[ iIa ] Voigtländer Stereflektoskop 6x13, 2. Modell
Hallo Forum,
unter der Bezeichnung Stereflektoskop bot Voigtländer seit 1913 Stereokameras mit Spiegelreflexsucher an, also dreiäugige Kameras. Zunächst gab es das Modell nur im kleinen Stereoformat 4,5x10,7, erst 1925 folgte das Format 6x13. Die einzelnen Modelle dieser Reihe lassen sich anhand ihrer konstruktiven und gestalterischen Merkmale unterscheiden, ausführlich dargestellt im Voigtländer-Report von Prochnow. Hier sei das zweite Modell des Stereflektoskop 6x13 vorgestellt, das 1928 auf den Markt kam (Prochnow PR 2924).
Es handelt sich um eine Spiegelreflex-Stereokamera für Platten 6x13 mit starrem Gehäuse. Ausgestattet ist sie mit drei Heliaren 4,5/75. Der Mattscheibensucher ist mit einem Klappenlichtschacht mit ausklappbarer Lupe versehen, unter der (Original-)Mattscheibe befand sich eine Libelle. (Beim vorliegenden Exemplar wurde die Mattscheibe offenbar einmal ausgetauscht.) Für Aufnahmen aus Augenhöhe kann ein Rahmensucher aufgeklappt werden.
Dass es sich hier um das zweite Modell handelt, ist entscheidend. Denn beim etwas kuriosen ersten Modell in 6x13 (1925–1928) (--> https://blende-und-zeit.sirutor-und-comp...5&thread=52) wurde noch ein Sucherobjektiv mit 65 mm Brennweite verwendet, das das Bild auf eine kleine Mattscheibe 4x4 warf, während die Aufnahmeobjektive eine Brennweite von 85 mm besaßen. Es bedurfte daher zur Scharfeinstellung eines gesondertes Getriebes (s. Prochnow Bd. 2, S. 16-389).
Der Verschluss ist ein Stereo-Compur 1–1/250. Die Entfernungseinstellung von 1,1 m bis ∞ erfolgt mit dem seitlichen Drehknopf, der die gesamte Objektivplatine bewegt. Das Objektivbrett ist vertikal verstellbar. Zeit und Blende werden über die Einstellräder auf der Vorderseite gewählt.
Kleines Detail am Rande: Die Kamera ist gewissermaßen eine ‚Linkshänder-Kamera‘; sie ist so gebaut, dass bei Aufnahmen aus der Hand mit dem linken Daumen ausgelöst wird (wie übrigens auch bei den Heidoscop-Kameras von Franke & Heidecke). Man beachte ferner die originalen, mittels Kordel fixierten Objektivdeckel aus Leder. (1936 wurde das Stereflektoskop mit einer Abdeckklappe versehen, die das gesamte Vorderteil schützte. Prochnow setzt dafür ein eigenes Modell an, PR 2925).
Die Kamera ist, wie in dieser Klasse üblich, mit einem Schnellwechselmagazin ausgestattet, das 12 Platten enthält; sie werden durch Betätigung des Auszugs gewechselt, ein Zählwerk informiert über den Aufnahmevorrat. Alternativ können auch Einzel- oder Filmpackkassetten oder ein Mattscheibenrahmen angeschlossen werden, dafür ist ein Adapter erforderlich. Durch den Spiegelreflexsucher hat aber der Gebrauch einer Mattscheibe an Bedeutung verloren. Ein Rollfilmmagazin war nicht lieferbar.
Die Kamera war im Zeitraum 1928–1935 im Angebot, im Jahr 1930 betrug der Preis 450 RM. Damit war sie immerhin 45 RM günstiger als das Heidoscop des Braunschweiger Mitbewerbers (hier im Museum das 4. Modell von 1931, bei dem der Preis angesichts sinkender Nachfrage schon reduziert wurde: -- > https://blende-und-zeit.sirutor-und-comp...5&thread=39).
Im direkten Vergleich hat das Stereflektoskop zumindest theoretisch zwei Vorteile: den moderneren (Compur-)Verschluss – alle Heidoscope besaßen einen hauseigenen Verschluss mit Luftbremse – und die Gesamtobjektivverstellung (beim zeitgenössischen Heidoscop wurden die Frontlinsen bewegt). In der Werbung wurde das wohl herausgestellt; ob der Verschluss tatsächlich zuverlässiger arbeitet und ob die Gesamtobjektivverstellung in der Praxis Vorteile hat, kann ich nicht beurteilen. Auf jeden Fall handelt es sich in beiden Fällen um hochwertige Präzisionskameras, keine Frage.
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