[ iIa ] Zulauf Polyscop, Modell I [Zuordnung nach Thiele 2023]
Hallo zusammen,
unter der Bezeichnung Polyscop (bzw. Polyskop, beide Schreibweisen waren üblich und wurden nicht konsequent genutzt) boten bekanntlich die Ica bzw. später Zeiss Ikon seit 1912 Stereokameras in Kastenbauweise an; einige Modelle wurden im Forum bereits gezeigt:
Ein solches frühes Polyscop aus Zulauf-Produktion soll hier vorgestellt werden:
Es handelt sich um eine sehr einfache Stereokamera in Kastenbauweise (leicht konisch zulaufende Jumelle-Form) für Platten 4,5x10,7. Die Kamera besitzt einen simplen Guillotine-Verschluss mit einer Momentzeit (ca. 1/25) und Z; verbaut sind zwei Achromate mit der Brennweite 12/6,5 cm. Eine Naheinstellung ist nicht vorgesehen; die Belichtung kann mittels Lochblende (Werte 12, 18, 25) variiert werden. Als Sucher fungiert ein abklappbarer Newtonsucher; auch eine Mattscheibe kann anstelle eine Kassette eingeschoben werden. Der Auslöser verfügt über einen Kranz mit Außengewinde, über das ein Drahtauslöser montiert werden kann. Die Kamera besitzt ein Metallgehäuse und ist mit 485 g überraschend schwer.
Eine Herstellerbezeichnung fehlt; die Kamera ist nur als Polyscop gekennzeichnet. Die Seriennummer findet sich direkt auf der Frontplatte. Spätere Ica-Kameras tragen hingegen einen deutlichen Hinweis auf den Hersteller und im Innern eine Seriennummer mit vorangestelltem Buchstaben, der auf das Herstellungsjahr verweist.
Die Zulauf-Modelle wurden bis IV durchnumeriert. Bei der vorliegenden Kamera dürfte es sich um ein Polyscop des Typs 0 handeln. Es ist in einem Artikel von Roland Sieboth (PhotoDeal 52 [2006], S. 60–64, hier S. 60) abgebildet, es wird auch in frühen Druckschriften von Zulauf gelistet, die ich nicht selbst gesehen habe, die aber wissenschaftlich dokumentiert sind (W. Baur: Zürcher Photoindustrie- und Photohandelsfirmen von den Anfängen bis ca. 1930. Zürich: ETH 1989; dort S. A6). Bei Kadlubek ist unter ZUL0040 ein Polyscop ohne Nummer gelistet – mit Einfachverschluss und Achromat –, aber als „Stereo-Magazin-Box-Kamera“ mit Rahmensucher ausgewiesen, was hier nicht zutrifft.
Aber: Gehäuseform, -abmessungen, Form und Lage der Bedienungselemente zwar sehr ähnlich, aber nicht identisch. Das Ica-Gehäuse besteht aus Holz und ist geringfügig größer, wie der Vergleich zeigt. Bei Zulauf-Modell ist die konische Form stärker ausgeprägt; die Abmessungen betragen 12,2 x 4,3 (vorn) und 13,5 x 5,3 (hinten) bei einer Tiefe von 8 cm.
Die Gegenüberstellung offenbart weitere Unterschiede im Detail: Beim Zulauf-Modell ist die Frontplatte vorgesetzt und an den Ecken verschraubt, bei der Ica ist sie bündig eingelassen. Der Falz ist nicht kompatibel; Kassetten des Typs Ica 721 passen nicht in das Zulauf-Modell.
Die Veränderungen wurden aber vermutlich erst im Laufe der Ica-Produktion vollzogen. Aus ebay ist mir ein Exemplar bekannt, das die Gestaltung der Zulauf-Version besitzt, aber mit Ica gekennzeichnet ist und eine Ica-Seriennummer (mit vorangestelltem C: --> Bj. 1913) trägt.
Bemerkenswert die Position der Schrift: Wenn sich die Kamera in Fotografierhaltung befindet (Stativaufnahme unten, Auslöser oben), steht die Beschriftung auf dem Kopf…
Gebaut wurde das Polyscop 0, folgt man den Angaben von Baur, seit 1904/1905. Über die Stückzahlen ist nichts bekannt; insgesamt scheinen die Zulauf-Kameras eher selten zu sein.
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mir liegt seit heute ein einschlägiger Beitrag von Hartmut Thiele (Gottfried Zulauf & Co. Ein Schweizer Kamerahersteller. Photo-Antiquaria 157 [2023], S. 50–54) vor. Auf dieser Basis möchte ich meine Modellzuordnung korrigieren; nach den Angaben und Abbildungen bei Thiele handelt es sich bei der vorgestellten Kamera um das Modell I , vorgestellt 1905 (bei Thiele S. 51, Abb. 4). Vom Modell 0, das ich zunächst und vielleicht etwas vorschnell angenommen hatte, liegt nur eine Skizze vor (abgebildet bei Sieboth).