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[iIa] Voigtländer Stereflektoskop 6x13, 1. Modell
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17.12.24 22:23
Jan_S 

Moderator

17.12.24 22:23
Jan_S 

Moderator

[ iIa ] Voigtländer Stereflektoskop 6x13, 1. Modell

Hallo zusammen,

nachdem Voigtländer seit 1905 Erfahrungen mit starren Stereokameras im Format 4,5 x 10,7 und seit 1913 speziell mit dem dreiäugigen Stereflektoskop gesammelt hatte, folgte 1925 erstmals eine große Version des Stereflektoskop im Format 6x13. Dessen erstes Modell (Prochnow PR 2921), das hier vorgestellt werden soll, ist lt. Prochnow „die kurioseste Stereokamera, die Voigtländer je gebaut hat“ (Prochnow 2, 16–389). Wie er zu dieser Einschätzung kommt, wird gleich erläutert.



Es handelt sich um eine Stereo-Spiegelreflexkamera mit starrem Gehäuse für Platten im Format 6x13. Die etwas merkwürdigen Proportionen sind dem Umstand geschuldet, dass man in diese Kamera den Lichtschacht des kleinen Stereflektoskops (--> https://blende-und-zeit.sirutor-und-comp...5&thread=24) einbaute! Dessen Mattscheibe ist mit effektiv 3,5x3,8 cm nicht nur recht klein – wegen des kurzbrennweitigen Sucherobjektivs (Heliar 4,5/65) war auch ein größerer konstruktiver Aufwand erforderlich, um eine synchrone (Gesamt-)Verstellung aller drei Objektive zu ermöglichen: Es bedurfte eines Übersetzungsgetriebes. Bei den Aufnahmeobjektiven handelt es sich um zwei Heliare 4,5 mit einer für das Format nicht unüblichen Brennweite von 85 mm.

Die Kamera ist ansonsten, was Konzept und Konstruktion betrifft, weitgehend mit dem kleinen Stereflektoskop vergleichbar: Als Verschluss dient ein Stereo-Compur mit einem noch eingeschränkten Zeitenbereich 1–1/150. Dessen Spannhebel ist übrigens um 90° versetzt angebracht, sodass er nicht das Sucherauge verdeckt. Das Objektivbrett ist vertikal in beide Richtungen verstellbar. Die Entfernungseinstellung, die bis 1 m möglich ist, erfolgt über den seitlichen Knopf, der auch über eine Schärfentiefenskala verfügt. Diese hat man beim späteren Modell durch eine Schärfentiefentabelle am Lichtschacht ersetzt. Die Suchermattscheibe ist mit einer Libelle ausgerüstet, im Lichtschacht befindet sich eine ausklappbare Lupe. Einen weiteren Sucher für Aufnahmen aus Augenhöhe besitzt dieses erste Modell noch nicht.






Im Katalog von 1926 findet sich etwas verschämt der Hinweis, dass „das Bild etwas verkleinert“ zu sehen sei; es wird aber stolz darauf verwiesen, dass die Einstellung „auch auf der Mattscheibe der Reflexeinrichtung infolge der sinnreichen automatischen Übersetzung zwischen Einstell- und Aufnahmeoptik kontrolliert werden“ kann (S. 29). Prochnow gibt für das Jahr 1927 einen Verkaufspreis von 430 RM an.



Man findet die Kamera zumeist mit Wechselmagazin. Über einen Adapter lassen sich aber auch Einzelkassetten befestigen, wie beim gezeigten Exemplar zu sehen.



Beim vorliegenden Exemplar hat jemand den federnden Stift für die Rückteilverriegelung durch eine Ringschraube ersetzt; eine etwas rustikale Lösung. Die nach oben versetzte Position der Verriegelung ist allerdings korrekt; eine mittige Anordnung, wie sie das zweite Modell zeigt, würde zu einer Kollision mit dem Entfernungsknopf führen. Daraus folgt aber auch, dass frühe Rückteile und Kassetten eine Aussparung an entsprechender Stelle hatten und nicht in der Mitte; dennoch lassen sie sich untereinander austauschen, wenn auch ohne Verriegelung.
Die leicht verlierbaren ledernen Objektivdeckel hat ein findiger Bastler mit einem Metallstreifen verbunden und somit bewahren können.



[Fortsetzung im Folgebeitrag]
--
Beste Grüße
Jan

Zuletzt bearbeitet am 17.12.24 22:33

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17.12.24 22:24
Jan_S 

Moderator

17.12.24 22:24
Jan_S 

Moderator

Re: Voigtländer Stereflektoskop 6x13, 1. Modell

[Fortsetzung]

Das Stereflektoskop 6x13 sollte aber nicht nur mit dem kleineren Modell verglichen werden, sondern vor allem mit dem ebenfalls 1925 erschienenen Konkurrenzprodukt des Braunschweiger Mitbewerbers: Das große Heidoscop 6x13 von Franke & Heidecke (im Museum die späte Ausführung: --> https://blende-und-zeit.sirutor-und-comp...5&thread=39) kam in kleiner Auflage von ca. 100 Stück erstmals im Juni/Juli 1925 auf den Markt. Es erschienen also zu gleicher Zeit zwei sehr ähnliche Produkte; beides waren die einzigen Stereo-Spiegelreflexkameras im Format 6x13. Das Heidoscop war mit 595 RM deutlich teurer, wegen des Suchers aber technisch natürlich im Vorteil – die Mattscheibe war größer, außerdem konnte man einen 45°-Spiegel einklappen und aus Augenhöhe fotografieren. Der hauseigene Zentralverschluss ermöglichte als kürzeste Zeit bereits die 1/300 s. Da fiel es wohl nicht ins Gewicht, dass F & H ‚nur‘ Frontlinsenverstellung anbot.

Prochnow macht, was die Marktsituation betrifft, übrigens unterschiedliche Angaben. Im Rollei-Report (Bd. 1: 2-47) von 1993 schreibt er im Zusammenhang mit der Notwendigkeit, das Heidoscop weiterzuentwickeln, es habe beim Braunschweiger Mitbewerber „schon seit 1914 das große Stereflektoskop 6x13“ gegeben. Das trifft aber offenbar nicht zu; im Voigtländer-Report Bd. 2 (2005), in dem die Entwicklung bei Voigtländer detailliert nachgezeichnet wird, stellt er es genauer dar: Demnach gab es Anfang der 1920er Jahre auf beiden Seiten bei den kleinen Kameras Innovationen (Sucher, Verschluss); F & H hatte im Heidoscop ein Sucherobjektiv mit höherer Lichtstärke verbaut, das ein helleres Sucherbild lieferte; "Voigtländer konterte mit seiner ersten Kamera im größeren Format 6x13 cm, deren Absatz eher zögerlich begann und kaum nennenswerte Stückzahlen erreichte" (Voigtländer-Report 2: 16-389).

Letzteres freut natürlich den Sammler; die kuriose und interessante Kamera ist nicht sehr häufig. Die späteren Versionen – das zweite Modell erschien 1928 (--> https://blende-und-zeit.sirutor-und-comp...5&thread=47) sind leichter zu finden. Größere Unterschiede zwischen Voigtländer und Franke & Heidecke bestehen, soweit ich sehe, mit den späteren Modellen nicht mehr – allerdings machte Franke & Heidecke sich auch im Stereobereich den Rollfilm zunutze und bot Rollfilmmagazine und das 'Roll-Heidoscop' --> Rolleidoscop an, während Voigtländer an der Platte festhielt.


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Beste Grüße
Jan

Zuletzt bearbeitet am 17.12.24 22:43

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