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[iIa] Merkel unbekanntes Modell (9x12)
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15.02.24 23:20
axel 

Moderator

15.02.24 23:20
axel 

Moderator

[ iIa ] Merkel unbekanntes Modell (9x12)

Admin: Im Online-Verzeichnis Platte als "Unbekannt 62" und als "Merkel unbekannt" gelistet.

Hallo zusammen,

hier gibt’s eine weitere Kamera von Ferdinand Merkel in Tharandt, wobei der Modellname noch unbekannt ist.



Es handelt sich um eine Laufboden-Klappkamera im Aufnahmeformat 9x12 cm. Gehäuse, Mattscheibenrahmen und Laufboden sind aus Holz – außen schwarz beledert und innen schwarz lackiert. Die Kamera verfügt über einen doppelten Auszug mit verdecktem einfachem Trieb und mit Feststellhebel. Neben der Einstellskala befindet sich normalerweise ein Unendlichkeitsanschlag, beim vorliegenden Exemplar ist er leider verloren gegangen. Der Objektivträger vertikal verstellbar mit Mikrometerschraube und horizontal verschiebbar.



Ausgestattet ist die Kamera mit einem Enna-Werk München Ennatar 13,5 cm f/ 4.8 F in einem Vario Verschluss. Das Objektiv ist vermutlich nicht die originale Bestückung, da ich die Kamera eher vor 1920 einordnen würde. Das Mattscheibenrückteil ist mutmaßlich ebenfalls nicht original, da es zum einen oben nicht ganz bündig abschließt und zum anderen in seiner Bauform nicht den bekannten Merkel-Rückteilen entspricht.





Diese Merkel Kamera wurde auch von Dr. Staeble in München im Katalog von 1911 unter der Bezeichnung Bonoplast angeboten (natürlich mit einem Staeble-Objektiv ausgestattet). „Sehr preiswertes Modell für Anfänger“ lautet die Werbung für dieses Modell im Staeble-Katalog.

Beste Grüße
Axel

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16.02.24 09:11
Jan_S 

Moderator

16.02.24 09:11
Jan_S 

Moderator

Re: Merkel unbekanntes Modell (9x12)

Hallo Axel,

ein interessantes Modell – die Verarbeitung wirkt aus der Ferne ziemlich gediegen. Bemerkenswert der dicke, hölzerne Laufboden, der schon auf den ersten Blick eine Datierung um 1910 nahelegt.

Typisch für frühe Kameras ist auch der ausklappbare Newtonsucher. Wird er beim Öffnen der Kamera automatisch ausgelöst? Ich frage mich immer, warum man später zugunsten des Rahmensuchers davon abgekommen ist: Vielleicht weil der Rahmen beim Verstellen der Standarte 'mitfährt'? Aber da wird man ja eher die Mattscheibe benutzt haben. – Auch Ernemann und Voigtländer hatten bei frühen Kameras solche Newtonsucher, z. T. mit ganz raffinierten Konstruktionen.

--
Beste Grüße
Jan

16.02.24 09:27
Freier-Sascha 

Moderator

16.02.24 09:27
Freier-Sascha 

Moderator

Re: Merkel unbekanntes Modell (9x12)

Hallo Axel,
Kannst du erklären, warum diese Kamera von Merkel ist?
Gruss
Sascha

23.02.24 10:34
Freier-Sascha 

Moderator

23.02.24 10:34
Freier-Sascha 

Moderator

Re: Merkel unbekanntes Modell (9x12)

Hallo Axel,
mich interessiert weiterhin, an welchen Merkmalen du in dieser Kamera eine Merkel-Kamera erkennen kannst.
Gruss
Sascha

24.02.24 09:12
axel 

Moderator

24.02.24 09:12
axel 

Moderator

Re: Merkel unbekanntes Modell (9x12)

Hallo Sascha,

bitte entschuldige die verspätete Antwort. Ich habe Deine Frage nicht übersehen, ich hatte nur noch keine Zeit zu antworten…

Die Frage nach der Zuordnung zu Merkel ist durchaus berechtigt, da es für frühe Merkelkameras nur wenige Orientierungsmöglichkeiten gibt. Dieter Riebe schreibt in seinem zweiteiligen Artikel u.a. „Frühe Kameras sind nur aus der Werbung bekannt …“. Weiterhin datiert die früheste Abbildung einer Merkelkamera in der Werbung auf 1910 und die früheste Abbildung der merkeltypischen Griffbefestigung auf 1912. Ergänzend kann man dem hinzufügen, dass Merkel insgesamt sehr sparsam mit Zeitschriftenannoncen geworben hat und dass in diesen Werbeanzeigen keine der einfachen Kameras gezeigt wird. Dort findet man meist die luxuriösen Tropenkameras oder auch mal eine gut ausgestattet Klappkamera (1912/13). Die Möglichkeit der Zuordnung besteht also lediglich im Vergleich mit den sehr spärlich vorhandenen Abbildungen und im Vergleich mit anderen (mehr oder weniger) gesicherten Merkel-Modellen. Hierbei besteht aber auch das Problem, dass sich die Merkel Kameras natürlich im Laufe der Zeit immer wieder in verschiedenen Merkmalen verändert haben. Bezeichnete frühe Merkel Kameras scheinen nicht zu existieren.
Doch genug der Vorrede – nun zu den Merkmalen:

1. Die merkeltypische Griffbefestigung wurde schon erwähnt:



2. Weiterhin findet sich bei einigen frühen Modellen auch ein Feststellhebel für den Schlitten:



3. Die Verriegelung des Mattscheibenrahmens (Kassette) ist bei Merkel ebenfalls über viele Jahre einheitlich geblieben und wurde erst Ende der 1920er Jahre geändert:



4. Ein Merkmal früher Merkel Kameras, was die oben beschriebene Kamera jedoch nicht aufweist, da der Mattscheibenrahmen mutmaßlich nicht original ist (und deshalb hier zur Identifizierung nicht herangezogen werden kann), ist die Verriegelung am Mattscheibenrahmen:


Diesen Riegel findet man zum Beispiel auch an einer kürzlich auf Ebay verkauften Merkel Tropen-Triumph (Nummer: „196138093091“ + „verkaufte Artikel“). (Es ist natürlich auch nicht auszuschließen, dass bei dem obigen älteren Modell noch eine andere Verriegelung von Merkel verwendet wurde.)

5. Die Entfernungsskala mit Anschlag kann ebenfalls als Merkmal herangezogen werden, auch wenn es kein besonders signifikantes Merkmal ist. Beim obigen Exemplar fehlt der Anschlag leider, aber seine Position ist an den Schraubenlöchern im Holz noch gut zu erkennen.



6. Da mir die obigen Merkmale nicht recht ausreichen wollten, habe ich nach einem weiteren Merkmal gesucht und bei einem älteren Modell identische Scharniere zur Befestigung des Laufbodens gefunden:




Ein weiterer Punkt, den man bei der Identifizierung bedenken könnte, ist die Tatsache, dass Merkel bereits vor dem ersten Weltkrieg bis zu 90 Mitarbeiter beschäftigte und dementsprechend auch eine nicht unbeträchtliche Anzahl an Kameras produzierte. Merkel Kameras müssen also zwangsläufig immer mal wieder auf dem Photographica-Markt auftauchen und was liegt da näher, als die Kameras mit offensichtlichen Merkel-Attributen auch der Produktion von Ferdinand Merkel zuzuordnen. Zumal mir noch keine weiteren Hersteller mit diesen Merkmalen im Zusammenspiel aufgefallen sind. Ich lasse mich aber gern eines Besseren belehren.

Die Zuschreibung dieser obigen Kamera ist für meinen Geschmack noch recht dünn, aber sie ist schlüssig und deshalb steht die Kamera unter Merkel. Vielleicht bringt die Zukunft ja noch ein paar Vergleich*(S)*emplare und damit die Möglichkeit einer weiteren Verifizierung, womit Entwicklungen/Übergänge besser erkennbar werden oder auch Kameraexemplare ausgeschlossen werden können.

Beste Grüße
Axel

PS Jan: Der Newton-Sucher der obigen Kamera öffnet nicht automatisch. Was den Siegeszug des Rahmensuchers bei Plattenkameras betrifft, könnte ich mir vorstellen, dass sich der Rahmensucher bei „Sportaufnahmen“ (ohne Mattscheibe) besser zum exakten Anvisieren eignet.

