heute soll wieder eine Kamera aus dem riesigen Programm der Ica vorgestellt werden, die Ica Reflex 748.
Es handelt sich um eine einäugige Spiegelreflexkamera mit Schlitzverschluss für Platten im Format 6,5x9. Sie besitzt ein starres (Holz-)Gehäuse in quadratischer Bauform; der Wechsel zwischen Hoch- und Querformat erfolgt, indem das Rückteil um 90° gedreht wird, wie man es auch von quadratischen Laufbodenkameras (oder aus neuerer Zeit von Kameras wie der Mamiya RB/RZ 67) kennt.
Zur Modellbezeichnung: Die Kamera trägt auf dem Lederriemen nur die Bezeichnung Ica-Reflex; eine Modell-Nr. ist nicht angegeben. Die Kataloge geben für das kleine Modell in 6,5x9 (lieferbar waren auch 9x9, 8,3x10,8, 9x12 und 10x15) die Nr. 748 an; im Jahr 1922 bekam die Modellreihe lt. Otto die Zusatzbezeichnung Tudor-Reflex, was sich aber noch nicht im Katalog 1922 niederschlägt. Zuvor war sie als Spiegelreflex-Künstler-Camera geführt worden, diese Bezeichnung hatte 1922 nur das Modell 750 in 9x12.
Der Verschluss besitzt vier Schlitzbreiten (3, 10, 25 und 90 mm); aus der Wahl der Schlitzbreite und zwei Stufen der Federspannung (Rapid und E[xrtra] R[apid] ergeben sich acht Kombinationen, die Verschlusszeiten von 1/11 bis 1/1000 erlauben.
Leider kann ich das an meinem Exemplar nicht nachvollziehen, da die Bänder – wie bei so vielen alten Schlitzverschlüssen – längst gerissen sind. Hier die zahlreichen Bedienungselemente – Drehräder für Verschlussaufzug, Wahl der Schlitzbreite und der Federspannung, Arretierung des Spiegels. Hier hat schon einmal jemand Hand anlegen wollen; es fehlen ein par Schrauben an der Abdeckung der Verschlussmechanik, die ich noch ersetzen muss.
Die Fokussierung erfolgt durch Ausfahren des beidseitig geführten Vorderteils mittels Zahnstangentrieb. Über eine Skala im Fenster auf der rechten Seite kann die Entfernung abgelesen werden, die kürzeste Einstellentfernung beträgt etwa 0,6 m. Bei einer Spiegelreflex arbeitet man aber zweckmäßigerweise mit der Mattscheibe. Ein recht imposanter Lichtschacht lässt sich entfalten, wenn man die obere Klappe öffnet. Auch wenn der Spiegel schon etwas angegriffen ist, hat man doch noch immer ein erfreulich großes und – zumindest bei weit geöffneter Blende – ein gut sichtbares Sucherbild. Unter der quadratischen Mattscheibe befinden sich Markierungen für die Formatbegrenzungen.
Verbaut ist ein Tessar 4,5 mit der für eine 6,5x9 vergleichsweise langen Brennweite von 15 cm. Das ist tatsächlich die standardmäßige Ausstattung der Kameras in diesem Format. Das hat zunächst technische Gründe, denn aufgrund der quadratischen Bauform ergibt sich eine längere Diagonale des Spiegels. Die lange Brennweite dürfte aber auch den Bedürfnissen der Zielgruppe einer solchen Kamera entgegenkommen; der Ica-Katalog 1925 warb für das Modell folgendermaßen: „Für Berichterstatter und Sportsleute sind diese Apparate ein unentbehrliches Hilfsmittel."
Vorgesehen ist der Anschluss von Kassetten mit Normalfalz; vermutlich hat man wohl bei Reportageaufnahmen Filmpackkassetten verwendet; montiert ist hier ein Fremdfabrikat des großen Dresdner Mitbewerbers.
Die Kamera ist für eine 6,5x9 riesig; deutlich wird das vor allem mit entfaltetem Lichtschacht. Die Abmessungen betragen 13 x 15,5 x 16 cm; mit ausgeklapptem Lichtschacht ist die Kamera 33,5 cm hoch. Die Kamera wiegt 1,8 kg.
Angeboten wurde das Modell im Zeitraum 1922–26; der Verkaufspreis betrug zuletzt 420 RM. Übergangsweise blieb die Kamera bis Anfang 1927 im Programm der Zeiss Ikon AG. Das vorliegende Exemplar lässt sich anhand der Seriennummern ins Jahr 1922 datieren.
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