ein Segment meiner Sammlung bilden seit einiger Zeit Stereokameras für Platten 4,5x10,7 und 6x13. Leider kann ich sie bislang nicht nutzen, da ich kein Rollfilm-Magazin besitze. Vor diesem Hintergrund ist ein Neuzugang von besonderem Interesse, der
Umbau einer Rietzschel bzw. Agfa Kosmo-Clack in eine Stereo-Rollfilmkamera. Hier das gute Stück, das ein italienischer Anbieter nur schlicht als Stereokamera inseriert hatte und das ich für einen zweistelligen Betrag bekommen konnte.
Basis ist eine Rietzschel Kosmo-Clack. Dabei handelt es sich um eine Stereo- und Panoramakamera für Platten 4,5x10,7, angeboten seit 1916 von Rietzschel (München), nach der Übernahme durch Agfa als Agfa-Kamera weitergeführt und bis 1930 im Programm. Hier ein Vergleich mit einer 'normalen' Kosmo-Clack, die auf dem Mattscheibenrückteil das Agfa-Logo trägt und so als Agfa-Kamera erkennbar ist.
Aufgrund der vagen Beschreibung nahm ich zunächst an, das groß dimensionierte Rollfilmmagazin sei fest mit der Kamera verbunden. Hier zunächst noch zwei Ansichten der Kamera:
Bei näherer Inspektion stelle sich aber zu meiner Überraschung heraus, dass das Magazin abnehmbar ist und die Kamera regulär mit Plattenkassetten bestückt werden kann.
Zunächst zur Kamera: Fokussiert wird mittels Balgenauszug über den kleinen Triebknopf rechts. Die Verschlusseinheit ist abnehmbar, an ihrer Stelle kann ein Vorsatz zum Betrachten von Stereobildern eingesetzt werden. Die Kamera ist also eine Art Multifunktionsgerät. Das gilt auch für das Aufnahmeformat: Die Frontplatte lässt sich zur Seite schieben, sodass das linke Objektiv in der Mitte des Bildfensters liegt. Es sind dann Panoramaaufnahmen 4,5x10,7 möglich; die Zwischenwand zwischen den Bildfenstern wird dann automatisch zur Seite geschwenkt (was bei diesem Exemplar nicht mehr funktioniert). Das Objektivbrett ist vertikal verstellbar. Eingebaut sind zwei Solineare 4,5/6,5 cm in Stereo-Compur 1–1/250.
Die Kamera wurde mit modernerem Zubehör ausgestattet und modifiziert: Sie bekam eine weitere Wasserwaage für die horizontale Ausrichtung, der Verschluss wurde mit einem Synchronkontakt nachgerüstet, und es wurde ein hochwertiger Spiegelsucher aus Wetzlar montiert. Außerdem wurde ein Selen-Belichtungsmesser angebaut.
Auf diese Weise sollte die Kamera nutzbar gemacht werden. Dazu bedurfte es eines Filmmagazins, und das stellt die eigentliche Besonderheit dieses Exponats dar. Zunächst fällt die Größe auf – es ist für 120er Rollfilm vorgesehen; es bleibt natürlich beim Aufnahmeformat 4,5x10,7. Aber 120er Rollfilme waren und sind leichter zu bekommen als 127er. Die Ausführung des Magazins ist funktional, stabil, in mancherlei Hinsicht auch raffiniert und aiufwendig; manches, vor allem die Metallkonstruktion im Innern, wirkt recht 'grobschlächtig'.
Hier ein Blick ins Innere:
Erkennbar sind die Knöpfe für die Filmspulen. Der Film läuft über die dicken roten Rollen; eine davon ist mit einem Bildzählwerk gekoppelt. Die Andruckplatte wird mit dem Drehknopf auf der Unterseite, der auf eine Exzenterscheibe wirkt, Position gebracht und sorgt (hoffentlich) für gute Filmplanlage. Mechanisch scheint alles zu funktionieren.
Hier das sorgfältig gearbeitete Zählwerk:
So sieht das Magazin von außen aus:
Ich bin schon gespannt darauf, mit dieser Kamera Stereoaufnahmen zu machen. Die technischen Voraussetzungen scheinen jedenfalls gegeben zu sein, es funktioniert alles. Evtl. passt das Magazin sogar an andere Stereokameras; der Falz scheint jedenfalls mit denen von Ica-Kameras kompatibel zu sein, ich weiß allerdings nicht, ob das Auflagemaß stimmt.