PPS: Die hier zum Vergleich herangezogenen Kameras werden ich sicherlich später auch noch hier im Forum vorstellen.

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25.02.24 12:24
Freier-Sascha 

Moderator

25.02.24 12:24
Freier-Sascha 

Moderator

Re: Merkel unbekanntes Modell (9x12)

Herzlichen Dank Axel,
Ich kann deiner Argumentation gut folgen. Ich schreibe nun seit bald 10 Jahren an einem Buch zur Bestimmung von unbezeichneten Plattenkameras aus Deutschland, und irgendwie nimmt das kein Ende. Klar sollte man irgendwann einen vorläufigen Schlussstrich ziehen, denn es ist ja immer "nur der letzte Stand der Forschung". Durch das Internet und die immer grösser werdenden Vergleichsmöglichkeiten dadurch, kommt es immer wieder zu Aha-Erlebnissen, aber auch zu Richtigstellungen "alter Gewissheiten". So habe ich zur Zeit zusammen dem Mitglied "Danimann" einige Aha-Erlebnisse bezüglich der Krügener-Klappkamera, die in Wirklichkeit von Golz & Breutmann stammt. Wir sind aber noch nicht dazu gekommen dies hier im Forum vorzustellen.
Was jetzt die Merkel-Kameras angeht: Die Zuweisung anhand der Beispiele "Schlitten-Feststellhebel", "Kassettenriegel", "Lichtschachtriegel" und "Entfernungsskala mit Anschlag" ist mehr als dünn. Denn diese Bauteile finden sich genauso auch an Kameras anderer Firmen. Zudem gab es Zulieferer, die nur solche "Beschlagteile" herstellten, die dann wiederum von den Kameraherstellern eingebaut wurden.
Es liegt vielleicht auch an der Definition: Was muss ein Kamera-Hersteller selbst herstellen um als Kamerahersteller zu gelten? Welche Teile? Wie viel %? Selbst beim Gehäuse wird es schwierig, gab es doch Hersteller von Kameragehäusen, die Diese an den "Endhersteller" geliefert haben. Andererseits gab es natürlich Hersteller, die (ausser Balgen, Verschluss und Objektiv) alles selbst herstellten.
Gehen wir mal davon aus, dass man den Hersteller einer unbezeichneten Plattenkamera am sichersten bestimmen kann (bzw. sich ihm annähern kann) anhand des Gehäuses, einschliesslich Laufboden, Schlitten, Standarte, Spreizen, Spreizenfedern und Hauptverschlussfedern. Man kann das "Kamerakörper-nahe" Strukturen nennen. Alle anderen Teile können viel zu leicht zugekauft sein und sind nur entferntere Indizien.
Merkel-Kameras scheint es in mind. 3 verschiedenen "Generationen" gegeben zu haben.
Die früheren Versionen, denen du dich annähern willst.
Die mittlere Versionen, die als gemeinsames Merkmal die Spreizenfedern besitzen, die den Zapfen "umschlingen", und die
modernere Versionen, die oft mit Merkel, Metarsis oder ähnlichem bezeichnet sind und eine Höherwertige Kamera, oder gar Tropen-oder Luxus-Kameras imitieren. Ich sage bewusst Imitieren, weil die Exemplare, die ich in der Hand hatte feinmechanisch nicht sauber gearbeitet sind.

Was die frühere Versionen angeht, brauchen wir dringend Beleg-Exemplare mit "Merkel-Label"

Die Griffbefestigung in dieser rechteckigen, scharfkantigen Form, findet sich tatsächlich besonders häufig bei Merkel-Kameras.
Aber es finden sich eben auch solche:


Was die mittlere Versionen angeht, gibt es ein sicheres Merkmal, denn genau diese Form der Spreize mit "Spreizenfeder umschlingt Zapfen" gibt es nur bei Merkel-Kameras:


Das die Beschlagteile ein unsicheres Bestimmungs-Indiz sind, habe ich schon erwähnt. Zum Beispiel finden sich die oben abgebildeten Kassettenriegel auch bei anderen Herstellern. An Merkel-Kameras kommen eine Vielzahl von Kassettenriegel-Formen zum Einsatz. Eine aber, findet sich nur an manchen Modellen der "moderneren Versionen": Es ist "der sitzende Vogel":


Allerdings sind diese Kameras ohnehin schon als Merkel-Kameras zu erkennen.

