wie schon im Thread über die 6,5x9-Bergheil beschrieben, gilt es bei der Bestimmung von Bergheil-Kameras mehrere Modelle zu unterscheiden. Im Format 9x12 sind es vier Grundmodelle, die nachfolgend vorgestellt werden sollen.
1. Modell, Version A (1912–1920) (Prochnow PR 3646)
Die Ur-Bergheil wurde in drei Varianten angeboten, die sich in der Ausstattung unterscheiden. Kleinere Änderungen gab es während der Bauzeit. Das vorliegende Exemplar ist am einfachsten ausgestattet, so ist kein Brillantsucher vorhanden (war gegen Aufpreis lieferbar). Als Sucher fungiert ein seitlicher Newtonsucher. Charakteristisch die alte Form der Standarte mit den vertikal schwenkbaren Handhaben. Die Seitenverstellung erfolgt durch einfaches Verschieben.
Rückteile besitzen den Millionfalz, erst mit dem 3. Modell wurde auf Normalfalz umgestellt.
Gegen Ende der Produktionszeit erhielten die Kameras Patent-Balgenstrecker; frühe Kameras besaßen "Balgenheber" am gehäuseseitigen Ende.
Das vorliegende Exemplar ist mit dem Heliar 4,5/15 in 2-Compound (1–150) ausgestattet. Die Beschriftung der Objektivfassung ist schwer lesbar; möglicherweise wurden ausgiebig Filter mit Klemmsystem benutzt.
Unterschiede zum 2. Modell werden unten gezeigt.
2. Modell (1920–1926) (Prochnow PR 3650)
Diese Kamera ähnelt dem ersten Modell, Unterschiede zeigen sich im Detail. So ist die Standarte jetzt durch Zahntrieb verschiebbar, ein Brillantsucher war serienmäßig. An diesem Exemplar fehlt er, die Bohrungen sind aber noch vorhanden.
Bei genauerem Hinsehen offenbaren sich Unterschiede in der Form der Standarte, Form und Größe der Triebknöpfe sowie der Lackierung und Beschriftung. Verwendet wurde weiterhin der Millionfalz.
Das vorliegende Exemplar ist mit dem einfachen Radiar 6,8/13,5 in Compur ausgestattet. Der Neupreis betrug 135,00 RM.
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Dieses nur kurze Zeit gebaute Modell zeigt grundsätzliche Veränderungen: Es besitzt eine neue Standarte sowie größere Triebknöpfe für Fokus und Verstellung. In die Triebknöpfe sind Libellen eingelassen. Die Balgenstrecker sind zugunsten üblicher automatischer Balgenspanner weggefallen. Die Federspreizen wurden durch neue Knickspreizen ersetzt. Die Kamera erhielt neben dem Brillantsucher einen Rahmensucher.
Rückteile besitzen den Normalfalz. A propos Rückteil: An dieser Kamera zeige ich ein Zubehörteil ohne Herstellerbezeichnung. Es handelt sich um ein Spiegel-Rückteil, das die Betrachtung der Mattscheibe (genauer: eines Teils davon) über einen Spiegel ermöglicht. So kann die Schärfe auch von oben bzw. von der Seite kontrolliert werden; das Bild steht aufrecht, ist aber seitenverkehrt. Ob sich einen echter Vorteil gegenüber der Mattscheibenbetrachtung mit Lichtschacht besitzt, möchte ich bezweifeln, denn es ist nicht möglich, die gesamte Mattscheibe zu überblicken. – Das Teil wird an anderer Stelle noch vorgestellt: https://blende-und-zeit.sirutor-und-comp...3&thread=61
Das vorliegende Exemplar ist mit einem Heliar 4,5/13,5 in Compur ausgestattet; der Verkaufspreis betrug seinerzeit 200,00 RM.
4. Modell (1927–1936) (Prochnow PR 3654)
Das finale Modell scheint, gemessen am heutigen Angebot, das am weitesten verbreitete zu sein. Gegenüber dem 3. Modell zeigt es zwei wichtige Neuerungen: Die Verschluss-Objektiv-Einheit ist über ein Bajonett abnehmbar, sodass Objektive leicht gewechselt werden können. In den Prospekten wird auch darauf hingewiesen, dass auf diese Weise der Balgen leichter gereinigt werden kann. Die Triebknöpfe für horizontale und vertikale Verstellung wurden übereinander angeordnet, was in der Werbung als Vorteil für eine einfache Bedienung herausgestellt wurde. Der Rahmensucher erhielt einen Parallaxenausgleich.
Das hier gezeigte Exemplar weist eine auffällige Belederung (grünes Juchtenleder) auf. Oftmals ist hier von einer Luxus-Version die Rede; Prochnow weist aber darauf hin, dass seit ungefähr 1932 alle Bergheil-Modelle diese elegante Belederung erhielten. Möglicherweise wollte man auf diese Weise die Exklusivität des Modells herausstellen und es von den Produkten der Mitbewerber abheben – es ist zu bedenken, dass die Zeit der Plattenkameras zu Beginn der 1930er Jahre langsam zu Ende ging. 1936 wurde die Bergheil-Reihe eingestellt.
Das gezeigte Exemplar besitzt ein Heliar 4,5/15 im modernen Ring-Compur mit Selbstauslöser. Es ist auf ungefähr 1932 zu datieren; es wurde seinerzeit für 205,00 RM verkauft.