die „Sanderson“ Kameramodelle von George Houghton & Sons basieren auf einer Standartenkonstruktion, für die Frederick Herbert Sanderson aus Cambridge 1895 ein erstes Patent erhielt. Später wurde die Konstruktion noch weiter modifiziert und verbessert. Das Grundprinzip besteht aus zwei Paaren von beweglichen Schlitzstreben, die den Objektivträger halten. Die Objektivposition kann so relativ frei vertikal verändert werden.
Hergestellt wurden die Kameras von Holmes Brothers in Islington und vertrieben von George Houghton & Sons in London. Ab 1904 war Holmes Brothers dann Teil der neu gegründeten Houghtons Ltd. Zu den bekanntesten Modellen der Sanderson-Reihe zählt das hier gezeigte Modell „Regular“, das 1904 vorgestellt und bis in die 1930er Jahre hergestellt wurde. Angeboten wurde die Sanderson Regular in den Aufnahmeformaten „quarter-plate“, sheet-film 4x5, „half-plate“ und sheet-film 5x7.
Die werksmäßig angebotene Objektivbestückung reichte um 1910 (ungefähre Datierung des hier gezeigten Exemplars) vom Beck Aplanat 7.7 bis zum Zeiss Protar 6.3. Später gab es dann auch 4.5 Optik (Zeiss Tessar, Cooke Aviar und Ross Xpres). Übliche Verschlüsse waren zunächst Unicum, Compound oder Koilos, später dann Compur oder Betax. Das vorliegende Exemplar im quarte-plate-Format ist mit einem Ensign Anastigmat 5.8 (Serie I) im Koilos ausgestattet.
Die umfangreichen vertikalen Verstellmöglichkeiten des Objektivträgers hatte ich oben bereits erwähnt. Man kann das Objektiv also nach oben und unten, nach vorn und nach hinten verschieben und außerdem noch in der Achse neigen. Um dem Balgen bei einer Verschiebung nach oben Platz zu schaffen, ist ein Teil der Oberseite des Gehäuses aufklappbar. Eine horizontale Verstellung des Objektivträgers ist nicht möglich. Ansonsten besitzt die Kamera einen doppelten Auszug mit verdecktem Trieb. Außerdem gibt es für Weitwinkelaufnahmen noch einen zusätzlichen gehäusenahen Trieb – d.h. die Bodenplatte, auf der die Standarte im Gehäuse ruht, ist ebenfalls per separater Triebschraube verschiebbar. Der Laufboden ist neigbar.
Die Rückseite der Kamera mit dem eingeschobenen Mattscheibenhalter ist mit Metallfedern befestigt. Man kann für den Wechsel von Hoch- und Querformat die gesamte Rückseite drehen.
Der Brillantsucher verfügt über eine drehbare Maske, um zwischen Hoch- und Querformat zu wechseln. Der Sucher zeigt im Übrigen ein sehr gutes und ‚brillantes‘ Sucherbild, obwohl der Spiegel aufgrund seines Alters schon einige kleine Fehlstellen aufweist.
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das sieht so aus, weil auf dem Bild die komplette Rückwand abgenommen ist. Hier mal ein Bild mit abgenommenem Mattscheibenrahmen - da ist das Rechteckformat auch zu sehen.
als Ergänzung zu Axels Houghton Sanderson Regular Kamera möchte ich ein etwas früheres Modell vorstelllen.
Erscheinungsjahr: ca. 1904/05 oder früher mit der Seriennummer 15686
Beschreibung:
Die Kamera ist in einem hervorragenden Zustand. Auffallend ist der sehr warme Messington, den ich noch nie bei einer anderen Kamera gesehen habe - wahrscheinlich höherer Kupferanteil. Der Verschluss löst aus, die Schwenkfront lässt sich leicht bedienen. Laufschiene und Spreizen sind ebenfalls aus poliertem Messing
Beledertes poliertes Mahagonigehäuse Laufboden, Objektivträger und Platte ebenfalls aus poliertem Mahagoni Alle Metallteile sind aus poliertem Messing, teilweise vernickelt. Der Balgen für doppelten Auszug ist aus rotem Leder und innen mit Stoff gefüttert
Objektiv: Aldis Anastigmat Nr. 9294 aus der frühen II-er Serie 1901 - 1905, F/6 - 64
Aldis Brothers wurde 1901 in Sparkhill, Birmingham (England) gegründet, nachdem H. L. Aldis das Unternehmen Dallmeyer verlassen hatte.
Anhand der Seriennummer 9294 lässt sich das Objektiv eindeutig der frühen Produktionsphase der Gebrüder Aldis, also etwa 1901–1905, zuordnen. Dies wird durch die für Aldis-Anastigmaten dokumentierten Seriennummernbereiche und Modellbeschreibungen bestätigt.
Verschluss: Bausch&Lomb Doppelventil - Automat mit den Zeiten 1 - 100 und B und T
interessante und schöne Kamera, besonders die Frontplattenverstellung. Was den Messington angeht: Der wird meist von der Schutzlackierung erzeugt. Unlackiertes Messing würde nach mehr als einhundert Jahren nicht mehr blank aussehen. Größtenteils hat man schnell trocknenden Zaponlack als Korrosionsschutz verwendet, der häufig auch Pigmente enthielt, um dem Messing erstmal einen Ton zu geben. Wirklich blankes Messing wirkt sehr hell, ihm fehlt der warme Ton. Du kannst ja mal an den angelaufenen Stellen mit einer starken Lupe oder einem Stereomikroskop nachsehen. Meist ist hier etwas Zaponlack abgesplittert.
danke für den Hinweis. Das werde ich morgen bei hellem Tageslicht - hoffentlich - mit einer Lupe an einer Rändelschraube ausprobieren. Die Frontplattenverstellung ist tatsächlich irre, habe ich so noch nicht gesehen. Ich kenne nur den Schwenkmechanismus des Rückenteils zur Vermeidung fallender Linien - bei den Kameras aus Rochester. Der Vergleich hinkt zwar, aber die Kamera erinnerte mich bei der Frontplattenverstellung an meine Ente, wenn man beim Kurvenfahren das Lenkrad einschlug und sofort die Handbremse zog. Der 2CV blieb dann in dieser schiefen Stellung stehen.