Es bleibt also spannend...wenn man doch nur mehr Zeit hätte....
Gruss

Sascha

Zuletzt bearbeitet am 25.02.24 13:50

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Laufbodenkamera 6,5 x 9 Isconar 4,5 10,5cm Rad-Compur 7.jpg Laufbodenkamera 6,5 x 9 Isconar 4,5 10,5cm Rad-Compur 7.jpg (66x)

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Laufbodenkamera Luxus 9x12 Birnbaum Doxa 6,3 135 mm Ring-Compur e 2.jpg Laufbodenkamera Luxus 9x12 Birnbaum Doxa 6,3 135 mm Ring-Compur e 2.jpg (60x)

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Metarsis Bakelit-Kamera eee.jpg Metarsis Bakelit-Kamera eee.jpg (58x)

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Laufbodenkamera Luxus 6,5x9 Eurynar 5,4 10,5cm Ibso d 6.jpg Laufbodenkamera Luxus 6,5x9 Eurynar 5,4 10,5cm Ibso d 6.jpg (55x)

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29.02.24 21:31
axel 

Moderator

29.02.24 21:31
axel 

Moderator

Re: Merkel unbekanntes Modell (9x12)

Hallo Sascha,

ganz vielen Dank für Deine Antwort!

Ich kann den Anmerkungen nur zustimmen. Es wird tatsächlich schwierig werden, der Fabrik von Ferdinand Merkel frühe Kameras 100prozentig zuzuweisen. Die von Dir erhofften frühen „Beleg-Exemplare mit Merkel-Label" sehe ich noch nicht wirklich auftauchen. Merkel scheint erst in den 1920er Jahren ein gewisses „Markenbewusstsein“ entwickelt zu haben. Zu wüschen wären derartige Exemplare natürlich!

Die derzeit tatsächlich zweifelsfrei Merkel zuzuordnenden frühesten Kameraexemplare (meist Phönix, Minerva oder Triumpf) sind wohl in die erste Hälfte der 1920er Jahre zu datieren. Selbst die oben schon erwähnte ältere Tropen-Triumpf von Ebay entspricht weitgehend eine Annonce 1920 und das Objektiv bestätigt diese Datierung. Man kann sich deshalb zum jetzigen Zeitpunkt den frühen Kameras von Ferdinand Merkel nur durch Vergleiche der Bauteile dieser jüngeren Kameras mit ‚merkelartigen‘ älteren Exemplaren nähern und dabei noch die älteren Annoncen von Ferdinand Merkel mit einbeziehen.

Auch wenn die ‚peripheren‘ Bauteile/Beschläge nicht unbedingt in Merkels Fabrik gefertigt wurden, sondern von Zulieferern stammen, können sie meiner Meinung nach trotzdem zur Bestimmung einer Kamera mit herangezogen werden - nicht als signifikantes Einzelmerkmal (wie eine einzigartige Spreizenform…), sondern im Zusammenspiel mehrerer dieser Merkmale. Auch diese kleinen Merkmale können wichtig sein, wenn man sich einer unbekannten älteren „Generation“ eines Herstellers nähern will.

Beste Grüße

Axel

PS: Der Rest folgt später, wenn der Foto-Upload wieder funktioniert.

PPS: @Jan, da man aktuell keine Nachrichten senden kann: Eine digitale Version der Zeitschrift „Die Photographische Industrie“ habe ich leider auch nicht gefunden. Hier in Dresden ist die Zeitschrift glücklicherweise recht vollständig in der SLUB zugängig. Man muss nur die Zeit finden, die reichlich 1.000 Seiten pro Jahrgang durchzusehen…

29.02.24 22:16
Jan_S 

Moderator

29.02.24 22:16
Jan_S 

Moderator

Re: Merkel unbekanntes Modell (9x12)

Hallo Axel,

axel:
PPS: @Jan, da man aktuell keine Nachrichten senden kann: Eine digitale Version der Zeitschrift „Die Photographische Industrie“ habe ich leider auch nicht gefunden. Hier in Dresden ist die Zeitschrift glücklicherweise recht vollständig in der SLUB zugängig. Man muss nur die Zeit finden, die reichlich 1.000 Seiten pro Jahrgang durchzusehen…

Vielen Dank! Das dachte ich mir schon...


