Zeiss Ikon Icarette 496, 6x6 cm, Umschalthebel P-F
Hallo,
ich hab gerade ein Zeiss Ikon Icarette 496, 6x6 cm von 1927 bekommen – die mit der Rückwand für Platteneinschub (Äußerlich etwas mitgenommen aber sonst funktionierend). Über einen kleinen Hebel sollte man eigentlich zwischen P für Platte und F für Film umstellen können. Der Hebel lässt sich aber partout nicht bewegen. Bevor ich anfange zu schrauben oder etwas Kraft anzuwenden, weiß jemand wie das Hebelchen normalerweise bewegt wird? Reindrücken runterdrücken …?
Urheberrechte 1: Keine Scans von Prospekten, Bedienungs-Anleitungen, Prominentenfotos, Kunstobjekten oder Buch/Zeitschriften-Artikeln, die über begründete Bildzitate hinaus gehen.
Urheberrechte 2: Nur selbst aufgenommene Fotos. Keine Fotos auf und in fremden Grundstücken / Gebäuden / Museen, Ausstellungen, Theatern, usw.
Urheberrechte 3: Textpassagen von fremden Quellen vermeiden, höchstens einige Zeilen deutlich als Zitat erkennbar mit genauer Quellenangabe.
Keine Fotos, auf denen Personen erkennbar oder zuord-bar sind, ohne deren schriftliche Genehmigung (DSGVO). Ebenso keine erkennbaren KFZ-Kennzeichen oder Fragmenten davon! !
Fotos: Für beste Darstellung die Fotos (Thumbnails) unter den Textbeiträgen anklicken.
Der Zähler der Vorschaubilder zeigt NICHT die echte Zugriffszahl, die Bild-Anklicke direkt im Text werden nicht gezählt!
Re: Zeiss Ikon Icarette 496, 6x6 cm, Umschalthebel P-F
Hallo,
ich habe die Ica-Version (da sollte sich aber nichts geändert haben): Der Hebel wird zunächst nach innen (Richtung Laufbodenmitte) gedrückt, dabei gibt der darunterliegende Metallstreifen (zwischen den Laufschienen) die Schlittenarretierung frei; dann kann er zwischen den Positionen P und F verschoben werden. Das funktioniert aber nur, wenn der Schlitten eingefahren ist.
Re: Zeiss Ikon Icarette 496, 6x6 cm, Umschalthebel P-F
Hallo Jan,
besten Dank für die Erklärung. Damit wird für mich klar, dass die Kameramechanik da irgendwie eine Macke hat. Der Hebel lässt sich leider nicht in Richtung Schlittenmitte bewegen.
Re: Zeiss Ikon Icarette 496, 6x6 cm, Umschalthebel P-F
Hallo, zwischenzeitlich konnte ich den Umschalter auseinanderschrauben. Es stellte sich heraus, dass die kleine Anschlagschraube für die Positionierung des Standartenschlittens auf dem Schlitten der Entfernungseinstellung drückt, da sie ca. 0,6 mm überstand und der Entfernungsschlitten eine fehlerhaft gesetzte Fräsung hatte (auf dem Bild mit den Pfeilen sieht man noch die Druckspuren der Schraube am Rand der Fräsung). Ich hab die Fräsung einfach etwas versetzt. Jetzt funktioniert alles wieder leichtgängig. Kann einen schon wundern, dass die Kamera während der letzten fast 100 Jahre nie mit Platte benutzt werden konnte, obwohl die Rückwand dafür eingerichtet war.
Die beiden weiteren kleinen Fräsungen in dem Schlitten sind übrigens auch von minderer Qualität und zeugen von stumpfen Werkzeugen, was zu einer Ausdellung der Plattenunterseite und Gratbildung oberseitig geführt hat (was man einfach so beließ). Das Objektiv steht auch nicht gerade perfekt parallel zur Filmebene (links/rechts 8/100 mm Abweichung und oben/unten 39/100 mm).
Das Beste ist aber der Brilliantsucher. Der Spiegel steht nicht unter 45 ° zur Objektivachse sondern ist deutlich stärker geneigt, was heißt, dass man nicht das sieht was man fotografiert. Die kleine doppelte Kreisfräsung an der horizontalen Brilliantlinse, die dafür sorgen soll, dass man vom senkrechten Einblick nicht abweicht, ist da auch ganz umsonst – senkrecht sieht man nämlich absolut nichts. Das ist übrigens bei der Icarette kein Einzelfall. Ich hab noch zwei davon – je eine von 1919 und 1924 – mit derselben steilen Schiefstellung des Brilliantspiegels - dass sich da über die Jahre niemand beschert hat wundert mich. Die Brilliantsucher sind ohnehin bei vielen älteren Kameras mit Vorsicht zu genießen, genauso wie die Wasserwaagen. Die kleinen Dinger sind eigentlich immer irgendwie verbogen und sorgen vermutlich mehr für Verwirrung und schlechte Fotoergebnisse, als dass sie nützen.
Das Gehäuse wurde bei meinem letzten Model von 1927 breiter, länger, höher und gut 100 g schwerer. Hauptsächlich zugunsten einer eigentlich überflüssigen Spulenaufhängung. Einziger Vorteil, die Kamera hat viel Platz fürs Objektiv, wodurch sie sich leicht zuklappen lässt. Insgesamt ist sie damit schon fast genauso groß wie eine frühe Zeiss Ikonta 520/16, für die sie vermutlich aus dem Rennen genommen wurde. Auch wenn mir die schmalen Gehäuse von 1919 und 1924 mehr zusagen, find ich die Icarette mit dem Tessar interessant, zumal nachdem ich etwas an die Kosmetik gefeilt hab. Ich hab noch bei keiner Kamera so viel Grünspan unter der Belederung weggeputzt. Demnächst werde ich mal einen Film durchziehen – natürlich erst nachdem auch die Standarte gerichtet ist.
Re: Zeiss Ikon Icarette 496, 6x6 cm, Umschalthebel P-F
Hallo Holger,
vielen Dank für diesen Einblick! Sehr interessant, gerade weil ich bei Ica/ZI-Produkten sonst immer ein hohes Maß an Präzision wahrnehme.
Zum schiefen Brillantsucher: Könnte das an der merkwürdigen Konstruktion liegen, dass der Sucherrahmen beim Zusammenklappen der Kamera in den Brillantsucher greift (so ist es bei meinen Ica-Exemplaren)? Könnte mir vorstellen, dass das auf Dauer eine mechanische Belastung darstellt.
Holgerx: Das Gehäuse wurde bei meinem letzten Model von 1927 breiter, länger, höher und gut 100 g schwerer. Hauptsächlich zugunsten einer eigentlich überflüssigen Spulenaufhängung.
Die Kamera nimmt jetzt aber 120er Spulen auf, oder? In die früheren Exemplare passt leider nur der Fiilm 117…. -- Beste Grüße Jan
Re: Zeiss Ikon Icarette 496, 6x6 cm, Umschalthebel P-F
Hallo Jan,
Wenn man mal den Zusammenklappvorgang langsam ablaufen lässt, läuft da bei allen drei meiner Kameras ohne große Probleme ab. Ist zwar alles winzig und wirkt unter der Vergrößerung grobschlächtig aber problemlos.
Das Problem liegt meiner Meinung eher an einem im wahrsten Sinne des Wortes Knackpunkt (roter Minipunkt) zwischen dem Scharnierteil (grün) und der Spiegelunterlage (rot). Würde der Knackpunkt (roter Pfeilspitze unten) in Richtung zweiter Pfeilspitze weiter nach vorn verlegt, würden die 45 ° relativ genau passen. Dumm ist nur, dass dann der Platz am Scharnier beim Zusammenklappen knapp wird und die kleine aber kräftige Feder die den Sucher zurückzieht immer heftig gegen die Spiegelunterlage drückt. Dabei ist dann der Krackpunkt echt gefährdet zu brechen.
Ich musste mir für meine erste Icarette von 1919 noch eine zusätzliche Schrottkamera als Ersatzteillager besorgen, um den Brillantsucher auszutauschen, der genau im Knackpunkt gebrochen war. Schaut man sich den Punkt genauer an, so sieht man, dass hier maximal zwei Blechübergange von je ca. 2 x 0,5 mm (und kleiner) das Scharnier mit der Spiegelunterlage verbindet (siehe Bild: Abgebrochene Verbindungspunkte ca. 2 x0,5 mm). Ich vermute, dass der Punkt einfach zu schwach konstruiert wurde und sich vielleicht auch im Laufe der Benutzung durch den Druck der Feder in die Fehllage verlagert hat. An der Übergangsstelle haben beim Ausstanzen schon die Scherkräfte das Material vorgeschädigt und bei der Umformung dürften die angreifenden Kräfte das Material nochmals beeinträchtigt haben. Von daher ist es vermutlich keine gute Idee da etwas richten zu vollen.
Grüße Holger
P.S. Bei den Bildern ist meine Handykamera leider an Ihre Grenzen gekommen und kaum zu glauben, was sich für Dreck in der Miniaturwelt befindet, den man sonst einfach übersieht – gruselig dreckig.