendwo finden können, dass in der Drogerie der High Street 118 Kameras verkauft wurden (dies heisst nicht unbedingt, dass dies nicht tatsächlich passiert ist).

Immer noch der Wikipedia nach: "Druce diente dem Oxford City Council ab 1892 bis zu seinem Tode. 30 Jahre lang war er Vorsitzender des Public Health Committee. Von 1896 bis 1897 war er Sheriff of Oxford, von 1900 bis 1901 Mayor of Oxford. 1909 zog er innerhalb Oxfords in die Hausnummer 9 der Crick Road."

Der Eintrag der spanischen (nicht zu finden auf der Englischen oder Deustchen Version) Wikipedia erwähnt auch dass die Fotographie eine andere der grössten Leidenschaften Druces war. Das spricht noch dafür, dass meine Benetfink einmal Druces eigene Kamera war.

Wie dem auch sei, ist diese eine sehr interessante Kamera (wenn auch nicht die schönste Magazine Kamera) mit einer auch sehr interessante Geschichte.

Gruß

Daniel

Datei-Anhänge
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06.03.14 15:32
Rainer 

Administrator

06.03.14 15:32
Rainer 

Administrator

Re: Benetfink Magazine Kamera

Hallo Daniel,

ein feines Prinzip.

Ich habe das noch nicht ganz verstanden. Die unbelichteten Plattenkassetten liegen senkrecht hinten in der Kamera. Wird ein Photo gemacht, was passiert dann mit dieser vordersten Platte? Sie verdeckt doch die dahinter liegende unbelichtete Platten? Oder fällt sie nach unten und liegt dort dann flach auf dem Kameraboden?

Wo kommt die belichtete Platte hin? Sie muß doch auch lichtgeschützt werden.

Befindet sich jede Photoplatte in einer eigenen Lichtsschutz-Kassette?

Wie werden später die Kassetten entnommen?


Grüße von Haus zu Haus
Rainer (Forumbetreiber)

06.03.14 17:09
Danimann 

BZF-Meister

06.03.14 17:09
Danimann 

BZF-Meister

Re: Benetfink Magazine Kamera

Hallo Rainer!

Es ist tatsächlich schwer sich vorzustellen wie es geht, ohne die Kamera in den Händen zu haben.

Ich versuche es noch einmal zu erläutern:

1) 12 Glassplatten (jede Platte in einer Metallrahmen) werden von hinten geladen. Diese werden unten in einer Metallplatte, die als "Führung" dient, eingehakt:

Hintertür offen (man sieht unten die waagerechte Führungsplatte als "T" Träger):



Metallrahmen für eine Glassplatte:



Geladene Glassplatte (Metallrahmen) auf der Führung:



2) einmal ist die Hintertür zu, die 4 Metalfeder (häufig in anderen Magazine Kameras als Sprungfeder vorhanden) drücken die Platten nach vorne (in Richtung Objektive). Ein Metalhalter der oben im Kamera Inneren liegt, hält die erste Platte in einer gewissen Position, wo diese belichtet wird:



3) Einmal ist die Platte belichtet, wird mit der Hand ein Hebel geschoben, der oben auf der Kamera liegt. Dies hat 3 Funktionen:
a) Der Metalhalter geht nach oben, wobei die belichtete Platte nicht mehr angehalten wird, und kann sich weiter nach vorne durch die Metallführung bewegen
b) Ein kleiner Metallhaken erscheint von oben (wo der Metalhalter lag) und schiebt noch zusätzlich die erste Platte nach Vorne. Dieser Schub ist eigentlich genug um die erste Plate bis zum Ende der Metallführung zu bewegen (diese Führung ist nicht bis zum Objektiv durchgängig) und die Platte fällt auf dem inneren Kameraboden runter (also von einer senktrechte auf nun eine waagerechte Position). Da die Glassplatte nach unten liegt, und auf der Ruckseite der Metallrahmen liegt, wird die empfindliche Glassplatte von der Licht aus nächsten Belichtungen geschützt.
c) Der Zähler geht von 1 auf 2 (also Platte Nr 2 ist bereit)

Beim Loslassen des Hebels, der kleine Haken verschbindet wieder nach oben, und der obere Metallhalter kommt wieder nach unten. Die 4 Feder aus der Hintertür schieben alle Platten nach vorne. Glassplatte Nr. 2 hält wieder im Position dank dem oberen Metallhalter.