--
Beste Grüße
Jan

02.03.24 23:31
axel 

Moderator

02.03.24 23:31
axel 

Moderator

Re: Merkel unbekanntes Modell (9x12)

Hallo zusammen,

hier noch ein kleiner Nachtrag:
Was die Zulieferer betrifft, kann man sicherlich auch von einer gewissen Lieferantentreue der Kamerahersteller ausgehen - wenn Qualität und Preis stimmten. Eher unwahrscheinlich finde ich hingegen, dass Kamerahersteller ihre Bauteile aus einem festen Sortiment des Zulieferbetriebes ausgewählt haben. Da würde ich annehmen, dass es klare Vorgaben der Kameraproduzenten bezüglich Form, Material und Stückzahl gab. Ausgenommen ist davon sicherlich der Balgen, denn den konnten man ohne weiteres ‚von der Stange‘ kaufen. Die einzelnen Zulieferer heute noch herauszufinden ist in den meisten Fällen sicher schwierig bis unmöglich.



Eher zufällig über diesen Briefkopf gestolpert. Ein nachweisbarer Zusammenhang zu Merkel oder irgendeinem anderen Fabrikanten ist mir aber nicht bekannt. Die im Briefkopf erwähnte „Spezialität: ‚Astha‘ Kameras“ konnte ich leider auch nirgends finden – vielleicht kann sie einer der Leser zuordnen?

Beste Grüße
Axel

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Briefkopf.jpg Briefkopf.jpg (56x)

Mime-Type: image/jpeg, 221 kB

12.05.24 09:59
axel 

Moderator

12.05.24 09:59
axel 

Moderator

Re: Merkel unbekanntes Modell (9x12)

Jan_S:
Ich frage mich immer, warum man später zugunsten des Rahmensuchers davon abgekommen ist: Vielleicht weil der Rahmen beim Verstellen der Standarte 'mitfährt'? Aber da wird man ja eher die Mattscheibe benutzt haben. – Auch Ernemann und Voigtländer hatten bei frühen Kameras solche Newtonsucher, z. T. mit ganz raffinierten Konstruktionen.
--
Beste Grüße
Jan


Da ich gerade darüber gestolpert bin, möchte ich hier zum Thema Newtonsucher versus Rahmensucher noch was ergänzen. Unter dem Titel „Newtonsucher und Iconometer. Eine Parallele mit besonderer Berücksichtigung der Gesichtsempfindung des Auges.“ veröffentlichte Karl Pritschow im Januar 1927 einen zweiteiligen Artikel in der Zeitschrift „Die Photographische Industrie“.

Pritschow erläutert in diesem Artikel zunächst den Newtonsucher betreffend ausführlich folgende Punkte: Bildentstehung, Betrachtung des virtuellen Bildes, Gesichtswinkel und Akkommodation, Bildbegrenzung, Bestimmung der Brennweite der Sucherlinse, Linse mit Diopter, Parallaxe, Bildwinkelverfälschung bei Brennweitenänderung des Aufnahmeobjektivs. Er stellt dabei zahlreiche Fehlerquellen bei der Benutzung des Newtonsuchers fest. Anschließend kommt er zum eigentlichen Vergleich der zwei verschiedenen Sucherarten:

„Wenn in der Ueberschrift dieser Arbeit das Wort ‚Parallele‘ gebraucht wurde, so ist das vielleicht nicht ganz zutreffend, denn es fällt schwer, einen Vergleich zwischen einem rein optischen und einem mechanischen Durchsichtsucher, zu denen der ‚Iconometer‘ gehört, zu führen; so wird sich denn auch die gedachte Gegenüberstellung weniger auf die Bauart, als vielmehr auf die Wirkung erstrecken, und da muss gleich vorweg gesagt werden, daß der Iconometer dem Newtonsucher weit überlegen ist.“

