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[iIa] Zeiss Ikon Polyskop 609 [6x13]
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13.01.24 16:36
Jan_S 

Moderator

13.01.24 16:36
Jan_S 

Moderator

[ iIa ] Zeiss Ikon Polyskop 609 [6x13]

Hallo zusammen,

unter der Modellbezeichnung Polyskop (bzw. Polyscop) wurden – zunächst seit 1908 von Zulauf, 1912–1926 von Ica und schließlich bis zum Ende der Produktion Anfang 1930 von Zeiss Ikon – Stereokameras in den Formaten 4,5x10,7 und 6x13 angeboten. Dabei gibt es eine große Vielfalt hinsichtlich der Konstruktion, der verwendeten Verschlüsse, der Ausführung der Naheinstellung, der Sucher, des Frontplattendesigns und natürlich der optischen Ausstattung. Selbst die Schreibweise der Modellbezeichnung war nicht konstant.

Hier soll die letzte Ausführung des Polyskops 609 vorgestellt werden; die Kamera wurde unter der Bestell-Nr. 609/3 U im Zeitraum 1926 bis 1930 von Zeiss Ikon angeboten. Es handelt sich um eine Stereokamera mit starrem Gehäuse für Platten im Format 6x13. – An dieser Stelle ist darauf hinzuweisen, dass die Modell-Nr. 609 seit 1929 für die Polyskop-Kameras beider Formate verwendet wurde; die zuvor als Polyskop 607 geführte Kamera im Format 4,5x10,7 trägt im Katalog 1929 die Nummer 609/1, das 6x13-Modell die Nummer 609/4 (sofern mit Wechselkassette ausgestattet). Solche merkwürdigen Nummernänderungen, die die Bestimmung erschweren, gab es auch bei den Ikoflex-Modellen.



Die Frontplatte trägt die Bezeichnung Ica-Polyskop, und an der linken Seite findet sich der Hinweis Ica Akt.-Ges. / Dresden. Es liegt also nahe, das vorliegende Exemplar als Ica-Kamera einzuordnen. Allerdings trägt die rechte Seite der Frontplatte das Logo von Zeiss Ikon; die Kamera wurde also von Ica produziert, nach der Fusion 1926 ins Programm von Zeiss Ikon übernommen und in der Folgezeit von Zeiss Ikon verkauft; sie findet sich auch in den Zeiss Ikon-Publikationen.



Die Produktionszeit des Gehäuses dürfte 1922–24 sein, wie die Seriennummer mit vorangestelltem <J> zeigt. Die Objektive wurden allerdings erst 1930 hergestellt, als die Ica schon in der Zeiss Ikon AG aufgegangen war. Deshalb habe ich dieses Exemplar als Zeiss Ikon-Kamera klassifiziert. Dazu ist zu sagen, dass ZI gar keine neuen Stereokameras auf den Markt gebracht hat, sondern die Gehäuse der Vorgängerfirmen mit Zeiss Ikon-Label versehen und – ggf. mit geringfügigen Änderungen (s. u.) – abverkauft hat. Dass das Gehäuse deutlich älter ist, scheint darauf hinzudeuten, dass der Verkauf der Polyskope in den 1920er Jahren schon rückläufig war.

Gegenüber dem früheren Polyskop 609 in 6x13 weist dieses Modell einige Neuerungen, z. T. auch Vereinfachungen auf (zum Vergleich hier die Modelle nebeneinander):



Die Entfernungseinstellung erfolgt nicht mehr über einen obenliegenden Hebel, der die Frontplatte bewegt und Gesamtverstellung der Objektive bewirkt, sondern über ein Drehrad an der Vorderseite; fokussiert wird nun über die Frontlinsen, die technisch schlichtere Lösung. Ein Ica-Polyskop mit Frontlinsenfokussierung hat es gem. der ausführlichen Modellübersicht bei Otto nicht gegeben; diese Neuerung scheint also aus der ZI-Zeit zu kommen. Otto listet allerdings auch eine Variante 609/1 mit Gesamtobjektivverstellung, die er in den Zeitraum September 1928 bis 1929 datiert.



Als Sucher für Aufnahmen aus Augenhöhe ist nun ein Ikonometer eingebaut, frühere Polyskope besaßen einen seitlichen Newtonsucher. Den Newtonsucher führen zusätzlich auch Otto und die zeitgenössischen Kataloge (z. B. 1929) auf, das vorliegende Exemplar besitzt ihn aber ebenso wenig wie andere, z. T. neuwertige Exemplare, die ich im Netz gefunden habe. Ansonsten gibt einen eingebauten Spiegelsucher und natürlich die Möglichkeit der Mattscheibenbetrachtung. Die Objektivplatte ist vertikal verschiebbar. Zeit und Blende werden ebenfalls über Stellräder auf der Frontplatte eingestellt.
Während das alte Ica Polyscop durch horizontale Verschiebung der Objektive und Verschwenken der Stereotrennwand auch als Panoramakamera für das gesamte Format 6x13 genutzt werden konnte, ist dies beim Zeiss Ikon Polyskop nicht mehr möglich.





Die Mattscheibe kann gegen Einzelkassetten oder Wechselkassette ausgetauscht werden; üblich waren bei diesen Kameras Wechselkassetten. Auch die Arretierung des Mattscheibenrahmens bzw. der Kassetten wurde gegenüber der früheren Ica-Variante geändert, überhaupt sind die Teile zu meiner Überraschung nicht kompatibel; der Mattscheibenrahmen mit der Bezeichnung G68 lässt sich nicht am älteren Polyskop montieren.

Verbaut sind zwei Tessare 4,5/7,5 in Stereo-Compur (1–150); das alte Modell in 6x13 hatte Objektive mit einer Brennweite von 9 cm. In der vorliegenden Ausstattung wurde die Kamera im Zeitraum 1926–1930 für 445 RM angeboten; das vorliegende Exemplar dürfte also eines der letzten Polyskope überhaupt sein.

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Beste Grüße
Jan

Zuletzt bearbeitet am 16.10.24 23:19

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