Den oberen Hebel drücken:



so der obere Metallhalter geht nach oben (belichtete Platte nicht mehr angehalten) , und ein Metallhacken nach unten (belichtete Platte wird nach vorne geschubst)



4) das gleiche für allen weiteren 11 Platten.

5) Einmal sind alle Platten Belichtet, befinden sie sich diese alle aufeinander gestapelt, genau nach den unteren "T" Führung.

6) Türchen im Kameraboden aufmachen um die Platten zu entnehmen



Diese Bild hier kann alles auch gut erleuchten:



Ist aus einem alten Katalog (also nicht von mir), so bitte entfernen wenn es ein Problem darstellen sollte.

Ich hoffe, damit ist die Bedienung von dieser Kamera klarer geworden

Es kann auch an mir liegen...solche Sachen auf Deutsch zu beschreiben ist manchmal für mich keine leichte Aufgabe!

Danke allerdings für die Interesse!

Gruß

Dani

PS: Ich habe gerade bei Internet etwas weiter recherchiert und gefunden, da es sich auch um eine Houghton (ähnlich Holborn) Kamera handeln könnte!

Zuletzt bearbeitet am 07.03.14 13:21

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07.03.14 06:50
Rainer 

Administrator

07.03.14 06:50
Rainer 

Administrator

Re: Benetfink Magazine Kamera

Hallo Daniel,

vielen Dank für die detaillierte Beschreibung. Jetzt ist mir der Ablauf klar geworden! Das ist ja ein hochinteressantes System! Dein Deutsch ist GUT zu verstehen.

Ich gehe davon aus, dass die Platten in der Dunkelkammer in die Kamera eingeführt und entnommen wurden? Denn sonst müßte ja jeder Platte einen von allen Seiten lichtdichten Schutz mit Öffnung während der Belichtung haben.



Grüße von Haus zu Haus
Rainer (Forumbetreiber)

07.03.14 09:45
Danimann 

BZF-Meister

07.03.14 09:45
Danimann 

BZF-Meister

Re: Benetfink Magazine Kamera

Hallo Rainer,

ja, die Kamera musste in einem Dunkelkammer geladen und entladen werden. Eigentlich ein Nachteil (obwohl in 1895 auch noch üblich in vielen Kameras).

Auch interessant, diese Kameras sind eigentlich eher selten, wurden aber fast ohne Änderungen im Konzept weit bis in den 1930´s vertrieben!

Gruß

Dani

07.03.14 12:56
Rainer 

Administrator

07.03.14 12:56
Rainer 

Administrator

Re: Benetfink Magazine Kamera

Hallo Dani,

jetzt ist alles geklärt. Mir gefällt dieser Kamera sehr gut mit ihrem - für damalige Verhältnisse - modernen Konzept:

12 schnell aufnehmbare Photos kompakt unterwegs.



Grüße von Haus zu Haus
Rainer (Forumbetreiber)

09.03.14 01:02
Zipferlak

nicht registriert

09.03.14 01:02
Zipferlak

nicht registriert

Re: Benetfink Magazine Kamera

Hallo Dani.
Bislang glaubte ich die Mamiya RB 67 sei die am umständlichsten zu bedienende Kamera. Deine Benetfink "schlägt dem Fass die Krone ins Gesicht".

Kein Wunder dass Kodak mit der Einführung des Rollfilms so grosse Erfolge feiern konnte.

Grüsse

Martin

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