hier ein Neuzugang meiner Stereo-Abteilung – die Ihagee "Photoklapp" Stereo-Automat (Mod. 1715).
Es handelt sich um eine Stereo-Faltkamera für Platten im Format 6x13. Die Besonderheit dieses Modells besteht im Springmechanismus, d.h., das Objektiv richtet sich beim Öffnen automatisch auf und nimmt die Unendlich-Position ein. Die Naheinstellung erfolgt über einen Radialhebel.
Ähnliche Stereokameras mit derartiger Konstruktion gab es beispielsweise auch von Ernemann (Heag XV Stereo) und Ica (Stereolette Cupido; s. hier: https://blende-und-zeit.sirutor-und-comp...5&thread=23), allerdings im kleinen Stereoformat 4,5x10,7. Beim größeren Format dominieren Laufboden- und vor allem Kastenkameras.
Die Identifikation des Modells ist zunächst nicht ganz leicht. Das Modell 1715 ist in vielen Katalogen und Lehrbüchern abgebildet; hier die Beschreibung aus dem Katalog 1932:
Der Verkäufer gab aber an, es handele sich nicht um das Modell 1715, sondern um ein früheres Modell. Dazu scheint zu passen, dass die vorliegende Exemplar mit zwei Meyer Trioplan 6,3 in Pronto ausgestattet ist, während der Katalog Ihagee-Anastigmate 6,3 (und weitere Objektive) nennt. In der Tat findet man bei Kadlubek (IHA0990) eine Ihagee "Stereokamera" 6x13 mit Ihagee-Anastigmaten 6,3/80 in "Prontor" [!] (recte wohl Pronto) von 1912, eine Abbildung habe ich aber nicht gefunden.
Nach genauerer Inspektion bin ich aber überzeugt, das Modell 1715 vor mir zu haben:
1. In den Abmessungen und in allen konstruktiven Details entspricht sie, soweit man das der Abbildung entnehmen kann, den Angaben im Katalog. 2. Die Objektive weisen eine doppelte Bezeichnung auf: Ihagee Anastigmat Meyer Görlitz Trioplan 6,3/8; Ihagee verschweigt also den Hersteller nicht, weist ihn im Katalog aber auch nicht aus. Der im Katalog mit der Sigle V bezeichnete Einfach-Verschluss ist wohl der Pronto. 3. Die Seriennummern der Objektive legen ein Baujahr um 1930 nahe.
Die Ausstattung der Kamera entspricht ansonsten dem Marktüblichen: Brillantsucher (der hier leider fehlt), eigenwillig geformter Rahmensucher (mit integriertem Visier), Mattscheibenrückteil. Kassettten werden über einen Falz angeschlossen. Ob auch Wechselmagazine passen, habe ich noch nicht probiert.
Die Kamera wird in der zeitgenössischen Literatur öfter erwähnt, etwa bei Ed. Tropsch, Die Praxis der Stereoskopie (1931) als typische Vertreterin einer Stereo-Faltkamera. Auf dem heutigen Sammlermarkt ist sie meiner Wahrnehmung nach aber deutlich seltener als die Ica-Modelle. Vielleicht ist sie auch weniger haltbar; die Mechanik kommt mir fragiler vor als die der Stereolette Cupido.
Das vorliegende Exemplar wurde übrigens von Bink in München ("Photo-, Berg- u. Wintersport") verkauft.