wie andernorts schon beschrieben, herrscht bei den Vérascope-Modellen des Pariser Herstellers Jules Richard eine beinahe unübersehbare Vielfalt von Modellen und Varianten. Auf der (leider noch immer nicht erreichbaren) Seite stereoskopie.com hieß es dazu: „Von der 'Verascope' (in allen Formaten) wurden insgesamt 78 Modell-Varianten mit 7 verschiedenen Wechselkassetten und 4 verschiedenen Rollfilmmagazinen hergestellt. Eine Zahl wie sie kein zweites Fabrikat auf dem Markt erreicht hat.“ Es ist nicht mein Anspruch, alle diese Varianten zusammenzutragen, aber ein kürzlich angebotenes Exemplar hat mein Interesse geweckt und soll hier vorgestellt werden.
Es handelt sich wie bei allen Vérascopen um eine Stereokamera mit festem Gehäuse aus Messing, das nicht beledert, sondern nur mit Schutzlack überzogen ist. Bemerkenswert ist zunächst das ungewöhnliche Aufnahmeformat 7x13; die Bildfenster haben eine Größe von jeweils 62x62 mm, also geringfügig größer als die für 6x6 üblichen 56x56 mm. In einem Katalog des US-amerikanischen Importeurs Sampson heißt es zu dem in Rede stehenden Modell: „It may be said regarding this camera that Jules Richard strongly favors the 7x13 cm plate over the 6x13 cm. His reason is that the 7x13 cm finished positive consists of two square pictures while the 6x13 cm prints are somewhat wider than they are high. The square stereoscopic print ist by far the more pleasing one to view.“
Gleichwohl erlauben die Plattenmagazine durch Verwendung entsprechender Einsätze auch den Gebrauch von Platten 6x13. Während die kleinen Vérascope 4,5x10,7 angesichts der kurzen Brennweite keine Entfernungseinstellung besitzen, macht die längere Brennweite bei größeren Formaten eine Fokussierung erforderlich. Sie wird mittels Koppelstange realisiert, die die Gesamtverstellung beider Objektive mitsamt Frontplatte ermöglicht. Die Entfernung wird auf einer Skala in einem kleinen Fenster auf der Oberseite abgelesen. Die Koppelstange befindet sich unterhalb der Frontplatte. Die andere Koppelstange dient zur Einstellung der Blende.
Die Kamera ist mit zwei Tessaren 4,5/8,5 cm des Pariser Lizenznehmers Eugen Krauss ausgestattet. Der Verschluss ist der auch in anderen Vérascopen genutzte Chronomos, ein Guillotine-Verschluss mit stufenlos einstellbaren Zeiten. Die Fronplatte ist vertikal verschiebbar. Zur Motivbeobachtung stehen ein eingelassener Spiegelsucher mit Fadenkreuz und ein ausklappbarer Newtonsucher zur Verfügung. Über eine etwas komplizierte Mechanik, die sich mir nicht ganz erschließt, kann ein Drahtauslöser angeschlossen und auf der Oberseite eingehakt werden.
Bemerkenswert ist auch das Rollfilmmagazin, das mit der Kamera kam. Es gehört zum Systemzubehör, was nicht zuletzt darin zum Ausdruck kommt, dass an ihm der Diopter montiert ist; es trägt auch die Seriennummer. Vorgesehen ist es für Rollfilm 116, es passen aber auch 120er Spulen, was es natürlich für heutige Nutzer besonders interessant macht. Mir ist aber noch nicht klar, wie die Filmplanlage sichergestellt wird; auf der dem Objektiv zugewandten Seite ist eine klare Glasplatte montiert, die aber entfernt werden muss, wenn ein Film eingelegt wird. Das muss ich noch testen; auch Rotfenster und mechanisches Zählwerk werden für 120er Film nicht ausgelegt sein.
Eine genaue Bestimmung bzw. zeitliche Einordnung ist mir nicht möglich. Die Kataloge von Auer sowie von Francesch et al. und auch collection-appareils.fr verzeichnen zwar eine Reihe von 7x13-Vérascopen, bei ihnen ist aber die Entfernungsanzeige anders ausgeführt. Mein Exemplar entspricht aber exakt der Abbildung im erwähnten Katalog von Sampson von 1926; mit einer Seriennummer von 45.xxx ist eine Datierung in die 1920er Jahre auch nicht unrealistisch. Die Kamera wird dort nur als Vérascope 7x13 bezeichnet. Für die Ausführung mit Rollfilmmagazin wird ein Preis von 300 Dollar genannt.
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