die Merkel „Phönix-Bakelit“ wurde hier im Forum schon an anderer Stelle kurz erwähnt und heute möchte ich sie mal vorstellen.
Die Phönix-Bakelit stellte Ferdinand Merkel zu Beginn des Jahres 1930 vor. Zu diesem Zeitpunkt war die Phönix Tropenkamera aus poliertem Teakholz schon seit Jahren im Merkelsortiment etabliert. Auch die Kamera aus dem neuen Werkstoff wurde als „unbedingt tropensicher“ beworben. Wie auch die herkömmliche Merkel Phönix besitzt die Bakelitkamera einen doppelten Auszug mit doppeltem Bodentrieb. Der Objektivträger war horizontal und vertikal mittels Mikrometerschrauben verstellbar. Als Sucher dienen ein drehbarer Brillantklappsucher mit Libelle und ein Rahmensucher mit Visier.
Die Kamera wurde in den Formaten 9x12 und 6,5x9 angeboten. Es gab drei Modellvarianten: mit schwarzem Bakelitgehäuse mit silberfarbenen Metallteilen, mit mahagonifarbigem Bakelitgehäuse mit silberfarbenen Metallteilen und mit mahagonifarbigem Bakelitgehäuse mit goldfarbenen Metallteilen. Das vorliegende Exemplar ist in dieser Beziehung ein wenig ein Zwitterwesen, denn die Kamera besitzt an sich silberfarbene Metallteile, aber der Laufboden ist teilweise goldfarben lackiert.
Die Phönix-Bakelit ist mit einem patentierten Unendlichkeitsanschlag ausgestattet. Rein praktisch bedeutet das, dass der Unendlichanschlag durch die Vorwärtsbewegung des Schlittens automatisch entriegelt wird. Das Patent wurde am 28. September 1929 erteilt und am 4. Februar 1932 veröffentlicht für die „Schmitz und Thienemann Camerafabrik in Tharandt“. Schmitz und Thienemann waren seit 1. Januar 1930 Gesellschafter der Merkelschen Firma (vgl. dazu den Artikel in Photo Antiquaria Nr. 152). Anbei eine Abbildung der Patentzeichnung und ein Blick auf den Mechanismus bei abgenommenem Schlitten.
Das vorliegende Exemplar ist mit einem Eurynar 4.5/13,5 in einem Ibsor-Verschluss ausgestattet. Das Objektiv lässt sich auf 1930 datieren.
Bezeichnet ist die Kamera an drei Stellen: Auf der Rückwand findet sich die Lederprägung „Merkel“. Unter dem Tragegriff befindet sich die Prägung „Metharis Merkel Tharndt i.S.“ und im Inneren ist eine „Metharis“-Plakette befestigt.
Eine Modellbezeichnung findet sich an der Kamera nicht. Dies ist auch der Grund, weshalb die Kamera häufig als „Metharis-Bakelit“ im WEB und in Publikationen aufgeführt wird. Deshalb hier auch nochmal der Hinweis: die „Metharis“-Schriftzüge auf der Kamera sind der Markenname und keine Modellbezeichnung!
An einer anderen Stelle im WEB hatte ich die Vermutung gelesen, dass die ab 1932 hergestellte Korelle K „die erste Bakelit-Kamera aus deutscher bzw. europäischer Produktion“ wäre. Die 1930 eingeführte Phönix-Bakelit darf bei mir nun dieses Prädikat führen, bis mich jemand eines Besseren belehrt.
Urheberrechte 1: Keine Scans von Prospekten, Bedienungs-Anleitungen, Prominentenfotos, Kunstobjekten oder Buch/Zeitschriften-Artikeln, die über begründete Bildzitate hinaus gehen.
Urheberrechte 2: Nur selbst aufgenommene Fotos. Keine Fotos auf und in fremden Grundstücken / Gebäuden / Museen, Ausstellungen, Theatern, usw.
Urheberrechte 3: Textpassagen von fremden Quellen vermeiden, höchstens einige Zeilen deutlich als Zitat erkennbar mit genauer Quellenangabe.
Keine Fotos, auf denen Personen erkennbar oder zuord-bar sind, ohne deren schriftliche Genehmigung (DSGVO). Ebenso keine erkennbaren KFZ-Kennzeichen oder Fragmenten davon! !
Fotos: Für beste Darstellung die Fotos (Thumbnails) unter den Textbeiträgen anklicken.
Der Zähler der Vorschaubilder zeigt NICHT die echte Zugriffszahl, die Bild-Anklicke direkt im Text werden nicht gezählt!
das ist ja ein bemerkenswertes Stück – sehr chic! Dass Merkel Bakelitkameras produziert hat, habe ich zwar gelesen, aber noch niemals ein Exemplar gesehen. Weißt Du etwas über die Stückzahlen? – Ich vermute ja, dass aufgrund der Sprödigkeit des Materials nicht wenige Kameras einen Gehäuseschaden erlitten haben. Wie schätzt Du das ein?
produzierte Stückzahlen sind mir nicht bekannt. Die Kamera scheint nicht der Verkaufsschlager gewesen zu sein, den man sich in Tharandt erhoffte. Dabei ist Phönix-Bakelit wirklich praktikabel und robust. Das Topmodell mit Xenar 3.8 und Compur kostete 175 RM und war damit im Vergleich zu anderen Tropenkameras durchaus preiswert. Vielleicht hat der unbekannte Werkstoff ja die potentiellen Käufer abgeschreckt.
Ich habe das Gehäuse nicht auf seine Stabilität getestet und denke auch, dass das Material ist sicherlich spröde ist. Es ist aber auch wirklich dick - die Kamera bringt 1,2 kg auf die Waage. Ich denke, dass die Kamera auch einiges an Stößen aushalten konnte, aber Holz (andere Tropenkameras) sollte trotzdem stabiler sein.
eine feine Kamera. Ich bin ein Freund von Bakelit, auch bei Radiogeräten. Du sprichst von Lederprägung. Heisst das, dass an den Bakelit-Teilen teilweise auch Lederbeschichtungen angebracht sind?
Beste Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
Analog: Aus Negativ wird Positiv. Digital: Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts.