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[iIa] Ica Stereolette (frühe und unbezeichnete Ausführung)
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17.10.25 16:15
Jan_S 

Moderator

17.10.25 16:15
Jan_S 

Moderator

[ iIa ] Ica Stereolette (frühe und unbezeichnete Ausführung)

Hallo zusammen,

von den zahlreichen Ica-Modellen finde ich besonders die Kameras aus der Übergangszeit um 1909 interessant, die noch Merkmale der Vorgängermodelle von Hüttig, Wünsche oder Krügener aufweisen und zumeist nicht gut dokumentiert sind. Das trifft auch auf die hier vorzustellende Kamera vor, eine frühe Stereolette.



Die Kamera wurde als Ica Stereolette angeboten, und das ist ja auch plausibel – Stereolette ist eine Modellreihe von Stereokameras im Format 4,5 x 10,7, die von Hüttig übernommen wurde und von der es drei Modelle gab. Das hier gezeigte Modell ist übrigens unter Nr. 1775 auch bei Abring verzeichnet.

Eine genauere Inspektion ergab aber doch einige Besonderheiten. Die Stereolette mit Zahntriebeinstellung ist in den mir vorliegenden Ica-Katalogen 1910 verzeichnet; dort wird darauf verwiesen, dass das „[s]eit Jahren als vorzüglichste Klein-Stereocamera auf dem Markt bekannt[e]“ Modell nun „allseitig verbessert“ worden sei, u.a. durch eine gegossene Standarte mit doppelseitigem Zahntrieb und den neuen Anlegefalz (S. 64). Die Kamera wurde später nochmals verändert; ein Exemplar aus dem Jahr 1912 wird im Museum vorgestellt (--> https://blende-und-zeit.sirutor-und-comp...5&thread=21).

Die hier gezeigte Kamera besitzt noch keine gegossene Standarte, ihr Gehäuse ist mit 130 mm auch etwas schmaler als die Modelle seit 1910. Daher passt die Mattscheibenkassette des späteren Modells auch nicht.



Es muss sich also um eine frühere Version handeln. Sie besitzt gar keine Standarte, sondern der Verschluss ist mittig an einem am Schlitten befestigten Metallbügel befestigt und kann daran vertikal verschoben werden. Das Gehäuse ist kleiner, und der Schlitten besitzt die alte Form mit Feststellhebel. Andererseits ist sie mit dem Anlegefalz ausgestattet.

Aber handelt es sich überhaupt um eine Ica-Kamera? Weder am Verschluss noch am Kameragehäuse findet sich ein entsprechender Hinweis – keine Plakette, keine Lederprägung. Auch die Objektive zeigen überraschenderweise keine Beschriftung. Der einzige Hinweis auf das Modell ist der Stereolette-Schriftzug, allerdings ohne die Ica-Schutzmarke (Pentagramm).



Die Stereolette wurde, wie schon erwähnt, bei der Fusion 1909 aus dem Hüttig-Programm übernommen. Händlerkataloge aus dem Jahr 1908 zeigen in der Tag die hier in Rede stehende Kamera, etwa der Katalog von Tauber von 1908:



Die Beschreibung der Hüttig Stereolette trifft genau auf die hier vorliegende Kamera zu; auch der neue Anlegefalz wird erwähnt. Einziger Unterschied ist die Libelle am Brillantsucher. Die Hüttig-Kamera wiederum ist wieder eindeutig als Hüttig-Modell gekennzeichnet (Pentagramm, Schriftzug am Verschluss usw.). Vor diesem Hintergrund ist merkwürdig, dass die mir vorliegende Kamera ihren Hersteller verschweigt. Bei den unbezeichneten Objektiven handelt es sich um solche mit der Lichtstärke 8, in der Hüttig-/Ica-Welt wäre das ein Helios 8/65 mm. Der Verschluss ist leicht als Lloyd VIII zu erkennen, ein Automatverschluss mit einer Momentzeit, B und T.

Der einzige klare und zugleich versteckte Hinweis auf den Hersteller ist das für Ica charakteristische Format der Seriennummer mit vorangestelltem Buchstaben. Das hier vorangestellte A deutet auf frühe Ica-Produktion (1909/10). Dass der Hersteller sonst nirgends genannt wird, könnte darauf hindeuten, dass die Kamera unter anderem Namen, also als Handelsmarkenprodukt, verkauft wurde. Diese Vermutung wird dadurch gestützt, dass die Entfernungsskala in ft ausgelegt ist, die Kamera wurde also exportiert. Es gibt verschiedene Beispiele für frühe umgelabelte Ica-Modelle – so wurde die Atom 51 vom Pariser Kaufhaus Au Bon Marché vertrieben (--> https://www.collection-appareils.fr/x/ht...d_appareil=7741). In Großbritannien bot Butcher die Stereolette an; in der mir vorliegenden Auflage von McKeown (1996) ist allerdings nur die spätere Version abgebildet. Aber das wäre meine Vermutung: Eine Stereolette, die von einem britischen Händler unter eigenem Namen vermarktet wurde.


--
Beste Grüße
Jan

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18.10.25 00:56
axel 

Moderator

18.10.25 00:56
axel 

Moderator

Re: Ica Stereolette (frühe und unbezeichnete Ausführung)

Hallo Jan,

als kleine Ergänzung noch der Hinweis, dass die Stereolette Modell 1909 von Hüttig auch eine Libelle am Brillantsucher hatte:



Beste Grüße

Axel

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1909-ital.jpg 1909-ital.jpg (13x)

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18.10.25 09:57
Jan_S 

Moderator

18.10.25 09:57
Jan_S 

Moderator

Re: Ica Stereolette (frühe und unbezeichnete Ausführung)

Herzlichen Dank, Axel, das ist ein sehr interessanter Beleg! Diese offenbar letzte Ausführung der Hüttig Stereolette (195) besitzt außerdem schon die gegossene Standarte und die Lasche als Handhabe; sie entspricht damit exakt dem ersten Ica-Modell (dort 610), das im Ica-Katalog 1910 präsentiert wird. Es ist wohl davon auszugehen, dass Restbestände des alten Modells nach der Fusion zwar mit Ica-Seriennummern versehen wurden, aber für Handelsmarkenanbieter in den Export gingen. Pavel hat mir bestätigt, dass ein weiteres bekanntes Exemplar aus dem gleichen Nummernkreis ebenfalls keine Beschriftung aufweist.

--
Beste Grüße
Jan

18.10.25 14:59
Pavel_K 

50-99 Punkte

18.10.25 14:59
Pavel_K 

50-99 Punkte

Re: Ica Stereolette (frühe und unbezeichnete Ausführung)

Hallo zusammen,

der Buchstabe A in der Seriennummer wurde nicht von ICA, sondern von Hüttig eingeführt. Die Frage ist, wann. Bernd K. Otto und ich waren uns einig, dass es 1909 war, aber es ist nicht ausgeschlossen, dass es bereits 1908 war. Die zweite Möglichkeit ist, dass Hüttig 1909 eine ältere Version der Stereolette an Butcher oder einen anderen britischen Händler verkaufte. In jedem Fall ist die wahrscheinlichste Datierung dieser Stereolette der Jahreswechsel 1908/1909 oder die erste Hälfte des Jahres 1909.

Beste Grüsse

Pavel

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