Steroco war die Bezeichnung einer Baureihe einfacher Stereokameras von Contessa Nettel, die Modell-Nr. lautete 305. Ich stelle hier ein Exemplar der frühen Ausführung vor, die seit etwa 1920 angeboten wurde.
Es handelt es sich um eine Stereokamera in jumelle-Form für Platten im Format 4,5x10,7. Der Kamerakörper ist zweigeteilt wie bei einem Fernglas. Die Strahlengänge sind also strikt getrennt; das Verschlussgehäuse fungiert gewissermaßen als Brücke; unten ist ein Standfuß fest montiert. Ein Stativgewinde gibt es nicht, es handelt sich offenkundig um eine Handkamera für einfache Ansprüche. (Ich habe auf cameramania.ch die Abbildung eines Exemplars gesehen, bei dem unten ein Metallriegel mit Stativgewinde angenietet ist, dabei scheint es sich aber um einen nachträglichen, etwas rustikalen Umbau zu handeln.)
Von der Unterseite sieht man, dass die Blendeneinstellung über eine Koppelstange an der Rückseite des Verschlusses übertragen wird.
Zum Anpeilen des Motivs stehen ein am Verschlussgehäuse montierter Brillantsucher sowie ein klappbarer Ikonometersucher mit Visier zur Verfügung. Theoretisch kann die Einstellung auch über eine Mattscheibe erfolgen, man findet im Netz auch Exemplare mit entsprechendem Rückteil – ohne Stativgewinde ist das aber wenig sinnvoll...
Die Gehäuseteile bestehen aus Metall und sind mit Eisblumenlack beschichtet. McKeown spricht in der Ausgabe 1997/98 etwas abschätzig davon, die Steroco sei „cheaply made“; der Eindruck ist sicherlich nicht ganz falsch, wenn man die recht rustikale Anmutung der angenieteten Komponenten berücksichtigt. Die Kamera ist mit 320 g (inkl. einer leeren Einzelkassette) auch sehr leicht.
Eine Entfernungseinstellung ist – wie bei vielen einfachen Stereokameras mit lichtschwächeren Objektiven kurzer Brennweite (z. B. Ica Plaskop, Stereofix; Voigtländer Stereofotoskop) – nicht vorgesehen; ab etwa 3 m ist alles scharf. Das vorliegende Exemplar ist mit zwei Meyer Teronaren 5,5/55 in Stereo-Automat-Verschluss (Derval) mit dem Zeitenbereich 1/25–1/100 sowie B und T ausgestattet. Lieferbar waren aber auch Tessare 6,3 (vgl. Abring Nr. 738 und Auer Nr. 2251).
Die Steroco wurde später verbessert und aufgewertet; die Kamera erhielt spätestens 1924 ein einteiliges Gehäuse aus beledertem Holz, ein Stativgewinde sowie eine Entfernungseinstellung und war wahlweise auch mit Tessaren in Compur ausgestattet; diese späte Ausführung schaffte es dann auch für kurze Zeit ins Zeiss Ikon-Programm (--> https://blende-und-zeit.sirutor-und-comp...5&thread=17). Die späte Version ist nach meiner Wahrnehmung wesentlich häufiger.
Ich nehme an, dass solche einfachen Kameras mit hauptsächlich mit bedienungsfreundlichem Filmpack oder mit Einzelkassetten genutzt wurden. Der Falz ist aber kompatibel mit dem der anderen (späteren) Stereokameras von Contessa Nettel; man könnte also auch ein Plattenmagazin anschließen, das ich für das Bild vom Citoskop geborgt habe.
Auf collection appareils sieht man den Katalog eines Händlers aus Chicago von 1939, in dem noch Restbestände des hier gezeigten frühen Steroco-Modells für 7,95 $ statt 17,50 $ angeboten werden (--> https://collection-appareils.fr/x/html/a...el_Steroco.html). Über den ursprünglichen Verkaufspreis dieser Variante in Deutschland habe ich nichts in Erfahrung bringen können, da mir keine zeitgenössischen Kataloge vorliegen und ich bislang auch keine Anzeigen gefunden habe. Auch in der Stereo-Literatur der 1920er Jahre, die mir vorliegt, wird die frühe Steroco, soweit ich sehe, nicht erwähnt.
Abschließend noch die beiden Steroco-Versionen im direkten Vergleich:
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