Nach der Beschreibung des allgemeinen Aufbaus des Rahmensuchers stellt Pritschow fest: „Es würde zu weit führen und auch technisch nicht möglich sein, auf alle einzelnen beim Newtonsucher aufgeführten Punkte vergleichend einzugehen; einzeln seien aber besonders hervorgehoben:

1. Der Iconometer zeigt ein höhen- und seitenrichtiges, nicht verkleinertes Bild.
2. Es ist nicht erforderlich, den Iconometerrahmen wie ein optisches ‚Bild‘ unbedingt scharf zu erfassen, da er gewissermaßen nur die Trennlinie zweier Bildpartien von gleicher Größe darstellt. […]
3. Der Augenort am Diopter ist konstant, und da der Ikonometerrahmen am Träger des Aufnahmeobjektivs angeordnet ist, stimmt der Bildausschnitt auch stets bei Einstellung desselben auf nahegelegene Objekte.
4. Auch bei etwa vorkommender Höhen- und Seitenverschiebung des Objektivs bleibt der richtige Bildausschnitt erhalten, wenn der Iconometerrahmen richtig, d.h. nicht an der Standarte, sondern am Objektivbrett angelenkt ist.
5. Die Verwendung von Vorsatzlinsen, gleichviel ob diese die Brennweite verlängern oder verkürzen, ist ohne Einfluß auf den durch den Iconometer gesehenen Bildausschnitt. […]
6. Parallaxe bei Nahaufnahmen ist beim Rahmensucher zwar auch vorhanden; sie ist unvermeidlich, aber nicht größer als beim Newtonsucher.“

Abschließend stellt Pritschow folgendes fest: „Die Gegenüberstellung zwischen Newtonsucher und Rahmensucher läßt zweifelsfrei erkennen, daß der letztere eine Reihe unverkennbarer Vorzüge besitzt, die ihm den ersten Platz unter den Durchsichtsuchern einräumen; wenngleich zugegeben werden muß, daß der Newtonsucher in geschickter Hand in vielen Fällen genügt und sich vor allem leichter als der Iconometer an der Kamera an der Kamera anbringen läßt, hat die Praxis doch bewiesen, daß die rastlos fortschreitende Technik auch hier nicht halt gemacht hat. Die letzte Konstruktion des Rahmensuchers bei den neuesten Voigtländer-Kameras ist ein Beweis dafür, daß sich auch bei dieser Art von Suchern Zweckmäßigkeit mit Schönheit vereinen läßt, und es ist nur eine Frage der Zeit, daß der Iconometer, der alle übrigen Sucher an Genauigkeit übertrifft, auch den Newtonsucher mit wenigen Ausnahmen, und das ist z.B. bei Kameras mit relativ kurzer Brennweite, vollkommen verdrängt.“

Ich denke, spätestens nach dieser ausführlichen Darstellung von Pritschow, die gut begründet ein eindeutiges Votum für den Rahmensucher darstellt, haben sich die Kamerahersteller überlegt, ob es nicht zweckmäßiger, zeitgemäßer und ggf. auch preiswerter ist, einen Rahmensucher statt eines Newtonsuchers zu verbauen.
Es ist aber auch festzustellen, dass bei zahlreichen Kameras der Rahmensucher nicht wie von Pritschow empfohlen am Objektivbrett, sondern an der Standarte befestigt wurde.

Beste Grüße
Axel

Zuletzt bearbeitet am 12.05.24 10:40

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Orientierungsmöglichkeiten   Unendlichkeitsanschlag   „Sportaufnahmen“   Brennweitenänderung   Bildwinkelverfälschung   Schlitten-Feststellhebel   Mattscheibenrückteil   Kassettenriegel-Formen   Zeitschriftenannoncen   Newtonsucher   Mattscheibenrahmen   Hauptverschlussfedern   „Markenbewusstsein“   Vergleichsmöglichkeiten   Krügener-Klappkamera   Voigtländer-Kameras   Laufboden-Klappkamera   unbekanntes   Kameras   Gegenüberstellung