Die Kamera im Aufnahmeformat 9x12 hat einen doppelten Auszug, ist aber ansonsten sehr einfach gearbeitet. Dazu passt auch der einfache Wollensak Junior Verschluss und der Aplanat. Der Verschluss datiert die Kamera ungefähr in den Zeitraum von 1901 bis 1912. Beim „Hawee-Aplanat“ handelt es sich vielleicht um eine Händlerbezeichnung. Also ähnlich wie bei „Errtee“=R.T.= Romain Talbot oder „Effwee“=F.W.= Friedo Wiesenhavern könnte „Hawee“ für die Händlerinitialen H.W. stehen. Einen passenden Händler habe ich aber nicht gefunden. Der Verschluss ist zwar amerikanisch, aber die Skala ist metrisch, was darauf hindeutet, dass es sich um ein kontinentaleuropäisches Fabrikat handeln könnte.
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bei mir ist nun noch die in der obenstehenden Werbeanzeige dargestellte Kolbe & Schulze Kamera angekommen. Der einzige technische Unterschied zwischen den zwei Modellen besteht darin, dass die Kamera in der Werbung eine Triebschraube für die horizontale Verstellung der Standarte besitzt und bei meinem Modell nur händisch verschoben wird.
Eingetroffen ist die Kamera bei mir mit einem unvollständigen Compound-Verschluss und einem nicht passenden Agfa Doppel-Anastigmat. Da ich derzeit nichts passenderes da habe, bleibt das auch vorerst so. Ein Vergleich mit dem eingangs des Threads gezeigten Kameramodell belegt, dass beide Kameras aus dem gleichen Hause (Kolbe & Schulze) stammen. Die Spreizen und die Griffbefestigungen sind maßgenau identisch. Grundsätzlich sind zu den Kolbe & Schulze Kameras über die ganzen reichlich 30 Jahre der Kameraproduktion kaum Informationen zu finden. Einen Überblick bietet der Artikel von Hartmut Thiele im Photographica Cabinett 65/2015. Modellnamen zu den frühen Klappkameras sind demnach nicht bekannt.
Das vorliegende Modell ist derzeit also auch namenlos. Es besitzt ein schwarz beledertes Holzgehäuse und einen Leichtmetalllaufboden. Die Kamera verfügt über einen doppelten Auszug mit einfachem offenem Trieb. Die Standarte ist mittels Triebschraube vertikal verstellbar und lässt sich auch horizontal verschieden. Vom ursprünglich vorhandenen Brillantsucher zeugen nur noch zwei Bohrungen im Objektivträger. Stattdessen wurde beim vorliegenden eine Führung für einen Aufstecksucher seitlich ans Gehäuse geschraubt.
Die Kamera besitzt eine Einstellskala mit Anschlag auf Unendlich und eine zusätzliche Markierung für Aufnahmen nur mit der Hinterlinse. Das mitgelieferte Mattscheibenrückteil ist nicht original (stammt vmtl. von Balda). Mittels der oben gezeigten Werbeanzeige lässt sich die Kamera um 1910 einordnen. Das eingangs dieses Threads gezeigte Kameramodell ist aufgrund der mutmaßlich älteren Standartenkonstruktion wahrscheinlich ein wenig früher einzuordnen.
ich habe den Namen dieses Threads mal angepasst, da die beiden gezeigten Kamera-Modelle eindeutig Kolbe & Schulze zugeordnet werden können. Die Modellnamen bleiben aber zunächst unbekannt.
Ich habe mittlerweile noch ein weiteres frühes Modell von Kolbe & Schulze gefunden.
Die Kamera wurde zwar nachträglich modifiziert (Gehäuse verstärkt) und weist auch Reparaturstellen auf, sie kann aber trotzdem als Beleg dafür dienen, dass die Firma vor dem I. Weltkrieg durchaus auch anspruchsvollere Klappkameras hergestellt hat.
Das Modell im Aufnahmeformat 9x12 besitzt einen doppelten Auszug mit offenem einfachem Trieb. Der Objektivträger ist horizontal und vertikal mittels Triebschrauben verstellbar. Die Einstellskala besitzt einen Anschlag bei unendlich.
Zwei Besonderheiten weist das Kameramodell auf: Zum einen klappt der Newtonsucher mit Visier beim Öffnen der Kamera automatisch aus dem Gehäuse. Zum anderen ist die Kamera sehr klein/flach gearbeitet: die Gehäuseabmessungen betragen 150 x 120 x 35 mm.
Ausgestattet ist das vorliegende Exemplar mit einem Extra-Rapid-Aplanat 7.7 im Koilos-Verschluss. Zeitlich würde ich die Kamera ebenfalls um 1910 einordnen – sicherlich ein wenig früher als das Modell mit der U-förmigen Standarte.
Wie oben schon erwähnt, wurde das Holzgehäuse der Kamera verstärkt. Auf den Schmalseiten mit den Objektivgewinden wurde ein starkes Messingblech aufgeschraubt. Das folgende Bild zeigt, dass man bei der Verstärkung mit Schrauben nicht gespart hat und auch die zwei Reparaturstellen an der Standarte sind gut zu erkennen.
dass die Firma Kolbe & Schulze bereits vor dem ersten Weltkrieg hochwertige Klappkameras fertigte, wurde oben schon erwähnt. Ein weiteres bemerkenswertes Beispiel (das vierte Modell) dieser frühen K & S-Kamers ist nun bei mir eingetroffen und soll hier kurz vorgestellt werden.
Es handelt sich um eine querformatige Kamera mit Holzgehäuse im Aufnahmeformat 10x15 cm. Sie besitzt einen dreifachen Auszug mit einfachem offenem Bodentrieb. Der Objektivträger höhenverstellbar und horizontal verschiebbar. Als Sucher dient ein außenliegender Newton-Klappsucher. Zwei Stativanschlüsse stehen für Stativausnahmen im Quer- und Hochformat zur Verfügung.
Bestückt ist die Kamera mit einem Schulze & Billerbeck Helioplan 6.8/165 cm im Gauthier Ibso-Verschluss. Da das Objektiv mit „Schulze & Billerbeck Görlitz“ bezeichnet ist, sollte es im den Jahren 1910 bis 1915 gebaut worden sein, denn der Umzug der Firma von Berlin nach Görlitz erfolgte 1910. Ende 1911 erwarb Hugo Meyer die Firma und produzierte unter dem Namen „Schulze & Billerbeck“ noch bis 1915 Objektive.
Die breite des Objektivbretts verrät, dass die Kamera auch als Stereokamera verwendbar war. Dazu musste man nur das Objektivbrett wechseln und ein entsprechendes Stereorückteil verwenden.